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PlanungstourWas wünschen sich die Bornheimer von der Mobilität der Zukunft?

Lesezeit 5 Minuten
Der Kreisverkehr in Bornheim an der Bonner Straße Ecke Siefenfeldchen.

Der Kreisverkehr in Bornheim an der Bonner Straße Ecke Siefenfeldchen stellt für einige Verkehrsteilnehmer eine Gefahrenquelle dar.

Als Spaziergang fand die geführte Planungstour durch Roisdorf und Bornheim statt, bei der Bürger ihre Anliegen zur Mobilität äußern konnten.

„Es ist ein überschaubarer Kreis, aber das ist gut für einen intensiven Austausch“, begrüßte Maximilian Probierz, Technischer Angestellter der Stadt Bornheim, die Bürger, die sich zu einer Planungstour durch das Bornheimer Zentrum am Roisdorfer Bahnhof einfanden. Sieben Personen waren der Einladung der Stadt gefolgt.

Von fehlenden Möglichkeiten, die Bonner Straße zu überqueren bis hin zu Gefahrenstellen für Verkehrsteilnehmer: Die Bürger hatten bei der Tour die Möglichkeit, im direkten Austausch mit der Verwaltung und der Planersocietät zu besprechen, wo ihres Erachtens in Sachen Mobilität Verbesserungsbedarf besteht.

Die Analysephase für das integrierte Mobilitätskonzept sei bereits abgeschlossen worden, erklärte Probierz. Das Mobilitätskonzept soll ein Handlungsrahmen sein für die nachhaltige Entwicklung der Stadt (wir berichteten). Dabei sollen Vorschläge für Maßnahmen für die unterschiedlichen Verkehrsmittel entwickelt werden.

Die Planungstour durch Roisdorf und Bornheim sei Teil eines breit angelegten Bürgerbeteiligungsprozesses: Neben den Touren gehörten dazu laut Probierz auch ein Online-Tool zur Beteiligung und ein Mobilitätsforum, was im Oktober stattfand.

Mobilstation am Roisdorfer Bahnhof und Querungshilfen über die Bonner Straße

Angelo Podeschwa und Lisa Schmitz von der Planersocietät aus Dortmund führten gemeinsam mit Maximilian Probierz von der Stadt Bornheim durch den Ort.

Angelo Podeschwa und Lisa Schmitz von der Planersocietät aus Dortmund führten gemeinsam mit Maximilian Probierz von der Stadt Bornheim durch den Ort.

Die Tour startete am Roisdorfer Bahnhof, wo Lisa Schmitz von der Planersocietät aus Dortmund kurz das Konzept der geplanten Mobilstation erläuterte: „Bei der Mobilstation handelt es sich um ein schon viel besprochenes Thema. Hier sollen verschiedene Verkehrsmittel miteinander verknüpft werden.“ Das Ziel sei, dass weniger Menschen komplette Strecken mit dem Auto zurücklegen. Stattdessen soll die Mobilstation ein Umsteigen auf andere Verkehrsmittel erleichtern.

Auf eine Zwischenfrage eines Bürgers, wie es denn mit der Gestaltung des Bahnhofes aussähe, führte Probierz an: „Es gibt hier unterschiedliche Zuständigkeiten und alles muss aufeinander abgestimmt werden.“ Andreas Erll, Amtsleiter des Stadtplanungs- und Liegenschaftsamts der Stadt Bornheim ergänzte: „Es gibt Grenzen, was die Bahn mitmachen möchte.“ Er sei schon seit 30 Jahren bei der Stadt und so konkret, wie es heute ist, sei es noch nie gewesen, gab er sich zuversichtlich.

RVK-Leihräder stehen am Roisdorfer Bahnhof.

Am Roisdorfer Bahnhof sollen Verkehrsteilnehmer dank einer Mobilstation bald die Möglichkeit haben, von einem Verkehrsmittel auf ein anderes umzusteigen.

Noch vor der zweiten Station am SUTI-Center bliebt die Gruppe auf der Bonner Straße neben der Einfahrt zum Penny-Supermarkt auf Wunsch vor Erll stehen: „Wir können uns hier mehr Querungshilfen vorstellen - und auch Tempo 30.“ Dafür würden sie auf eine Abstufung der Straße hoffen, die eine Landesstraße ist. Als sich die Teilnehmer wieder in Bewegung setzten, erzählte Karlheinz Fischer aus Roisdorf von einem Unfall, den er hier erlebt hatte. Er stand mit seinem Fahrrad auf dem Gehweg, als ihn ein Auto nicht gemerkte und seinen Vorderreifen streifte.

Aufenthaltsqualität am SUTI-Center

Am SUTI-Center, der zweiten Station, stand vor allem die Aufenthaltsqualität im Fokus. „Das hier ist eine Art Fußgängerzone und Begegnungsort. Teil des Mobilitätskonzepts ist auch, öffentliche Plätze umzugestalten“, erklärte Schmitz von der Planersocietät. „Was ist das SUTI-Center für Sie?“, fragte sie in die Runde und wollte wissen, ob die Bornheimer sich Aufenthaltsplätze wünschen.

Karlheinz Fischer führte an, dass es schön wäre, wenn die Fahrradständer überdacht werden könnten. Eine andere Bürgerin sah keinen Bedarf einer Umgestaltung: „Da brauche ich jetzt keine Blumentöpfe.“

Eine Gruppe steht am SUTI-Center in Roisdorf.

Die Teilnehmer sprachen am SUTI-Center über die Aufenthaltsqualität auf Plätzen in Roisdorf.

„Vielleicht braucht man nicht die großen Plätze, sondern es reichen auch zwei, drei Bäume und eine Bank“, schlug Rolf Tüschen aus Bornheim vor.

Unterschiedliche Lösungsansätze für Schulmobilität

Anschließend ging es vom SUTI-Center zum Alexander-von-Humboldt-Gymnasium. „Gerade zu den Stoßzeiten ist hier viel los“, sagte Probierz. An Schulen sei es mit der Mobilität oft schwierig, auch weil es noch immer viele Elterntaxen gebe, ergänzte Schmitz: „Dafür gibt es unterschiedliche Lösungsansätze, zum Beispiel Schulstraßen.“

Als es um die Frage ging, wie mehr Schüler dazu motiviert werden können, mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen, klinkte sich Rainer Berns, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) der Ortsgruppe Bornheim, ein und forderte: „Um das langfristig zu erhöhen, müsste die Radinfrastruktur verbessert werden.“ Rolf Tüschen fragte daraufhin, ob es einen Schulwegeplan gebe. „Schulwege sind so individuell, daher gibt es so etwas nicht“, antwortete Probierz.

Karlheinz Fischer, der selbst in einem Repar-Café in Bornheim aktiv ist, kam in dem Zusammenhang eine Idee: „In der Schule könnte es auch einen Repair-Nachmittag oder so etwas geben. Die Kinder könnten lernen, ihre Fahrräder selbst zu reparieren.“ So könne man sie auch für das Thema begeistern.

Geteilter Geh- und Radweg stellt Verkehrsteilnehmer vor Herausforderungen

Karlheinz Fischer steht mit seinem Fahrrad auf dem Geh- und Radweg auf der Bonner Straße.

Karlheinz Fischer bemängelt die fehlenden Möglichkeiten der Straßenüberquerung auf der Bonner Straße.

Weiter unterwegs auf der Bonner Straße wurde ein Problem mehrfach deutlich: Fußgänger und Radfahrer müssen sich hier den Weg teilen. Dabei gibt es keine Markierungen auf dem Boden, die die Verkehrsteilnehmer voneinander trennen würden. Immer wieder klingelte es von hinten und Radfahrer düsten an der Gruppe vorbei. „Es ist schade, dass es hier zu einem Konflikt zwischen nachhaltigen Fortbewegungsmitteln kommt“, sagte Schmitz, als die Gruppe den Kreisverkehr am Siefenfeldchen/ der Bonner Straße erreichte.

Am Kreisverkehr komme es außerdem immer wieder zu Gefahrensituationen zwischen Radfahrern und Autofahrern. Das wussten auch die Teilnehmer der Planungstour, die das Geschehen neugierig beobachteten. Eine Lösung könnte sein, dass die Radfahrer auch auf der Straße fahren dürfen. „Die Radfahrer könnten selbst entscheiden, wo sie fahren“, erklärte Rainer Berns vom ADFC.

Dort, wo der gemeinsame Geh- und Radweg auf der Königsstraße endet, und die Radfahrer auf die Straße wechseln müssen, zeigte sich an diesem Nachmittag ein weiteres Problem: Geparkte Fahrzeuge erschweren die Sicht für Radfahrer, aber auch für Autofahrer. So ist der Wechsel vom Radweg auf die Straße mit einem erhöhten Gefahrenrisiko verbunden.

Fehlen Bäume auf dem Peter-Fryns-Platz?

Ein Weihnachtsbaum steht auf dem Peter-Fryns-Platz.

Ein Weihnachtsbaum steht auf dem Peter-Fryns-Platz.

Die Planungstour endete auf dem Peter-Fryns-Platz, auf dem im Moment ein großer weihnachtlich geschmückter Tannenbaum steht. Auch hier wurden die Teilnehmer gefragt, wie sie die Aufenthaltsqualität einschätzen. Daraufhin führte Berns an, dass der Platz auch für Veranstaltungen genutzt werde und hob dies positiv hervor.

„Wenn der Weihnachtsbaum nicht hier stehen würde, wäre es nicht sehr grün. Gerade für heiße Tage wären schattenspendende Bäume eine gute Möglichkeit“, erörterte Probierz. Teilnehmer Tüschen ergänzte, dass Begrünung für die Psyche wichtig sei.

„Schade, dass es so wenig Feedback gab“, resümierte Berns die Planungstour, zu der nur eine handvoll Bürger gekommen waren. Probierz erklärte, dass die Stadt mit verschiedenen Formaten unterschiedliche Leute ansprechen wolle. Außerdem hatte sich die Stadt dazu entschieden, die Planungstour nachmittags um 15 Uhr zu beginnen, um mehr Zeit im Hellen zu haben. Zudem verwies er darauf, sich mit Anregungen und Ideen melden zu können und den Prozess weiter zu verfolgen.