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Wildernde HundeTierschützer in Bad Honnef retten Eichhörnchenbaby

Lesezeit 3 Minuten
Ein junges Eichhörnchen ist in eine Decke gewickelt.

Das junge Eichhörnchen wurde versorgt.

Ein Jungtier überlebte den Angriff im Ortsteil Aegidienberg nicht. Tierschützer appellieren an Hundehalter, ihre Tiere anzuleinen.

Wildernde Hunde haben am Freitag offenbar zwei Eichhörnchenbabys angegriffen, von denen eines die Attacke nicht überlebte. Das berichtet die Eichhörnchen- und Igelhilfe Windhagen.„Ein tragisches Ereignis erschütterte am vergangenen Freitag Spaziergänger und Tierschützer in Aegidienberg“, berichtet Tierschützer Axel Vey. Demzufolge seien zwei Hunde unangeleint nordwestlich des Gestüts Aegidienberg unterwegs gewesen, als zwei sechs Wochen alte Eichhörnchen-Babys „unschuldig am Fuße eines Baumes spielten und erstmalig die Welt erkundeten“. 

Hunde hetzten laut bellend ein junges Reh durch den Wald und rissen es an einem Zaun

„Im Frühjahr kommen Jungtiere zur Welt, die Schutz und Ruhe brauchen“, berichtet Elisabeth Trimborn, Ehrenvorsitzende der Kreisjägerschaft. Frei laufende Hunde von Spaziergängern hätten da nichts in Wald und Feld zu suchen. Sie selbst erinnert sich an ein junges Reh, das von zwei Hunden zu Tode gehetzt worden sei. Laut bellend hätten sie das Tier gejagt, bis es an einem Zaun nicht mehr weiterkam. Die Hunde hätten es gerissen. Die Schreie des Rehs im Todeskampf habe man im Wald deutlich gehört. Der Hundebesitzer habe nicht ermittelt werden können. 

Die Tierschützer wärmen das junge Eichhörnchen mit einer Decke.

Die Tierschützer wärmen das junge Eichhörnchen.

Auch andere Jäger könnten eine Vielzahl solcher Geschichten erzählen. Man dürfe jedoch nicht alle Hundebesitzer in einen Topf werfen. Die Mehrzahl von ihnen seien Tierfreunde, die darauf achteten, dass ihr Vierbeiner nicht im Wald wildere. „Diese Hundeführer halten ihr Tier an der Leine“, betont Trimborn.

Das war in Aegidienberg allerdings nicht der Fall. Vey berichtet, Mitarbeitende des Gestüts seien von den „entsetzlichen Schreien der jungen Eichhörnchen alarmiert“, gekommen. Durch laute Rufe hätten die Hunde verscheucht werden können. „Ein kleines, zitterndes Eichhörnchen, gelähmt vor Angst, konnte gesichert werden“, teilt Vey mit. Die Eichhörnchen- und Igelhilfe Windhagen sei um Hilfe gebeten worden. Doch das „verstörte Jungtier wagte sich selbst bei der Annäherung seiner Mutter nicht aus dem schützenden Karton“, in den es die Mitarbeiter gelegt hatten. Sie nannten es „Gismo“. 

Die Eichhörnchenmutter erkannte ihr Junges wieder und nahm es sofort liebevoll an sich

Die Chancen, ein Eichhörnchen in diesem Alter erfolgreich zurückzuführen, liegen bei lediglich fünf Prozent. Doch die Wildtierfreunde gaben nicht auf. „Gegen 15.40 Uhr wagten sie den Versuch: Gismo wurde vorsichtig auf eine Lichtung gesetzt, nur wenige Meter vom Fundort entfernt. Ein Handy spielte den Ruf eines Eichhörnchenbabys ab – ein Herzschlagmoment“, so Vey.

Die Mutter entdeckte ihr Junges, untersuchte es überschwänglich und  nahm es sofort an. Doch der Moment der Erleichterung sei beinahe erneut zur Gefahr geworden. Eine Spaziergängerin mit einem nicht angeleinten Hund näherte sich der Lichtung. Mit einem beherzten Ruf und abwehrender Handbewegung gelang es den Helfern, sie zum Umdrehen zu bewegen. Nur Sekunden später nahm die Eichhörnchenmutter ihr Junges vorsichtig ins Maul und kletterte mit waghalsigen Sprüngen über mehrere Bäume hinweg in ihren Kobel.

Der Vorfall sei ein mahnendes Beispiel dafür, welche Gefahren von frei laufenden Hunden ausgingen – besonders in der Brut- und Setzzeit. Jährlich würden unzählige Jungtiere Opfer von unangeleinten Vierbeinern, die „nichts tun“ oder „nur spielen“ wollen.