Mammutbaustelle auf B42Arbeiten beginnen wohl erst Ende dieses Jahres
Königswinter/Bonn – Pendler zwischen dem Siebengebirge und Bonn wird’s freuen: Die Mammutbaustelle auf rund sieben Kilometern Länge auf der Bundesstraße 42 lässt noch etwas länger auf sich warten als zuletzt angekündigt. Und damit auch die zu erwartenden Staus auf der viel befahrenen Strecke.
Wie Sabrina Kieback vom Landesbetrieb Straßen.NRW auf Anfrage bestätigte, werden sowohl die Sanierung der rund 650 Meter langen Drachenbrücke oberhalb von Königswinter als auch die sicherheitstechnische Aufrüstung der Tunnelkette (inklusive Betonsanierung) mit den drei Röhren beziehungsweise Galerien Dollendorf, Oberkassel und Oberdollendorf voraussichtlich erst Ende 2020 starten.
Nachrüstung
Nach verheerenden Unglücken in Tunneln in den Alpenländern im Jahr 2004 wurden europaweit die Sicherheitsanforderungen verschärft. Laut Homepage des Landesbetriebs Straßen NRW gibt es in Nordrhein-Westfalen 55 Tunnel. Die Nachrüstung der Bauwerke (auf der B 42 sind einige Maßnahmen schon erledigt) sehen demnach unter anderem Fluchtwegekennzeichnung, Notrufsäulen an den Tunnelportalen, Rauchabsaugung, Brandmeldeanlagen, Sperranlagen, eine zentrale Leittechnik, eine Videoüberwachung und Lautsprecheranlagen vor.
In der Region Bonn/Rhein-Sieg war zuletzt 2018/2019 der Bad Godesberger Straßentunnel auf den aktuellen Stand der Brandschutztechnik gebracht worden. Dort wurden unter anderem jeweils 15 große Lüftungsklappen pro Röhre eingebaut, die den bei einem Feuer entstehenden Rauch unmittelbar an der Brandstelle mit großer Macht absaugen und so dafür sorgen, dass die Rettungswege zu den alle 300 Meter vorhandenen Fluchttreppenhäusern immer gut erkennbar und erreichbar sind und im Notfall niemand die Orientierung verliert.
Rund 9,4 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Dass die neue Technik funktioniert, zeigte ein Test im Sommer 2019. (csc)
Foto: Ralf Klodt
Die Pläne für die Großprojekte zwischen Bonn-Ost und Rhöndorf seien inzwischen vom Bund genehmigt, nach der nun bald anlaufenden europaweiten Ausschreibung könnten die Arbeiten im zweiten Halbjahr vergeben werden und erste Vorarbeiten an den Tunneln beginnen. Die eigentlich Bauarbeiten könnten Ende dieses Jahres starten, so Kieback. Während die Sanierung der Drachenbrücke, die zur statischen Entlastung seit Herbst 2018 in beide Richtungen nur noch einspurig befahrbar ist, rund ein Jahr dauern werde, könnten die Arbeiten an den Unterführungen zwei bis zweieinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Der Beginn der Brückensanierung und der Tunnelaufrüstung waren ursprünglich fürs Frühjahr 2019 und dann für Ende vorigen Jahres angekündigt worden, allerdings da auch schon mit der Einschränkung, das gelte nur für den Fall, dass alles optimal laufe.
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Der Knackpunkt aus Pendlersicht: Alle drei Tunnel sollen gleichzeitig in eine Fahrtrichtung komplett gesperrt werden, so dass jeweils nur eine Spur je Fahrtrichtung frei sein wird. In der Vergangenheit haben aber schon Baustellen und einstreifige Verkehrsführungen auf einzelnen Tunnelabschnitten zu Rückstaus sowohl nach Süden als auch nach Norden geführt.
Die rund 650 Meter lange Drachenbrücke, die auf hohen Stelzen steht, über die Altstadt führt und 1962 gebaut wurde, ist den heutigen Verkehrsbelastungen mit rund 27 000 Fahrzeugen pro Tag (darunter mehr als 800 Lastwagen) nicht mehr gewachsen. Die Traggerüste an den Rändern des Bauwerks sind nach den neuen Richtlinien nicht mehr stabil genug, ergaben Berechnungen im Jahr 2017, und könnten „sehr plötzlich brechen“, wie es hieß. Um die Belastung auf die stabilere Mitte der Brücke zu konzentrieren, ist die einspurige Verkehrsführung je Richtung markiert worden. Es gibt Staus vor allem morgens und nachmittags, wenn die Pendler unterwegs sind.
Die Tunnelkette der B 42 ist zwischen 1981 und 1984 erbaut worden. Dort sollen nicht nur Sanierungsarbeiten am Beton durchgeführt, sondern auch die nach Unglücken in Tunnelbauwerken verschärften Sicherheitsvorschriften umgesetzt werden (siehe Infokasten).
Zu den Kosten der Tunnelumrüstung und der Brückensanierung wagt der Landesbetrieb Straßen.NRW vor den Ergebnissen der Ausschreibung keine Schätzung mehr. Wie berichtet, sind wegen der brummenden Baukonjunktur viele Projekte überraschend teuer geworden. Im Fall der Königswinterer Drachenbrücke waren sogar die Angebote für die Beschilderung der einspurigen Verkehrsführung anfangs derart „exorbitant hoch“, dass der Landesbetrieb im Sommer 2018 zunächst keinen Zuschlag gegeben hatte.
Im Straßenbau, das hat laut Kieback einer ihrer Kollegen ausgerechnet, steigen die Kosten derzeit jährlich um 10 bis 15 Prozent. Nach einer Übung der Feuerwehren aus der Region im Oberkasseler Tunnel 2014 – diese Übungen finden in den Bauwerken auf der B 42 regelmäßig statt – zitierte die Rundschau einen Mitarbeiter des Landesbetriebs, der die Kosten für die Tunnelprojekte damals auf 25 Millionen Euro schätzte. Das ist mehr als fünf Jahre her.