18 Firmen aus unterschiedlichen Branchen stellten sich und ihre Ausbildungsmöglichkeiten beim Speeddating „Berufe live“ in Bornheim vor.
Ausbildungen und BerufeSpeeddating „Berufe live“ an der Heinrich Böll-Gesamtschule in Bornheim
„Wer schlau ist, der hat heute seinen Lebenslauf und ein Bewerbungsschreiben mitgebracht, denn heute trefft ihr hier auf die Entscheider von Unternehmern aus der Region“, sagte Klaus Hannak, Schulleiter der Heinrich Böll-Gesamtschule (HBG), als er mehr als 300 Schülerinnen und Schüler zum Speeddating „Berufe live“ in der Aula der Schule begrüßte. Ihm sei klar, dass viele Jugendliche noch nicht wüssten, was sie später einmal werden möchten: „Mit 18 wusste ich auch noch nicht, dass ich irgendwann einmal Lehrer werden würde.“
Gerichtet war das Angebot an Jugendliche der Stufen 8 bis 10. Aus den unterschiedlichsten Branchen waren 18 Firmen mit dabei: von der Bundeswehr, der NRW-Finanzverwaltung, dem Polizeipräsidium, medizinischen Anbietern, Einzelhändler oder dem Handwerk und der Bäckerei bis zum Industrieanlagenbauer. Sie alle suchten Praktikanten und Auszubildende. Viele Unternehmer brachten ihre Azubis mit, die aus erster Hand aus ihrem Berufsalltag auf Augenhöhe berichten konnten. Zuvor konnten sich die Schüler bereits vier Unternehmen, die sie besonders interessierten, aussuchen und entsprechend Fragen oder Bewerbungsunterlagen vorbereiten.
Speeddating-Format sei bisher gut angekommen
Das Speeddating-Format sei, so Studien- und Berufswahlkoordinatorin Anja Warnke, die den Aktionstag organisiert hatte, bislang gut angekommen, denn die HBG hat diese Aktion bereits zweimal angeboten. Allerdings lief das Speeddating nicht, wie etwa bei der Partnersuche üblich, in einer eins-zu-eins-Situation ab, sondern vielmehr in Gruppengesprächen und Workshops. Anders wäre dies aufgrund der Vielzahl an Schülern auch nicht möglich gewesen, erläuterte Mike Peters, der bereits zum dritten Mal dabei war, und zwei Apotheken in Bornheim und Remagen betreibt.
Peters warb nicht explizit für seine Apotheken, sondern viel mehr für die Berufe an sich: „Ich stehe heute hier für unsere vielseitigen Berufsfelder, stellvertretend für alle 18.000 Apotheken in Deutschland“, erklärte er und fügte hinzu: „Tendenz fallend.“ Auch, wenn immer mehr Läden aufgeben, Fachkräfte werden weiterhin dringend gesucht, etwa die Pharmazeutisch Technische Angestellten (PTA) oder der Pharmazeutisch Kaufmännische Angestellte (PKA). Wer möchte, kann später ein Studium dranhängen und es bis zum approbierten Apotheker schaffen: „Ich möchte zeigen, dass viele Wege in den Beruf führen“, so Peters.
Auch die Backmanufaktur Nelles aus Sechtem war mit dabei
Süß und bunt ging es an den Tischen der Backmanufaktur Nelles aus Sechtem zu. Donevan Kurenbach, Personalreferent und Assistent der Geschäftsleitung bei dem Familienunternehmen, sowie Konditormeisterin Melanie Büchsler, zeigten, wie kreativ das Bäckereihandwerk sein kann. Vor allem Mädchen interessierten sich dafür, mit einer mit buntem Zuckerguss gefüllten Spritztüte, Schokokugeln oder Marzipanherzen die bunten Berliner Ballen zu verzieren.
Auch die beiden Freunden Viki (15) aus Wesseling und die 16-jährige Anna aus Rösberg waren dabei. Sie dekorierten ihre Berliner jeweils mit den Namen der anderen Freundin. „Das ist nicht so leicht, wie es aussieht“, sagte Kurenbach. Viki sah dies anders: „Das ging ganz gut, ich habe das auch schon mal gemacht.“ Sie spielt mit dem Gedanken, in dem Betrieb einen Minijob anzunehmen. Auch Anna fand es nicht so schwierig: „Ich backe und dekoriere einfach sehr gerne, deswegen macht mir das Spaß.“ Sie könnte sich vorstellen, bei Nelles später einmal eine kaufmännische Ausbildung zu beginnen.
Baumschule Ley aus Meckenheim war ebenfalls vertreten
Erstmals bei dem Speeddating dabei war die Baumschule Ley aus Meckenheim, vertreten durch Produktionsmitarbeiter Simon Schenatzky. Begleitet hatten ihn die beiden Auszubildenden Katja Peters und Rieka Wohlrab. Sie werden nach ihrer Lehre als Gärtnerinnen in den Fachrichtungen Baumschule beziehungsweise Produktionsgärtnerin arbeiten. Rieka Wohlrab geriet ins Schwärmen, als sie die Vorzüge ihres Berufes beschrieb. Vitamin-D-Mangel im Winter? „Das kenne ich nicht, ich bin auch im Winter den ganzen Tag an der frischen Luft in der Sonne, denn das ist das Tolle an dem Beruf, man arbeitet draußen, ist in Bewegung und sitzt nicht wie in der Schule den ganzen Tag am Schreibtisch.“
Doch das sei noch längst nicht alles. „Ich erlerne einen Beruf, bei dem ich viel beobachten und lernen kann, wie Pflanzen wachsen, und ich schaffe etwas mit meinen eigenen Händen.“ Genau das mache den Beruf aus, schilderte auch Simon Schenatzky: „Wir sind Produzenten, die auf dem Feld Bäume aufschulen und das nicht nur für heimische Gärten, sondern auch für Parkflächen oder Straßenbegrünung.“
Fähiger Nachwuchs für die Bundeswehr gesucht
Ganz andere Interessen haben der 15-jährige Brojar und der 16-jährige Paul. Die beiden Jugendlichen aus Bornheim könnten sich vorstellen, später einmal bei der Bundeswehr zu arbeiten. Paul schätzt die Vielseitigkeit der Ausbildung und die Möglichkeit, an unterschiedlichen Standorten arbeiten zu können, aber auch die Vorzüge, etwa, dass die Bundeswehr die Finanzierung des Führerscheins übernimmt: „Doch vor allem ist mir wichtig, meinem Volk zu dienen“, betonte Paul.
„Wir suchen Nachwuchs für alle Laufbahnen, vom Unteroffizier bis zum Feldwebel“, erklärte der Hauptgefreite Ayman Sabbah. Angesichts der aktuellen Krisen und Kriege macht Sabbah zwei Entwicklungen aus. Auf der einen Seite gebe es Leute, die sich lieber zurückziehen aus Sorge im Kriegsfall eingesetzt zu werden. Auf der anderen Seite seien da jene, die sich gerade jetzt ausbilden lassen möchten, um vorbereitet zu sein, falls es zum Ernstfall kommt und das Land verteidigt werden müsste.
Was es heißt, vor Ort an der Front zu kämpfen, das konnte der 78-jährige Klaus Olshausen berichten. Er war 22 Jahre lang Soldat und Ende der 1990er Jahre für ein halbes Jahr im Kosovo im Einsatz. Zum Ukrainekrieg sagte er: „Der Krieg ist eben da, wir müssen mit ihm umgehen. Am Ende müssen und wollen wir uns doch verteidigen, wenn es ernst wird.“ Zudem sei es wichtig, genügend fähigen Nachwuchs für die Bundeswehr zu finden, um beispielsweise Putin zu signalisieren, dass Deutschland wehrhaft sei und sich verteidigen könne. Olshausen ist übrigens auch Mitglied des Rotary Clubs-Bornheim, der den Aktionstag mit unterstützt hat.