Der Rettungsdienst in Bornheim muss mit zwei Teams auskommen - auch in der Neujahrsnacht. Offenkundig kein Problem für das gut geschulte Team der Malteser.
Besuch bei den Maltesern in BornheimKein Platz für ein drittes Rettungsteam

Marco Ryll (25) hat über das Ehrenamt bei den Maltesern als Schulsanitäter sogar seine berufliche Perspektive gefunden.
Copyright: Margret Klose
2024 ist da und die Zeit, bis zur Fertigstellung der neuen Rettungswache in Bornheim wirkt nicht mehr ganz so fern. Im Jahr 2025 soll sie bezugsfertig sein. Doch noch ist dort, wo sie gebaut werden soll, eine Pferdeweide. „Da tut sich aktuell bautechnisch gesehen auch noch nichts“, merkt Alessandro Cortese (39) an, als es am letzten Tag im Jahr Besuch von der Rundschau gibt. Er ist stellvertretender Leiter der Malteser-Rettungswache in Bornheim. Cortese ist zwar kein Pessimist, aber so richtig möchte er nicht daran glauben, dass die neue Wache schon im kommenden Jahr fix und fertig gebaut und bezogen werden kann.

Die Rettungswache der Malteser in Bornheim ist trotz der Erweiterung im Jahre 2021 zu klein
Copyright: Margret Klose
Spätestens im zweiten Quartal dieses Jahres soll endlich auch der Notarzt im 24-Stundendienst in Bornheim eingesetzt werden. „Dieser Plan sollte längst umgesetzt sein“, erklärt er. Bisher bliebe der Notarzt allerdings nur auf besondere Anordnung des Rhein-Sieg-Kreises, wie etwa in der heißen Phase des Karnevals und jetzt zum Jahreswechsel auch in der Nacht auf der Rettungswache.

Hier auf der Weide am Hellenkreuz soll schon im nächsten Jahr die neue Rettungswache bezogen werden können.
Copyright: Margret Klose
In der ersten Hälfte dieses Jahres soll zudem – zunächst allerdings nur im Tagdienst – in Bornheim ein dritter Rettungswagen zum Einsatz kommen. Dann werden zwei weitere Rettungskräfte hinzukommen. „Dann steigt unser Team hier auf rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, berichtet Cortese. Schon aus Platzgründen sei es gar nicht möglich, zwei weitere Rettungskräfte auch über Nacht auf der aktuellen Wache unterzubringen.
Wie wichtig jedoch dieser dritte Rettungswagen ist, geht aus den Einsatzzahlen hervor. Gab es im Jahre 2021 noch etwa 7800 Einsätze, verbuchten die Malteser im Jahr 2022 fast 9000 Einsätze – Tendenz steigend. „Die Zahlen für 2023 liegen uns noch nicht vor“, sagt Cortese.
Mit Lebensrettungsgerät zu Ohrenschmerzen gerufen
Dabei sei jedoch längst nicht jede Einsatzfahrt aus nachträglicher Bewertung heraus nötig. „Es passiert leider sehr oft, dass Menschen anrufen, die sich in keiner lebensbedrohenden Lage befinden“, erklärt der stellvertretende Wachleiter.
Der Rettungsdienst ist für viele Menschen nicht mehr der letzte Ausweg, sondern die einfachste Lösung geworden, Hilfe zu bekommen.
Die Notfallsanitäter und der Notarzt seien darauf geschult, Menschenleben zu retten. „Die Rettungswagen sind mit modernster Technik ausstaffiert, mit der es möglich ist, Menschen zu reanimieren und zu beatmen“, erklärt Cortese. Die Notfallsanitäter dürfen sogar lebensrettende Medikamente verabreichen, ihre Kompetenzen würden ständig erweitert. „Und gerufen werden sie dann mitunter wegen Ohrschmerzen und leichten Atemwegsinfekten“, berichtet er aus den täglichen Einsatzfahrten und ergänzt: „Der Rettungsdienst ist für viele Menschen nicht mehr der letzte Ausweg, sondern die einfachste Lösung geworden, Hilfe zu bekommen.“
Trotzdem will wohl niemand der aktuell 74 Malteser, die auf der Bornheimer Rettungswache in Teilzeit, Vollzeit und im Schichtbetrieb den Rettungsdienst im Stadtgebiet Bornheim sicherstellen, seine Arbeit missen. Pflichtbewusstsein scheint hier für jedermann selbstverständlich zu sein. Freude an der Arbeit liegt in der Luft. Und kaum geht der Alarm, lassen die Einsatzkräfte alles stehen und liegen und verschwinden Sekunden später mit einem Rettungswagen um die Ecke.

Auch zumJahreswechsel ist die Rettungswache besetzt: Der stellvertretende Wachleiter (l.) Alessandro Cortese mit zwei Rettungskräften Paul Schwäbig (24) und (r.) Joachim Jungmann (45)
Copyright: Margret Klose
Einsätze, bei denen es um Kinder geht, seien immer am schlimmsten und besonders belastend. Unvergessen bleibt für das Team der Einsatz an Pfingstmontag, bei dem ein Vater und sein Sohn im Rhein am Herseler Werth ertrunken sind. „Da wurden alle unsere Mitarbeiter anschließend auch vom PSU-Team betreut“, erklärt Cortese. PSU steht für die „psychosoziale Unterstützung“. Auch bei anderen Einsätzen, bei denen im vergangenen Jahr Babys und Kinder zu Tode gekommen seien oder schwer verletzt wurden, habe sich das PSU-Team anschließend um die beteiligten Einsatzkräfte der Malteser gekümmert.
Zwillingsgeburt in angenehmer Erinnerung
„Aber es gibt auch über schöne Einsätze zu berichten“, sagt der stellvertretende Wachleiter. Unvergessen bleibt ihm auf der Liste der schönsten Einsätze die Zwillingsgeburt vor ein paar Jahren im Rettungswagen: Gemeinsam mit einem Kollegen und der Notärztin sei auf Höhe des Hauses Tauwetter in Bornheim der erste Zwilling zur Welt gekommen. „Baby Nummer zwei hat dann vor den Toren Bonns das Licht der Welt erblickt.“
Auch zum Jahreswechsel habe es in der Vergangenheit schon Geburten im Rettungswagen gegeben. Diesmal jedoch passierte nichts dergleichen. Es sei sogar eine vergleichsweise ruhige Silvesternacht gewesen, mit einigen häuslichen, beziehungsweise internistischen Notfällen und einer Körperverletzung in Alfter. Zwölf Einsätze hatten die Malteser in Bornheim in ihrer Schicht. Die ging von Silvesterabend 18 Uhr bis Neujahrsmorgen 7 Uhr.
Erste Brandmeldungen 2024 in Bornheim
Die Feuerwehr in Bornheim wurde eine gute halbe Stunde nach Jahreswechsel zum „Flächenbrand“ in die Lessingstraße gerufen. Ausrücken erübrigte sich allerdings, denn das Feuer war schnell aus. Anders um 1.24 Uhr in der Herderstraße, Ecke Kantstraße. Ein brennender Müllcontainer entzündete einen Busch und der bedrohte die Fassade eines Hauses. Bornheim, Brenig, Dersdorf, und Roisdorf löschten. Hemmerich hatte um 0.37 Uhr schon eine „Barrikade“ zu löschen: dabei handelte es sich um einen Raketensatz.