Sven Plöger, prominenter Meteorologe und TV-Wetterexperte, war Gast beim 21. Bornheimer Ortsgespräch. Der Wissenschaftler sprach über den Klimawandel und die Notwendigkeit, ihn zu bekämpfen.
21. Bornheimer OrtsgesprächSven Plöger findet eindringliche Worte zum Klimawandel

Im Bornheimer Ortsgespräch mahnte Meteorologe Sven Plöger, die Menschheit müsse sich angesichts des Klimawandels der Realität stellen.
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Vermutlich ist er das prominenteste „Wettergesicht“ im deutschen Fernsehen und deswegen war es nicht weiter verwunderlich, dass gut 140 Gäste am Freitagabend den Weg in die Oase der Europaschule fanden, um den Meteorologen Sven Plöger live beim 21. Bornheimer Ortsgespräch zu erleben. Lediglich der Linken-Politiker Gregor Gysi konnte mit 180 Zuhörern noch mehr Gäste zu einem Ortsgespräch locken, so Gastgeber Dominik Pinsdorf, Ortsvorsteher von Bornheim-Ort, der die Talkrunde vor zwei Jahren ins Leben rief. Im Schnitt besuchen 80 bis 100 Gäste die Veranstaltung.
Sven Plöger, aufgrund einer unfallbedingten Knieoperation gehandicapt und derzeit mit Krücken unterwegs, sorgte im Gespräch mit Dominik Pinsdorf für einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend, sprach aber auch eindringliche und mahnende Worte angesichts des fortschreitenden Klimawandels aus.

Dominik Pinsdorf (rechts) hatte beim 21. Bornheimer Ortsgespräch in der Oase der Europaschule Sven Plöger zu Gast.
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Das Thema Wetter faszinierte den heute mit seiner Frau in Ulm lebenden 57-Jährigen schon in seiner Kindheit, die er in Sankt Augustin-Menden verbachte: „In der siebten Klasse sagten mir Mitschüler, du machst irgendwann einmal das Wetter im Fernsehen.“ Bekanntlich behielten die Klassenkameraden recht. Plöger hatte sich schon als Kind für Wetterphänomene interessiert: „Ich habe haufenweise Wetterbücher verschlungen und den Leuten alles darüber erzählt, ob sie wollten oder nicht.“
In Köln studierte Plöger Meteorologie, begann 1996 seine Karriere bei Meteomedia, dem Schweizer Wettervorhersagedienstleister von Jörg Kachelmann, es folgten Radiobeiträge bevor er schließlich eher zufällig 1999 als Ersatz für einen ausgefallenen Kollegen zum ersten Mal in der ARD die Sendung „Das Wetter im Ersten“ moderierte.
Er sieht sich trotzdem mehr als Wissenschaftler, Fachautor und Vortragsreisender und nicht primär als TV-Moderator für Wettervorhersagen, obwohl Plöger nach seinem Auftritt bei Pinsdorf am Wochenende wieder in der ARD zu Vorhersagen zu sehen war.
Plöger macht sich in seinen Vorträgen, so auch beim Bornheimer Ortsgespräch, dafür stark, den Klimawandel zu bekämpfen und Menschen für das Thema zu sensibilisieren, auch wenn dieses derzeit politisch und gesellschaftlich kaum noch im Fokus steht: „Ich kann das sogar verstehen, weil die Welt im Moment voller Krisen ist. Und diese Krisen sind entsetzlich. Da geraten schleichende Entwicklungen wie der Klimawandel aus dem Blickfeld, doch die Natur draußen findet einfach statt. Der Physik ist es vollkommen egal, ob wir etwas tun oder unterlassen.“ Die Menschheit müsse sich der Realität stellen auch im Hinblick auf die nachfolgenden Generationen: „Normalerweise wünschen Eltern ihren Kindern, dass es ihnen einmal besser gehe als ihrer Generation, wir müssten unseren Kindern aber ins Gesicht sagen, dass es ihnen, wenn wir so weitermachen, schlechter gehen wird als unserer Generation.“ Daher sei es wichtig, Haltung zu zeigen und gegenzusteuern.
Sorge bereitet Plöger, dass zunehmend rechte Autokraten auf dieser Welt disruptiv regierten, die den Klimawandel und damit physikalische Gesetze leugnen würden. Mit solchen Menschen sei auch ein Dialog nicht möglich: „Sie können auch nicht mit jemandem diskutieren, der behauptet, die Erde sei eine Scheibe. Das macht keinen Sinn.“
Dies gelte auch für Diktaturen: „Dafür müssen Sie jetzt nicht nach Nordkorea fahren, dafür reicht es momentan schon, wenn Sie in die USA gehen“, meinte Plöger bewusst zynisch zugespitzt auf die Aussagen von US-Präsident Donald Trump: „Wir wissen alle, dass er ein 78-jähriger Narzisst ist, der sehr viel Unsinn erzählt und Klimaforschungsleugner ist, aber auch er kann die Physik nicht leugnen.“ Vor allem beunruhigt Plöger, dass auch die unabhängigen wissenschaftlichen Strukturen in den USA als „einst führende Nationen“ auf diesem Gebiet zurückgebaut werden und fügte nicht minder zynisch hinzu: „Ich wünsche mir, dass Elon Musk und Donald Trump ihre Marsflüge machen werden, auch wenn die Rückflüge noch nicht gesichert sind.“
Viele Menschen sorgten sich angesichts der Kosten für die Bekämpfung des Klimawandels um ihren eigenen Wohlstand. Diese „Wohlstandsangst“ kann Plöger zwar nachvollziehen, mahnte aber auch: „Viel wohlständiger wäre es, jetzt mehr in den Klimaschutz zu investieren bevor der Wohlstand durch die Folgen des Klimawandels aufgefressen wird.“ Schon jetzt müssten dafür Milliarden aufgewendet werden, um Schäden durch Unwetterkatastrophen auszugleichen.
Sven Plöger ist auch Gleitschirmflieger und fährt leidenschaftlich gerne Eisenbahn statt Auto, auch im Sinne er Nachhaltigkeit und das, obwohl er ein Elektroauto besitzt.
Mit seiner Leidenschaft fürs Bahnfahren fand er in Dominik Pinsdorf, der gelernter Eisenbahner ist, natürlich einen kongenialen Diskussionspartner. Die beiden spielten sich gekonnt und leidenschaftlich die Bälle hin und her, tauschten zur Freude des Publikums die ein oder andere Anekdote aus. Sven Plöger: „Die Bahn schenkt mir sehr viel Lebenszeit. Manche Züge kommen auch tatsächlich dort an, was auf ihnen draufsteht.“ Pinsdorf konterte augenzwinkernd: „Mein Arbeitgeber ist nie sauer, wenn ich mal zu spät zur Arbeit komme, er weiß ja, womit ich komme.“
Gerne würde Plöger selbst einmal Lok fahren: „Das kriegen wir hin“, versprach Dominik Pinsdorf. Im Gegenzug dazu versprach Plöger: „Dann mache ich während der Fahrt die Wetterdurchsage. Schauen Sie mal aus dem Fenster nach links. Da sehen Sie gerade eine Cumulonimbus.“