AboAbonnieren

Gemeindefusion beschlossenKirchengemeinden am Vorgebirge und in Hersel vereinen sich bis 2026

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf den Haupteingang der evangelischen Versöhnungskirche in Bornheim an der Königstraße.

Die evangelische Versöhnungskirche in Bornheim an der Königstraße.

Die Evangelische Kirchengemeinden am Vorgebirge und Hersel wollen Herausforderungen gemeinsam stemmen und zum Jahresbeginn 2026 fusionieren.

Große Veränderungen kommen auf die Gläubigen der evangelischen Kirchengemeinden am Vorgebirge und in Hersel in den kommenden Monaten zu: Zum 1. Januar 2026 wollen die beiden bislang unabhängigen Gemeinden fusionieren. Dies erklärte Pfarrer Steffen Sorgatz am Rande des Neujahrsempfangs der Evangelischen Kirchengemeinde Hersel gegenüber der Rundschau.

Die Probleme sind bekannt: Pfarrermangel, rückläufige Kirchensteuereinnahmen, Kirchenaustritte, aber auch die energetische Sanierung der Gebäude seien eine große Herausforderung. Sie sollen laut den Vorgaben der Landeskirchen möglichst klimaneutral saniert werden: „Auf Dauer können wir das aber finanziell nicht stemmen“, meinte Sorgatz. Erst im vergangenen Jahr wurde ein Teil des Herseler Gemeindehauses an der Mertensstraße saniert. Dann ging der Gemeinde das Geld aus, so dass die restlichen Arbeiten nicht mehr fertiggestellt werden konnten.

Gebäude aufgeben?

Ob die beiden Bornheimer Gemeinden auch Gebäude aufgeben müssen, wie etwa in Swisttal oder Meckenheim geschehen, konnte Sorgatz nicht sagen, schloss dies aber langfristig nicht aus: „Noch steht nichts fest. Noch ist keine Aufgabe geplant, aber ich vermute, es wird so kommen.“ Veränderungen auch in der KottenforstgemeindeDie Überlegungen einer engeren Zusammenarbeit zwischen den beiden Gemeinden laufen schon seit Monaten. Aus anfänglichen Kooperationsgesprächen wurden mittlerweile Fusionsgespräche, schreibt Pfarrer Michael Verhey vom Seelsorgebereich 3 der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge im aktuellen Gemeindebrief. Verhey ist zuständig für Alfter.

Die Presbyterien der Kirchengemeinden Vorgebirge und Hersel hatten den Gläubigen in mehreren Gemeindeversammlungen ihre Pläne bereits vorgestellt: „Auch wenn der Prozess der Fusion viel Arbeit machen wird und womöglich bei manchen Gemeindegliedern und Mitarbeitern mit Sorgen im Blick auf die anstehenden Veränderungen verbunden ist, sind wir doch davon überzeugt, dass wir die Herausforderungen, vor denen wir als evangelische Kirche stehen, am besten mit vereinten Kräften bestehen können“, schreibt Verhey.

Namensvorschläge erwünscht

Der Prozess ist in vollem Gange. So sind die Protestanten an Rhein und Vorgebirge aufgerufen, Namensvorschläge für die neue Kirchengemeinde einzureichen. Möglich wäre eine Bezeichnung, die sich an der Geografie orientiere, aber auch ein Name, der ein theologisches Profil ausdrücke, wäre denkbar. Auch die Pfarrstellen gelte es neu zu ordnen: Welcher Geistliche wo welche Aufgaben übernehmen soll. Demnächst wird Pfarrer Dieter Katernberg, zuständig für Bornheim, in den Ruhestand gehen. Dann stünden nur noch 2,5 Pfarrstellen zur Verfügung. Derzeit überlegen die Presbyterien, ob neue Pfarrbezirke gebildet oder die Aufgaben zwischen den Pfarrern neu verteilt werden.

Geklärt werden muss auch, was aus den Vermögen, den Verbindlichkeiten, den Immobilien und den Verträgen mit den Mitarbeitern der neuen Kirchengemeinde wird, da die neue Gemeinde Gesamtnachfolgerin der beiden ursprünglichen Kirchengemeinden wird. Die Finanzausschüsse beider Gemeinden beraten bereits. Zum 1. Januar 2026 soll für die neue fusionierte Gemeinde ein Doppelhaushalt für 2026/27 vorbereitet werden. „Bei all diesen Schritten, die erst einmal alle ziemlich technisch klingen, wird es darum gehen, dass wir auch weiter als evangelische Kirchengemeinde vom Vorgebirge bis zum Rhein mit guter Arbeit wahrnehmbar und wirksam und nahe bei den Menschen sein können“, heißt es von Michael Verhey.

Was ist mit der Kottenforstgemeinde?

Froh sind die Protestanten, dass mit Hilfe des Kirchenkreises Bonn nach dem Abschied von Pfarrer Eckhart Altemüller im vergangenen Jahr mit Niels Wey ein Nachfolger im Gemeindeteil Hemmerich angetreten ist. Wey arbeitet auch an der Neukonzeption mit. Auswirkungen haben die Veränderungen auch auf die beiden Kindergärten der Kirchengemeinde Hersel in Sechtem und Buschdorf, schilderte Steffen Sorgatz. Die Kirchengemeinde wird die Trägerschaft abgegeben an die nächst höhere Ebene, sprich den Kirchenkreis Bonn: „Die Kindergärten werden evangelisch bleiben, wir wollen sie aber in professionellere Hände geben.“ Kooperationsgespräche laufen auch mit der Evangelischen Kottenforstgemeinde und Pfarrer Andreas Schneider. Ob sich die Gemeinde ebenfalls der neuen Gemeinde Vorgebirge/Hersel anschließe, das müsse laut Verhey noch entschieden werden.

Fest steht bereits jetzt: Die Kreissynode hat in einem Beschluss im Herbst 2022 sogenannte Kooperationsräume eingerichtet, in denen die Zuständigkeiten der verbleibenden Pfarrpersonen organisiert werden, heißt es auf der Internetseite der Kottenforstgemeinde. Demnach gehen laut dieser Entscheidung die Bezirke 1 (Röttgen/Ückesdorf) mit der Thomaskirche und dem Kooperationsraum 3 (Bonner Westen) und der Bezirk 2 (Witterschlick/Oedekoven) voraussichtlich ab Januar 2026 getrennte Wege. Der Bezirk 2 wurde bereits dem Kooperationsraum 1 (Alfter/Bornheim/Hersel), also der neu entstehenden Kirchengemeinde, zugewiesen. Von einer Fusion ist aber noch keine Rede.

Das Cello-Ensemble des Uniorchesters Bonn spielt ein Konzert in der Kirche.

Beim Neujahrsempfang der Evangelischen Kirchengemeinde Hersel gab das Cello-Ensemble des Uniorchesters Bonn ein Konzert.

Nach dem von Pfarrer Sorgatz gehaltenen Gottesdienst hatte die Gemeinde zum Neujahrsempfang mit einem Imbiss und Umtrunk ins Pfarrheim eingeladen. Anschließend gab das Cello-Ensemble des Uniorchesters Bonn wie bereits zum Neujahrsempfang 2024 ein Konzert in der Pfarrkirche. Seit 2017 treffen sich die Musiker regelmäßig an Wochenenden zu Cellotagen im Herseler Gemeindezentrum, schilderte David Witte, Leiter des Ensembles. Die elf Musikerinnen und Musiker präsentierten am Sonntagmorgen unter anderem Hits von „a-ha“ („Take On Me“) „Nothing Else Matters“ von „Metallica“ in der Version der Cello-Rockband „Apocalyptica“ sowie Melodien aus „Harry Potter“ und „Pippi Langstrumpf“ sowie zum Abschluss die schottische Neujahrsweise „Auld Lang Syne“.