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Bonner Werkstätten in HerselSchwerstbehinderte in Quarantäne – kein „Corona-Ausbruch“

Lesezeit 4 Minuten

In den Bonner Werkstätten in Hersel arbeitet derzeit nur etwa 60 Prozent der Belegschaft.

Bornheim-Hersel – Bei den Bonner Werkstätten in Hersel soll es einen „Corona-Ausbruch“ gegeben haben. Doch dem ist offenbar nicht so. Laut Rhein-Sieg-Kreis gibt es zwei infizierte Beschäftigte – einen mit und einen ohne Behinderung. Andreas Heß, Geschäftsführer der Lebenshilfe-Bonn-Tochter, erklärte der Rundschau, wie es zu dem Gerücht gekommen sein dürfte, das am Wochenende Eltern und Mitarbeiter erschreckt habe.

„Bei einem Schnelltest vorige Woche gab es am Morgen ein positives Ergebnis“, so Heß: „Weil wir in der kommenden Woche ohnehin einen Impftermin haben, ist vorsorglich der gesamte Arbeitsbereich in Quarantäne geschickt worden.“ Es handelt sich um den Bereich für Schwerstbehinderte. Die Anordnung dazu traf allerdings die Behörde, wie Rita Lorenz als Pressereferentin des Rhein-Sieg-Kreises der Rundschau sagte. Behinderte Menschen würden vom Kreis, weil sie sich erfahrungsgemäß schlechter selbst schützen könnten als andere, sofort als Kontaktperson der ersten Kategorie eingestuft.

„Ohne Test wäre es explodiert“

Am Donnerstag und am Freitag sind Beschäftigte routinegemäß getestet worden. Von den etwa 90 Getesteten, so Heß, hätten am Montag nur in fünf Fällen noch keine Ergebnisse vorgelegen. Alle anderen Tests seien negativ. „Das zeigt doch, dass unsere Schutzmaßnahmen funktionieren und auch der Test sinnvoll ist. Ohne Test wäre es explodiert.“ Damit meint Heß, dass sich das Virus ansonsten rasant verbreitet hätte. Er sei „stolz, wie achtsam und aufmerksam die Menschen mit Behinderung und auch das Personal“ die Regeln befolgten.

Heß geht davon aus, dass sich ein Mitarbeiter mit Behinderung bei einem Angestellten im Wohnumfeld angesteckt hat. Entsprechend sorgfältig wird die Impfung vorbereitet: „Es wird verschiedene Eingänge geben und ein großes Zeitfenster.“

Corona-Fälle

2 positive Corona-Tests haben am Freitag bei den Bonner Werkstätten dafür gesorgt, dass der Bereich für Schwerbehinderte vorsorglich unter Quarantäne gestellt wurde. Etwa 90 Personen sind laut Geschäftsführung der Behindertenwerkstatt getestet worden. (mfr)

Ein Beschäftigter der Werkstätten hatte sich am Wochenende anonym an die Rundschau gewandt und unter anderem „mangelnden Infektionsschutz“ und zu viele Beförderte im Zubringerbus bemängelt. Heß stellte darum dar, was in den Bonner Werkstätten alles unternommen wird. Von den üblicherweise 360 Beschäftigten seien 40 Prozent im Homeoffice. Für die also deutlich verringerte anwesende Belegschaft wurde der Platz zur Einnahme des Essens deutlich vergrößert. So wird nicht nur in der Kantine gegessen, sondern auch in einem eigens dafür aufgestellten Zelt. Tische seien weit auseinander positioniert worden, Plexiglasscheiben als Spritzschutz installiert. Es werde kontrolliert gelüftet und es gebe deutlich mehr Zeit zum Essen als im Normalbetrieb – mehr als zwei Stunden statt nur anderthalb. „Heute ist sogar teilweise im Freien gegessen worden“, sagte der Geschäftsführer am Montagnachmittag.

Zwei „Corona-Manager“ mit Vollzeitstellen kümmern sich laut Heß in den Behindertenwerkstätten um die Sicherheit während der Pandemie. Sie verwalten das Hygienematerial, passen Prozesse an, dokumentieren alle Maßnahmen und bereiten die Impftermine vor. Geimpft werden sollen alle Menschen mit Behinderung sowie das mit ihnen eng zusammenarbeitende Personal, nicht aber die Verwaltung.

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Unter anderem wurde den Bonner Werkstätten in dem anonymen Schreiben vorgeworfen, die Behinderten würden in wechselnder Besetzung arbeiten, so dass sie zu viele Kontakte hätten. Doch laut Heß wird sehr darauf geachtet, dass die üblichen Gruppen beibehalten werden: „Teils essen diese Gruppen sogar in ihren Bereichen. Wir schotten sie strickt ab und orientieren uns dabei ganz eng an den Regeln.“ Der Geschäftsführer betont, wie intensiv und früh die Bonner Werkstätten den Corona-Schutz angegangen seien. „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen mit sieben oder acht Millionen Euro Industrieumsatz. Hier werden Lebensmittel verpackt– Schokolade und für Verpoorten, außerdem kommissionieren wir Medikamente. Wir sind ein zigfach zertifizierter Betrieb mit entsprechendem Qualitätsmanagement.“

Kritik an Zubringerbussen

Ein Teil der anonym verbreiteten Kritik richtet sich an die Fahrer der Zubringerbusse. Sie würden ihren Mund-Nase-Schutz nicht korrekt tragen, die Busse seien zu voll, ... „Diese Fahrdienste sind vom Landschaftsverband beauftragt. Nach unserer Bewertung allerdings werden die Corona-Regeln eingehalten“, sagte Heß. Zudem sei dieselbe Zahl an Bussen im Einsatz wie vor der Pandemie, obwohl weniger Beschäftigte ins Werk kämen. Allerdings hätten die Buslinien nicht neu zusammengestellt werden können.

„Besorgte Leute finden sich überall“, sagte Gerhard Bank vom Elternbeirat in Absprache mit Beiratskollegen auf Anfrage der Rundschau. Er ist Vater eines Mitarbeiters mit Behinderung in den Bonner Werkstätten. „Ich hole meinen Sohn am Wochenende nach Hause, und wenn ich ihn wieder hinbringe, wird er getestet.“ Der Beirat überzeuge sich immer wieder von der Situation im Haus. „Ein solches Schreiben ist sicher Anlass, über Dinge nachzudenken. Aber ich habe hier keine Bedenken.“ Auch der Rhein-Sieg-Kreis hat keine. „Dem Kreis ist nichts bekannt, was zu weiteren Regelungen Anlass gäbe“, so Rita Lorenz.