Schmierereien auf Hinweisschildern der Kirchen beschäftigen den Staatsschutz. Es handelt sich um Zeichen der Grauen Wölfe.
Kirchenschilder in Bornheim-HerselStaatsschutz ermittelt nach Schmierereien – das bedeuten die Zeichen
Was auf den ersten Blick wie eine sinnlose Schmiererei aussieht, beschäftigt nun den Staatsschutz: Wie Pressesprecher Simon Rott vom Polizeipräsidium Bonn auf Anfrage der Rundschau bestätigte, sind in Hersel an der Rheinstraße die Hinweisschilder auf Gottesdienste der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde an der Rheinstraße und in Auerberg an der Kölnstraße ein Schaukasten der Klosterkirche der Redemptoristen beschmiert worden.
Rott erklärte, dass es sich in beiden Fällen um drei Halbmonde handele („Üç Hilal“). Die Flagge mit den drei Halbmonden diente im Osmanischen Reich unter anderem als Kriegsflagge und ist heutzutage das Parteilogo der extrem nationalistischen türkischen „Partei der Nationalistischen Bewegung“ (MHP), die als Urorganisation der „Ülkücü“-Bewegung („Graue Wölfe“) gilt.
„In den vorliegenden Fällen handelt es sich um Sachbeschädigungen, die aufgrund des politisch motivierten Hintergrunds beim Staatsschutz bearbeitet werden“, betonte der Presssprecher.
Derzeit liegen weder Täterhinweise noch Informationen zu den Hintergründen vor. Ob es zurückliegend im Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei jemals Sachbeschädigungen in ähnlicher Ausführung gegeben habe, könne nicht ohne weiteres valide recherchiert werden, so Rott. Aus den letzten Wochen seien zumindest keine Fälle bekannt.
Graue Wölfe: Demiral sorgte für Eklat
Während der Fußball-EM in Deutschland sorgte der türkische Nationalspieler Merih Demiral für einen Eklat, als er nach dem gewonnenen Achtelfinalspiel seiner Mannschaft gegen Österreich den Wolfsgruß gezeigt hatte. Er wurde daraufhin von der UEFA für zwei Spiele gesperrt. Viele Anhänger der türkischen Mannschaft zeigten vor und während des Viertelfinalspiels gegen die Niederlande am 6. Juli den umstrittenen Gruß der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung. Die Niederlande gewannen die Partie mit 2:1 und zogen ins Halbfinale ein.
Für die Aufstellung und damit auch für die Beseitigung von Vandalismusschäden müssten die jeweiligen Kirchengemeinden selbst aufkommen, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung von einem Vertreter, der namentlich nicht genannt werden möchte, des betroffenen Seelsorgebereichs Bornheim – An Rhein und Vorgebirge. Zunächst werde versucht, die Farbe selbst zu entfernen. Sollte dies nicht gelingen, müssten neue Schilder angefertigt werden. Pro Schild wären dann rund 150 Euro fällig die man lieber in soziale Projekte investiert hätte.
Täter könnten mit Haft bestraft werden
Sollten die Täter geschnappt und verurteilt werden, dann drohe ihnen laut Paragraph 303 des Strafgesetzbuches für die „rechtswidrige Beschädigung einer fremden Sache“ eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe.
Die Anzeigen sowohl aus Bornheim als auch aus Bonn sind beim Polizeipräsidium Bonn am Donnerstag, 11. Juli, eingegangen. Wer etwas beobachtet hat, kann sich unter Tel.: (0228) 15-0 bei der Kriminalpolizei melden.