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Bomben auf BornheimKirchturm brannte wie eine lodernde Fackel

Lesezeit 3 Minuten
Kein Glas, kein Dach, kein Turm. So sah die Kirche aus.

Kein Glas, kein Dach, kein Turm. So sah die Kirche aus.

Als nach Bombenabwürfen auf das Vorgebirge im Herbst 1944 die mittelalterliche Pfarrkirche brannte, retteten Helden die wichtigsten Heiligenfiguren. Eine Ausstellung erinnert daran.

Es ist Dienstag, der 17. Oktober 1944. Schon morgens um 8.50 Uhr heulen in Walberberg die Sirenen. Wer kann, bringt sich in Sicherheit. In Bunkern und Verstecken hören die Menschen ab 9.30 Uhr das fürchterliche Pfeifen und Zischen der Bomben in der Luft. Sekunden später erschüttern Detonationen die Erde. In den Kellern und Bunkern ist die Stimmung bedrückend. Die Menschen haben Angst – viele bangen um ihr Leben. Noch ahnen sie nicht, dass an diesem Morgen auch das „Herz ihrer Gemeinde“, ihre geliebte Pfarrkirche in Schutt und Asche liegen sollte.

Als um 11.08 Uhr endlich die Entwarnung gegeben wird und die Menschen ins Freie gehen, sehen sie es: Der alte, gut 50 Meter hohe, aus Eichenbalken gezimmerte Turm ihrer Kirche steht lichterloh in Flammen. „Er brannte wie eine lodernde Fackel“, schreibt der Vorsitzende des Förderkreises Historisches Walberberg, Heribert Keßler, in seinem Bericht zum 80. Jahrestag der Kirchenzerstörung. Die aktuellen kriegerischen Aktivitäten in Europa und der Welt haben die Walburga-Gemeinschaft, unterstützt vom Förderkreis Historisches Walberberg, dazu bewogen, den 80. Jahrestag mit einer Gedenkstunde zu würdigen.

So hat die alte Kirche vor dem Bombenangriff innen ausgesehen: Die Kirche ohne Dach, ausgebrannt. Repo: Klose

So hat die alte Kirche vor dem Bombenangriff innen ausgesehen. Repo: Klose

„In Friede leben zu dürfen, ist ein unsagbar hohes und wertvolles Gut“, erklärt der Vorsitzende der Walburga-Gemeinschaft, Hans Dieter Wirtz. Bis vor 79 Jahren sei auch im Vorgebirge Krieg gewesen, mit allem, was dazu gehört - Zerstörung, Tod und Verzweiflung. „Die Auswirkungen sind überall gleich – heute und gestern“, sagt Wirtz. Kriege seien immer und überall grausam und würden keine Gewinner kennen.

Es ist also kein Zufall, dass die Gedenkfeier am 17. Oktober um 18 Uhr in der Pfarrkirche stattfinden wird – mit Vorträgen, Musik und auch Momenten des Innehaltens. Zusätzlich wird eine Ausstellung mit Fotografien eröffnet, die bis Ende Oktober in der Kirche zu sehen sein wird.

Die Brände im Pfarrsaal und im Pfarrhaus konnten damals relativ schnell gelöscht werden. Zwar hatte die freiwillige Feuerwehr schon 1943 eine erste Motorspritze. Was jedoch fehlte, war Löschwasser. Der damals auf dem Kirmesplatz angelegte Löschteich war trocken. Der Kirchturm brannte komplett nieder und fiel schließlich brennend auf das barocke Kirchenschiff. „Am helllichten Tag wurde es in Walberberg an diesem Tag dunkel“, weiß Wirtz.

So hat die alte Kirche vor dem Bombenangriff innen ausgesehen. Repo: Klose

So hat die alte Kirche vor dem Bombenangriff innen ausgesehen. Repo: Klose

Seine Tante war damals gerade acht Jahre alt. Sie hat ihm von den dunklen Rauchwolken erzählt, die, als die Kirche brannte, den Himmel über Walberberg völlig verdeckten. Menschen aus dem Dorf waren zur Kirche hinaufgelaufen, um zu helfen, aber auch, um wenigstens einen Teil der Kirchenschätze zu retten, die gotische Madonna zum Beispiel, die vor der Bombardierung im Hochaltar gestanden hatte.

Hans Dieter Wirtz, Vorsitzender der Walburga Gemeinschaft am Altar der Heiligen Walburga.

Hans Dieter Wirtz, Vorsitzender der Walburga Gemeinschaft am Altar der Heiligen Walburga.

Auch die Walburga-Statue konnten die Helfer heil aus der brennenden Kirche tragen, ebenso die Jodokus-Statue, die allerdings 1970 aus der wiederaufgebauten Kirche gestohlen wurde. „Meine Tante sagte, dass diese Retter in Walberberg gefeiert wurden wie Helden“, berichtet Wirtz.

Dokumentiert ist, dass das Feuer drei Tage lang brannte. Am Ende hätten nur noch die verkohlten Mauern der Basilika aus dem 12. Jahrhundert in den Himmel geragt. Keßler schreibt: „Der Anblick war so schrecklich und trostlos, dass es sogar Überlegungen gegeben hat, die Ruine als Mahnmal des Grauen stehenzulassen und eine neue Pfarrkirche auf einem anderen Platz im Dorf zu errichten.“

Die Kirche heute - St. Walburga.

Die Kirche heute - St. Walburga.

Von seiner Tante weiß Wirtz auch von langen und teils kontroversen Diskussionen um den Wiederaufbau der Pfarrkirche im Ort. Demnach habe es Leute gegeben, die sich die Kirche lieber unten im Ort auf dem Kirmesplatz wünschten, um so nicht immer beschwerlich den Berg hinaufgehen zu müssen. Letztendlich haben sich aber dann all jene Stimmen durchgesetzt, die gesagt haben: „Die Kirche bleibt, wo sie schon über 1000 Jahre ihren Platz hat – auf dem Berg.“