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„Das volle Aroma entwickelt“Apfelernte hat in Bornheim begonnen

Lesezeit 3 Minuten
Obstbauer steht in einer Apfelplantage

Bei Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch in Merten hat die Apfelernte begonnen.

Vorsichtsmaßnahmen gegen Hagel und Frost haben sich offenbar ausgezahlt, andere Obstbauern hatten Schäden zu beklagen. Dennoch: Die Qualität ist gut.

Die Investitionen, mit denen sich der Mertener Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch für den Klimawandel und die damit einhergehende Wetterextreme wappnet, zahlen sich aus. Dank einer Beregnungsanlage hat er trotz extremer Aprilfröste mitten in der Apfelblüte keine Verluste zu beklagen. Netze, die inzwischen über all seine rund 100.000 Obstbäume gespannt sind, verhinderten auch, dass ihm die Ernte im wahren Sinne verhagelte. Bei Ostbauern in Meckenheim beispielsweise sieht das anders aus. Auch hier hat die Ernte begonnen.

„Wir sind hier mit der Qualität der Apfel- und Birnen sehr zufrieden“, sagt Schmitz-Hübsch. Die weiche Beschattung der Hagelnetze hätte das Obst auch vor möglichen Sonnenbränden geschützt. Der viele Regen habe den Bäumen auch nicht geschadet, im Gegenteil. Die Erntemenge sei „durchschnittlich.“ Die Qualität jedes einzelnen Apfels und jeder Birne sei jedoch, was Größe und Aussehen betreffe, ausgezeichnet. „Das Obst hat wirklich das volle Aroma entwickelt“, sagt er.

Harte Frostnacht im April

Insbesondere die Frostnacht vom 22. auf den 23. April hatte in Meckenheim zu enormen Frostschäden in den Apfelplantagen geführt. „Meckenheim ist das größte Obstanbaugebiet in Nordrhein-Westfalen“, berichtet der Geschäftsführer des Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer, Peter Muß. Die Frostschäden dort in den Plantagen waren sehr groß. „Insgesamt sind allein in Nordrhein-Westfalen rund 900 Hektar der Anbaufläche von Äpfeln, Birnen, Kirschen und Pflaumen vom Frost betroffen“, beschreibt Muß die Situation. Davon befinden sich allein 800 Hektar in Meckenheim und Umgebung.

Hinzu kämen dort noch Hagelschäden. „Wir hoffen aber, dass die Frostberegnungsanlagen im kommenden Jahr fertig sind“, sagt Muß. Einige Wasser- und Bodenverbände hätten sich in der Region in Meckenheim zusammengetan, um eine Frostberegnung für die Obstbäume zu bauen. Abgesehen von den Frost- und Hagelschäden sei aber die Qualität der Äpfel zufriedenstellend.

In den Plantagen läuft aktuell die Apfelernte so richtig an. „Bei uns ist jetzt auch der Elstar reif“, berichtet Schmitz-Hübsch. In der Ernte sei der „Rote Gravensteiner“, eine auch für Allergiker verträgliche Apfelsorte aus dem 16. Jahrhundert. Beliebt seien zudem die leichten, teils süßsäuerlichen und recht knackigen Sommeräpfel „Delbar Estivale“, „Barbarossa“, „Sansa“ und „Zari“. Ab Montag kommender Woche startet mit der Sorte „Conference“ auch die Birnenernte.

Zuckersüßer „Sapora“

Bis Mitte Oktober kommen dann fast wöchentlich weitere Sorten dazu: „Gala“ zum Beispiel, gefolgt von „Wellant“ und „Berlepsch“. Mitte September werden auch die Sorten „SnapDragon“, „Jonagold“, „Boskoop“, „Rubinette“ und die „Vereinsdechantsbirne“ reif sein, bevor es mit „Topaz“, „Pinova“, „Bloss 29“ und „Xenia“ bereits auf das Ende der Apfelernte zugeht. Anfang Oktober wird die Sorte „Sapora“ geerntet. „Der späte Apfel ist zuckersüß“, berichtet Schmitz-Hübsch. Diese regionale Apfelsorte entstand 1990 unter dem Sortennamen „AW 196“ in der damaligen Staalichen Lehr- und Versuchsanstalt (SLVA) in Bad Neuenahr-Ahrweiler, die heute zum Kompetenzzentrum Gartenbau Klein-Altendorf gehört.

Hellgelbe Äpfel hängen an einem Bäumchen.

Außen gelb, innen zartrosa: Noch hat die neue Apfelsorte, die bei Schmitz-Hübsch wächst, keinen Namen..

Insgesamt hat Schmitz-Hübsch 20 Apfelsorten fest im Programm. Die meisten dieser Äpfel und Birnen können die Besucher beim großen Apfelfest am 21. und 22 September am Hof probieren. „Ab 2025 nehmen wir zudem eine ganz neue englische Kreuzung ins Programm“, erklärt der Obstbauer. Noch habe der Apfel zwar keinen Namen. „Aber das wird etwas ganz Verrücktes“, prophezeit er. Das Fruchtfleisch sei nämlich zartrosa, die Schale durchsichtig und das Aroma erinnere ihn ein bisschen an Gummibärchen.

Zwölf weitere Sorten hat Schmitz-Hübsch aktuell im Test. „Unsere Kunden entscheiden letztendlich, welche dieser Sorten es in unser Anbauprogramm schaffen“, erklärt er. Wie schon in den Vorjahren plane er im November wieder eine „Blindverkostung“, bei der die Kunden über einen QR-Code abstimmen können. Für Äpfel und Birnen wünscht sich Schmitz-Hübsch sonnige Tage und kühle Nächte: „Kalte Nächte machen rote Äpfel“, sagt er.