Bornheim, Rheinbach, MeckenheimSo einfallsreich feierten die Jecken trotz Corona
- Karneval ohne Umzüge ... das schmerzt die Jecken!
- Vielerorts haben sich die Karnevalisten etwas einfallen lassen, um doch noch fröhlich zu sein.
Bornheim
Agnes Kiel (78) lässt sich die Freude an den tollen Tagen von der Pandemie nicht verderben: „Dann feiere ich eben alleine“, sagt sie. Kaum dass sie ihre Weihnachtsdekoration abgebaut und verpackt hatte, kamen auch schon ihre bunten Clowns aus den Kisten. Die Hemmericher Bürgerin hat viele dieser fröhlich lachenden Figuren.
Sogar auf ihrer Dunstabzugshaube in der Küche sitzen die lustigen Gesellen. „Ich bin eben ein echtes kölsches Mädchen und durch und durch eine Karnevalistin“, sagt sie mit Anspielung auf ihren Geburtsort Köln. In Bornheim ist sie aufgewachsen und dort lebt sie ihre Begeisterung für die jecke Zeit bis heute aus. „Das steckt einfach tief in mir drin“, sagt sie. Wenn es auf die Sessionseröffnung am Elften im Elften zugeht, schlägt ihr Herz höher. „Dann werde ich innerlich ganz unruhig und meine Beine wollen tanzen“, beschreibt sie ihre Gefühle. Den ganzen Tag hört sie sich zurzeit Karnevalsmusik an, singt mit und tanzt sogar beim Kochen am Herd. Luftschlangen hängen an der Küchenlampe und sogar auf ihren blank geputzten Fensterscheiben und an der Haustür lachen einem fröhlich guckende Clownsgesichter entgegen.
Und nicht nur das: Es wäre für Agnes Kiel nämlich kein richtiger Karneval, wenn sie sich nicht auch selbst bunt kostümieren würde. „Im Karnevalskostüm habe ich mir auch den Bornheimer Tollitätentreff im Livestream angesehen“, erzählt sie. Viel lieber wäre sie natürlich live dabei gewesen. In Hemmerich und im ganzen Vorgebirge kennt man die rüstige Rentnerin auch als „Miss Hemmericher Damenkomitee“. Immerhin hat sie die Geschicke des Vereins 55 Jahre, davon 36 Jahre sogar als Präsidentin, geprägt. „Wir haben unsere Sitzungen stets mit eigenen Kräften auf die Beine gestellt“, erinnert sie sich gerne. Aus Altersgründen habe sie das Damenkomitee 2019 an den Nagel gehängt.
„Aber um Karneval zu feiern ist man einfach nie zu alt“, stellt sie klar. Noch immer ist sie bei der Seniorensitzung in Hemmerich aktiv, bei der sie seit Jahrzehnten auch das Bühnenprogramm mitgestaltet hat. Direkt fällt ihr der Rollatortanz ein, den sie mit ihren Kolleginnen im vergangenen Jahr aufgeführt hat. Zum Karneval gehört für Agnes Kiel aber auch die kölsche Messe am Sonntag vor den tollen Tagen. „Da wäre ich auch dieses Jahr gerne hingegangen“, sagt sie. Auch den Rosenmontagszug in Köln hätte sie sich so wie letztes Jahr ziemlich gerne live angesehen. „Wir haben auf der Tribüne am Appellhofplatz gestanden“, schwärmt sie. „Davon zehre ich bis heute.“ (mkl)
Meckenheim
Die Altendorf-Ersdorfer Sebastianusschützen beteiligen sich seit Jahrzehnten am Rosenmontagszug des Doppelortes – meist mit eigenem Karnevalswagen. Während des Lockdowns war dies natürlich keine Option. Doch bedeutet kein Zug auch keinen Karneval? „Nein!“, sagte sich das Jugend-Team und plante eine Online-Karnevalsparty für den Schützennachwuchs. Nachdem bereits die Online-Weihnachtsfeier der Jugend 2020 auf eine tolle Resonanz gestoßen war, bestand auch diesmal Hoffnung auf Erfolg. Und so kam es. Es wurde ein Programm geplant, für das die Kinder und Jugendlichen vorab ein Paket erhielten. Beim gemeinsamen Auspacken vor den Rechnern zu Beginn der Party am Freitag kam der Inhalt des Überraschungspaketes zum Vorschein: Material zum Basteln, Dekorieren und für Spiele, Kamelle und Getränke, sowie Verkleidungsaccessoires für den Abend. Live wurde gemeinsam über eine Videoplattform gebastelt, dekoriert, getanzt und gespielt. Beim Karnevalsmusik-Quiz konnten die Teilnehmer ihr Wissen um das rheinische Musikgut der fünften Jahreszeit unter Beweis stellen und auch fleißig mitsingen. Die Zeit verging wie im Fluge und die Jugendleiter Christian und Helga Klein, Anne und Hendrik Beer, sowie Jugendsprecherin Sophia Schreiner mussten kurzerhand das Programm kürzen, da die Party bereits eine halbe Stunde überzogen wurde. Was blieb, war tolle Karnevalsstimmung, Luftschlangen und Erinnerungen an einen tollen Abend während des tristen Lockdowns!
Das Jugend-Team plant bereits die nächste Aktion. Für die Osterzeit entsteht ein Quiz, welches Infos, Rätsel Geschichten und Fragen rund um das Osterfest beinhaltet und sich an Kinder und Jugendliche richtet. Das Quiz kann mit der kostenlosen App „Actionbound“ von Zuhause aus gespielt werden. Die App hatte die Schützenjugend bereits bei ihrer großen Schnitzeljagd in den Sommer- und Herbstferien zum Einsatz gebracht. Alle minderjährigen Teilnehmer, die das Quiz durchgespielt und sich in die Ergebnisliste eingetragen haben, können sich als Belohnung einen Schokohasen und einen Pin sichern – solange der Vorrat reicht. „Wir hoffen sehr, dass wir bald wieder Kinder- und Jugendarbeit mit Präsenzangeboten durchführen können.“, so Jungschützenmeister Christian Klein. „Uns ist es aber auch in dieser Pandemie besonders wichtig, Angebote zu schaffen, die Kindern und Jugendlichen Alternativen und Auszeiten bieten – auch digital, auf Abstand oder mit anderen Einschränkungen. Hier ist Kreativität gefragt“, so Klein. (EB)
Gesang und Tanz, Mitmach-Spiele, ein Seifenblasenwettbewerb, eine Büttenrede und als Krönung der Auftritt des Kinderdreigestirns Altendorf-Ersdorf 2019/2020 – die erste virtuelle Sitzung des noch jungen Vereins Karnevalsfründe Al-Ersch war hervorragend vorbereitet und ein voller Erfolg. Zum Jeckentreff im Internet mit vielen geheimen Programmpunkten hatte Ursula Braun eingeladen. Einzige Voraussetzung für das Kostümfest war eine Verkleidung „vom Scheitel bis zur Sohle“, wie die Vorsitzende betonte. Rund 20 Teilnehmer aus sieben Familienverbänden hatten sich angemeldet, um einen Abend gemeinsam Spaß zu haben. Im Vorfeld hatte Ursula Braun sogenannte „Fasteloovends-Överlävends-Pakete“ liebevoll gepackt und persönlich verteilt, die vor Beginn der Sitzung geöffnet wurden. Zu den kleinen Geschenken gehörten beispielsweise Luftschlangen und Ballons, mit denen der Hintergrund für das Treffen vor dem Computer dekoriert wurde, sowie Liedtexte und Süßigkeiten für die Kinder. An die rauschende Proklamation des Kinderdreigestirns Al-Ersch in Meckenheims Jungholzhalle erinnerten Prinzessin Samy Maaß, Bäuerin Lena Schömer und Jungfrau Nicole Schömer mit einem Tanz. Der Jugend war es in der vergangenen Session gelungen, im Doppelort nach vier Jahrzehnten noch einmal das Zepter im Karneval zu übernehmen.
Und so hatte das kleine Trifolium mit Meckenheims Kinderprinzessin vor einem Jahr gemeinsam das Rathaus erstürmt und das Narrenvolk in Altendorf-Ersdorf unter dem Motto „Al-Ersch: Wach op un danz!“ regiert. Eigentlich hatten die am 13. September 2019 gegründeten Karnevalsfründe in dieser Session ein Damendreigestirn aus den eigenen Reihen formen wollen. „Leider sind jedoch unsere eigenen geplanten Veranstaltungen und die damit verbundenen Vorhaben durch das Corona-Virus in die Warteschleife gestellt worden“, so Braun. Geplant sei jedoch, die Proklamation im November dieses Jahres nachzuholen, stellte die Vorsitzende in Aussicht.
Rheinbach
Vorneweg ein gebasteltes Polizeiauto, dahinter Krankenschwestern und Pfleger („Corona-Superhelden – danke“), ein Fuchs in einem Bat-Mobil und die Prinzessin auf der Erbse in einer Sänfte, die den Wagenbauern aus Oberdrees alle Ehre gemacht hätte – zum heutigen Veilchendienstag müssen die Rheinbacher auf einen Karnevalszug nicht verzichten. Der katholische Kindergarten St. Helena an der Stauffenbergstraße ist seit Tagen schon zur „Pilgerstätte“ kleiner und großer Jecken geworden, denn Pänz, Eltern und Erzieherinnen haben in der Kita und Zuhause zum Höhepunkt der fünften Jahreszeit tolle Karnevalswagen gebastelt, die am Fenster bewundert werden können.
Ein Playmobil-Feuerwehrwagen zieht einen großen Regenbogen, über dem der Spruch „Es wird alles gut!“ steht, die U3-Gruppe hat eine kuschelige Schäfchenherde in ein Mutterschaf gesetzt und in einem weiteren Wagen ist das Team des Kindergartens als Superhelden – dem Oberthema des Jahres in St. Helena – abgebildet. Gekrönt wird der Zug von einem staatsen Dreigestirn mit Schaf Gerda als Prinz, Bauer Wolfi und einem Jammerlappen als Prinzessin. Mit den dreien und dem schlauen Fuchs begleitet Kindergartenleiterin Claudia Löwer-Lenau die Kinder bereits seit dem ersten Lockdown durch das von Schließungen geprägte Kindergartenjahr. Im vergangenen Frühjahr entstand aus den Geschichten ein kleines Büchlein und zu Weihnachten brachten die Puppen das Krippenspiel in die Kinderzimmer. (Bir)