Zwei Konvois demonstrierender Bauern zuckelten am Montag durch den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, alle wichtigen Autobahnzufahrten waren blockiert, ebenso wieder am Nachmittag im Berufsverkehr.
Demonstration mit NachspielBonner Polizei ermittelt wegen Misthaufens
Traktoren mit Protestplakaten starteten am frühen Montagmorgen nicht nur am Wachtberg (wie berichtet), um Kundgebungen in Bonn oder der Umgebung zu erreichen. Das gleiche Bild bot sich in Bornheim sowie in Meckenheim-Merl, wo Landwirte friedlich die Autobahnzufahrten blockierten. In Miel hinderte ein Misthaufen an der Weiterfahrt in Richtung A 61.
Kurz vor 8 Uhr gingen auch die ersten Traktoren auf der Siebengebirgsstraße in Wesseling in Position und blockierten aus Protest über die Pläne der Ampelregierung die Autobahnzufahrten zur A 555 in Fahrtrichtung Köln und Bonn. Dasselbe Szenario spielte sich auf der Roisdorfer Straße an den Zubringern zur A 555 in Bornheim-Hersel ab.
Insgesamt sprach der Landwirt Norbert Pesch aus Bornheim-Brenig von 60 Traktoren, die zwischen 7.30 Uhr und 11 Uhr und am Nachmittag zwischen 15 und 18 Uhr in Wesseling und in Bornheim sämtliche Zufahrten zur A555 lahmlegten. Pesch hatte die Protestaktion in Wesseling auch angemeldet. Alles verlief friedlich. Auf Plakaten standen Aufschriften wie „Die Ampelpolitik bricht allen das Genick“, und „Stirbt der Bauer, stirbt das Land“.
Bornheimer Gastronomen beteiligten sich wegen der Mehrwertsteueränderung
Nicht einmal die Autofahrer wirkten verärgert. Einige zeigten den Daumen hoch, andere hupten kurz hintereinander, als sie an den Landwirten vorbeifuhren. Nicht gesperrt waren nämlich die Autobahnabfahrten. „Die durften wir nicht blockieren“, merkte Pesch an. Der Protestaktion hatten sich auch Speditionen aus dem Stadtgebiet Bornheim angeschlossen und Gastronomen, die gegen die Anhebung der Mehrwertsteuer für Gastro auf die vormaligen 19 Prozent protestierten.
Demonstranten in Meckenheim erhielten sogar Kaffee von Anwohnern
Viele positive Reaktionen hatte auch Landwirt Manfred Felten aus Meckenheim registriert, der mit zahlreichen Kollegen am Morgen die Auffahrt zur A 565 Richtung Bonn blockiert hatte. „Anwohner haben uns sogar Kaffee gebracht“, freute sich Felten. Schulbusse und Schwertransporte hätten sie natürlich durchgelassen, das Zusammenwirken mit der Polizei sei entspannt gewesen. Er ärgere sich massiv über die Begrifflichkeit, die zurzeit in den Medien gebräuchlich sei: „Es wird dort immer von Subventionsabbau gesprochen, aber es geht für uns um Steuererhöhungen.“
Die Landwirte könnten im europäischen Wettbewerb einfach nicht mehr mithalten, so Felten, und müssten immer mehr Vorgaben erfüllen, aber mit immer weniger auskommen. Kurz nach 10 Uhr hatten sie die Zufahrt wieder freigemacht und reihten sich in die Sternfahrt nach Bonn ein.
Demonstration aus Polizeisicht
Mit mehr als 100 Einsatzkräften begleitete die Bonner Polizei die verschiedenen Konvois der Landwirte. Dabei kam es nur zu nebensächlichen Zwischenfällen. So brannten an einem Ort morgens Strohballen. Und die Autobahnzufahrt in Miel ist mit einer großen Ladung Mist blockiert worden.
Diese Spontanaktion zieht ein Ermittlungsverfahren nach sich. Die Polizei musste die Räumung der Straße veranlassen, die dann erst um 11.09 Uhr wieder genutzt werden konnte. Bis zum Abend hatte das Bürgertelefon der Polizei etwa 70 Anrufe, frei nach dem Tenor: Was ist das? Wie kommen wir da raus?
Ab dem einsetzenden Berufsverkehr blockierten Bauern erneut Autobahnanschlüsse für Standkundgebungen.