112 Millionen EuroNeues Eltern-Kind-Zentrum auf dem Bonner Venusberg

Im Eingangsbereich schwimmen virtuelle Fische in einem digitalen Aquarium, die die kleinen Patienten selbst gestalten können.
Copyright: Böschemeyer
Bonn – Noch sind die Krankenbetten leer, die Flure verwaist und die medizinischen Geräte in Luftpolsterfolie verpackt. Aber schon bald soll Leben in das neue Eltern-Kind-Zentrum auf dem Venusberg, kurz ELKI, kommen. Nach gut dreieinhalb Jahren Bauzeit und etwa einen Monat vor dem geplanten Umzug der Kinderklinik auf das Campusgelände am Venusberg wurde der Neubau jetzt offiziell eröffnet.

Mit modernster Technik ist das neue Eltern-Kind-Zentrum auf dem Venusberg ausgestattet.
Copyright: Fotos: Böschemeyer
Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Kultur, Förderer und Mitarbeiter des Bonner Uniklinikums waren gekommen, um die Geburtsstunde des ELKI zu feiern – der Andrang war so enorm, dass ein Teil der Besucher den Festreden im benachbarten Hörsaal per Live-Schalte lauschte.
Platz für 164 Patienten
Der 112 Millionen Euro teure Neubau bietet Platz für 164 Patienten und vereint alle Disziplinen der Kinderheilkunde und Geburtshilfe unter einem Dach. Für eine zeitgemäße medizinische Versorgung auf höchstem Niveau sei der Bau eines neuen Eltern-Kind-Zentrums unerlässlich gewesen, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Holzgreve, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums. Das ELKI ersetzt das in die Jahre gekommene Zentrum für Kinderheilkunde in der Adenauerallee.
Dadurch entfallen rund 20 000 Patiententransporte: Bisher wurden die Patienten, darunter auch schwerstkranke Kinder, für Untersuchungen und Eingriffe von der Adenauerallee auf den Venusberg verlegt. „Diagnosen und Behandlungen werden nun unter einem Dach und viel schneller durchgeführt“, so Holzgreve. „Ein Riesenschritt für die Weiterentwicklung der universitären Forschung“, betont auch NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.
„Kunst hilft heilen“
Passend zum Beethoven-Jubiläumsjahr hat das Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) noch eine Überraschung parat: Im blau getünchten Beethoven-Kreißsaal schaut der Komponist als goldene Figur auf der Fensterbank höchstpersönlich bei der Geburt zu – die Wände zieren weiße Punkte, die die Sternbilderkonstellation zu Beethovens Geburtstag zeigen. Es ist nicht das einzige künstlerische Element im neuen Eltern-Kind-Zentrum: Das ganze Gebäude ist mit Kunstwerken und interaktiven Spielflächen ausgestattet, die den Genesungsprozess der Patienten unterstützen sollen. So schwimmen gleich im Eingangsbereich virtuelle Fische in einem digitalen Aquarium, die die kleinen Patienten selbst gestalten und einscannen können. „Kunst hilft heilen“ nennt sich das Konzept, das angelehnt ist an das Programm „Humor hilft heilen“ des Arztes, Moderators und Comedians Dr. Eckart von Hirschhausen. (mo)
Auf fünf Etagen und 11 789 Quadratmeter Nutzfläche sind die 164 Betten für kleine Patienten und Schwangere untergebracht. Auf ausklappbaren Betten können Eltern neben ihren kranken Kindern übernachten. Das Gebäude ist über eine Brücke mit der benachbarten Frauenklinik verbunden, in der sich weitere Abteilungen der Frauen- und Kinderheilkunde befinden werden. Auch die Kinderherzmedizin soll im ELKI untergebracht werden, daneben Ambulanzen der Geburtshilfe und Pädiatrie mit einer Kindernotaufnahme und eine kinderonkologische Tagesklinik und Pflegestation. Fünf Kreiß- und vier OP-Säle gibt es im Neubau. Der Größte von ihnen ist ein hochmoderner Hybrid-OP, der mit bildgebenden Anlagen ausgestattet ist und Eingriffe mit kleinstmöglichen Traumata ermöglicht.
Familienhaus mit Spenden finanziert
Ab Februar sollen nach und nach alle Stationen der Kinderklinik auf den Venusberg umziehen. Anfang Mai soll dann der Vollbetrieb im ELKI starten. Finanziert wurde der Neubau durch Landesmittel und Sponsoren wie die Stiftung Kinderherzen und der Förderkreis krebskranker Kinder und Jugendlicher Bonn. Eltern und Geschwister von Patienten sollen künftig in einem Familienhaus direkt neben dem ELKI untergebracht werden: Der ausschließlich durch Spendengelder finanzierte Neubau soll noch in diesem Jahr fertig werden.