„Die Kunden freuen sich“Wie Bad Honnefer Einzelhändler den Neustart erleben

Wieder etwas mehr los ist nach der Corona-Zwangspause in der Bad Honnefer Innenstadt.
Copyright: Ralf Klodt
- Die Fußgängerzone von Bad Honnef am Morgen von Tag drei nach dem Neustart – wie ist die Lage in Corona-Zeiten?
Bad Honnef – „Es ist nicht viel los“, sagt Sabine Reinhardt, die ihr „Rollendes Atelier – Der kreative Schmuckladen“ am oberen Ende der Fußgängerzone betreibt. Das sei schon vor der Zwangsschließung der Geschäfte wegen des Coronavirus vor mehr als vier Wochen so gewesen. Reinhardt schätzt, dass etwa nur ein Drittel der Menschen in der City unterwegs sind, wie es normal für diese Jahreszeit wäre.
„Aber“, betont die Geschäftsfrau, „die Kunden freuen sich, dass wir wieder da sind“.

Georg Zumsande, Goldschmied und Vorsitzender des Vereins Centrum
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An allen Geschäften in der City weisen die Eigentümer ihre Kunden auf die Zwei-Meter-Abstandsregel hin, teilweise gibt es am Eingang Desinfektionsmittel für die Hände und mitunter ist die Zahl der Kunden begrenzt, die gleichzeitig im Geschäft sein dürfen. Walter Löbach (Schreibwaren Retz) hat vor seinem Geschäft neben einem Aufsteller einen Tisch mit einer kleinen Tischglocke aufgestellt. „Bitte klingeln + auf Mitarbeiter warten“, heißt es dort. Funktioniert das? „Die meisten halten sich dran“, sagt der Firmenchef. Man wolle vor allem vermeiden, dass etwa eine Gruppe von Jugendlichen gleichzeitig ins Geschäft kommt. Am Montagvormittag, also am Anfang des Neustarts, sei es etwas lebhafter gewesen; offenbar habe es bei den Kunden einen gewissen Nachholbedarf gegeben. Inzwischen habe sich die Lage normalisiert.
Appell
Der Kabarettist , Moderator und Entertainer Sebastian Pufpaff wirbt in einem Video für den Bad Honnefer Einzelhandel. „Please, buy local“ („Bitte, kauf vor Ort“) appelliert er an die Bürger. Das kurze Videostatement ist auf dem Youtube-Kanal der Stadt Bad Honnef zu sehen . „Wenn Honnef für eine Sache steht, dann ja wohl dafür, dass wir das gemeinsam schaffen“, sagt Pufpaff.
Die Junge Union (JU) Bad Honnef ruft unterdessen mit einer Plakataktion „Sei schlau! Kauf lokal!“ und „Hilf mit! Kauf Lokal!“ die Bad Honnefer Bevölkerung dazu auf, sich verstärkt für den lokalen Handel und die Wirtschaft einzusetzen. Die Plakataktion der JU werde zurzeit parallel in mehreren Städten und Gemeinden im Rhein-Sieg Kreis durchgeführt, teilte die CDU-Nachwuchsorganisation mit. (csc/Foto: Kaiser/dpa)
Auf Plakaten in der Innenstadt wirbt die Stadt für den Bad Honnefer Einzelhandel und ihre Onlineplattform Kiezkaufhaus: „Geschlossen für Sie da! Anrufen, bestellen, liefern lassen“, steht auf den Schildern, auf denen die 2017 mit großem Tamtam eingeführte „Lebensfreude verbürgt“-Marke abgewandelt wurde zu „Solidarität verbürgt“. Für den örtlichen Einzelhandel wirbt inzwischen auch ein prominenter Bürger: Der Kabarettist Sebastian Pufpaff appelliert auf einem Youtube-Video: „Please, buy local“ (siehe Kasten).
„Es wäre schön, wenn auch die Außengastronomie wieder aufmachen könnte“, meint Georg Zumsande, der Vorsitzende des Gewerbevereins Centrum, der in seiner kleinen Goldschmiede auch während der durch Corona bedingten Schließung gut zu tun hatte, da er nicht direkt auf Publikumsverkehr angewiesen sei, wie Zumsande betont. Er mache viel Auftrags- und Maßarbeit am Werktisch.

Sabine Reinhardt vom „Rollenden Atelier“ f
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Manch ein Kunde ist ihm aber inzwischen schon wieder etwas zu unbedarft, was die Zwei-Meter-Abstandsregel angeht, sagt Zumsande, dessen Verein bereits das Frühlingsfest „Fühl dich frühlich“ Anfang April und das eigentlich Anfang Juni geplante Rosenfest absagen musste. Das Groß-Event „Martini Markt“ steht (noch?) Ende Oktober auf der Liste der Bad Honnefer Stadtfeste.
90 Prozent schon mit Mundschutz
Sabine Reinhardt vom Rollenden Atelier meint, dass in einer Kleinstadt wie Bad Honnef die Abstandsregel eigentlich kein Problem sei. Schwieriger sei es aber mitunter in ihrem Geschäft, etwa wenn Schmuckstücke anprobiert oder im Bestellbereich Farben ausgesucht würden. „Aber 90 Prozent der Leute tragen einen Mundschutz“, sagt die Geschäftsfrau, die betont: „Es ist auf jeden Fall wichtig, dass wieder auf ist.“ Doch auch aus ihrer Sicht ist es wichtig, dass die Gastronomie bald wieder aufmachen kann.
Philomena Archut (Mode und Accessoires) ist zufrieden mit dem Neustart nach der Zwangspause. Auch sie hatte am Montag das Gefühl, dass die Kunden eine Art Nachholbedarf hatten, doch inzwischen sei das Geschäft wieder normal. Zwei Kunden lässt sie gleichzeitig in ihr vergleichsweise kleines Geschäft, und alle hielten sich an die Begrenzung, erklärt die Geschäftsfrau der Rundschau.
„Die Stimmung war nie schlecht“, sagt Georg Zumsande über die Lage in der Innenstadt in Corona-Zeiten. Man müsse die Innenstadt stark halten. Dass allerdings seit ein paar Wochen eine Filiale der Kette „TEDi“ im ehemaligen Kaiser’s-Geschäft läuft, gibt dem Centrum-Vorsitzenden dann doch zu denken. „Wie das passieren konnte, ist mir ein Rätsel.“ Mehrere Lebensmittelhändler hätten großes Interesse gehabt, in die frühere Supermarktfiliale einzuziehen, sagt Georg Zumsande. „Wenn das der Standard für Bad Honnef ist, dann war’s das.“
Toll findet Zumsande übrigens das, was vor allem das Land Nordrhein-Westfalen für die Geschäftsleute in der Corona-Krise getan habe. Die Zuschusse seien zügig bewilligt worden und hülfen erstmal über das Gröbste hinweg.