Die Renovierungsarbeiten an der Beethovenhalle in Bonn gehen in die letzte Phase. Wo es hakt und wo es läuft auf der Baustelle.
EndspurtArbeiten an der Beethovenhalle sollen im Frühjahr beendet sein – Studio liegt hinter Zeitplan
So ganz klappt es nicht mit der Punktlandung in der Beethovenhalle. Als der Berliner Bauingenieur Steffen Göbel vor zwei Jahren die Krisen-Baustelle übernahm, kündigten er und sein Team der Beratungsfirma „dasbauprojekt“ den Abschluss der Arbeiten in der Halle für Dezember 2024 an. Zeitverzug im neuen Studio und Lieferengpässe bei den Türen sind Göbel in die Quere gekommen. Doch die Handwerker und Planer setzen erkennbar zum Endspurt an.
„Der Eröffnungstermin im Dezember nächsten Jahres steht“, betont Projektleiter Göbel bei einem Rundgang im modernisierten Baudenkmal. Und: Die im Herbst 2022 errechnete Kostenprognose von 221 Millionen Euro stehe ebenfalls.
Dünnere Mauern entlasten Tragwerk
Die technische Gebäudeausrüstung wie Lüftung, Heizung, Klimaanlagen und Entrauchung ist laut Göbel erfolgreich getestet worden und betriebsbereit. Besonders herausfordernd war, die schwere Technik auf dem Tragwerk über dem großen Saal zu installieren. Diese Zwischenetage unter dem Kuppeldach war wegen Planungsfehlern nicht stabil genug. Die Stahlkonstruktion musste verstärkt werden.
„Wir haben außerdem Gewicht reduziert“, berichtet Sebastian Piontek vom Technik-Planer Kofler Energies. Zum Beispiel beim Fortlufthof – ein kleiner Raum auf dem Tragwerk, der nicht überdacht ist. Dort sorgen Ventilatoren im Brandfall dafür, dass das Rauchgas nach draußen gesogen wird. Ursprünglich waren die Mauern des Fortlufthofs massiv, weil die Architekten Lärmstörungen befürchteten. Jetzt erhielt der Fortlufthof gedämmte Trockenbau-Mauern. Akustisch sei das kein Problem, versichert Kofler-Mann Piontek.
Innenausbau fast beendet
Die Installation der bis zu 600 Kilogramm schweren, über Dachöffnungen per Kran eingehobenen Lüfter auf dem Tragwerk war schwierig. Dort ist es eng, die Monteure der Fachfirma Apleona mussten sich auf Stahlstegen bewegen und aufpassen, nicht durch die Akustikdecke zu stürzen. „Zum Glück gab es keinen Unfall“, sagt Piontek. „Und mit den Ergebnissen sind wir als Planungsbüro sehr zufrieden.“
Der Innenausbau der Beethovenhalle ist fast beendet. Die Akustikdecken der Räume sind weitgehend fertig, die Fußböden liegen; wo Parkett verwendet wurde, schützen Abdeckungen das Holz. Das Wandbild von Joseph Fassbender im Foyer wird gerade sorgfältig restauriert. Im großen Saal sind bis auf den Bühnenbereich sämtliche Wände mit Holzverkleidungen hergerichtet.
Alte neue Flügeltüren für den Saal
Die Nachhallanlage muss noch eingebaut werden. Eine Lamellenwand auf der Bühne wird hinten mit Kupfergewebe verkleidet, um Schalldurchlässigkeit zu gewährleisten und die Akustik zu verbessern. Bis Ende Februar müssen alle Arbeiter aus dem Saal heraus sein, weil danach die Orgelbauer der Bonner Traditionsfirma Klais anrücken. Sie werden die Saalorgel demontieren, die 5344 Pfeifen reinigen und Verschleißteile ersetzen.
Besonders stolz ist Constanze Falke auf die 18 historischen Flügeltüren, die in den Saal führen. „Das Ziel war, den Schallschutz zu verbessern“, berichtet die Denkmalschutz-Expertin der Stadt, die zu Göbels Projektleitungsteam gehört. Zunächst habe man gedacht, es müssten neue Türen nach dem Vorbild aus den 1950er Jahren angefertigt werden. Doch die Tischlerfirma RvH aus Berlin habe einen Weg gefunden, das Innenleben der dunklen Ebenholztüren wirksam mit Bleiplatten gegen den Schall zu dämmen. „Damit haben wir einen Schutz von 42 Dezibel erreicht, und die Türen sind mit ihren Bronzebeschlägen traumhaft schön geworden“, schwärmt Falke.
Eröffnung Dezember 2025?
Auf die meisten anderen Türen muss die Projektleitung allerdings noch warten. Es sind rund 150, außerdem vier Brandschutz-Anlagen. „Wahrscheinlich werden sie erst kurz vor Weihnachten geliefert“, sagt Steffen Göbel sichtlich verärgert. Zwischen Heiligabend und Neujahr werde allerdings kaum jemand auf der Baustelle sein, so der Projektleiter. Es gebe keinen Grund, den Leuten ihre Weihnachtspause nicht zu gönnen. Am weitesten liegt die Baustelle wohl im Studio zurück, das dem Beethoven Orchester als Kammermusiksaal dienen soll. Die Hubpodien, die terrassenartig in sieben verschiedene Positionen gehoben werden können, sind schon funktionstüchtig, und auch die sonstige Technik ist fertig. Es fehlen aber noch die Holzverkleidung einer Studiowand sowie die Holzlammellendecke – „Abteilung „Schönmachen“, wie Göbel scherzt.
Beim Zeitplan für das Studio, räumt er ein, „haben wir uns etwas überschätzt“. Mit dem Beethoven Orchester hat Göbel vereinbart, dass die Musiker ab Mai den Saal und das Studio einspielen, erste Proben veranstalten und die Akustik nachjustieren können.
Am 16. Dezember 2025 soll die Halle mit einem festlichen Konzert des Orchesters eröffnet werden. Ursprünglich sollte die Modernisierung des Baudenkmals schon 2019 abgeschlossen sein und rund 61 Millionen Euro kosten.
Abschluss ohne die Architekten
Das Büro Nieto Sobejano Arquitectos (NSA) aus Berlin hat die Modernisierung der Beethovenhalle geplant. Bereits kurz nach Projektstart warf die Stadtverwaltung den Architekten allerdings Mängel und Zeitverzug vor. NSA wiederum klagte über nachträgliche Änderungswünsche. 2022 legte das Büro im Streit um höheres Honorar wochenlang die Arbeit nieder.
Obwohl die Stadt das Honorar danach von 10,5 auf etwa 17,5 Millionen Euro erhöhte, zog NSA sich im März dieses Jahres erneut von der Baustelle zurück. Die Kommune trennte sich mit einem Aufhebungsvertrag von den Architekten. Einen Teil der noch offenen Planungsdetails erledigte danach die Bauleitung von der Leitwerk AG gemeinsam mit Steffen Göbels Projektleitung.