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JubiläumRhöndorfer Feuerwehr vor 100 Jahren gegründet

Lesezeit 5 Minuten

Sie hat seit 2014 ihr modernes Gerätehaus an der Rhöndorfer Straße. 

Rhöndorf – Gott zur Ehr' – dem Nächsten zur Wehr. Das ist seit 100 Jahren der Wahlspruch der Löschgruppe Rhöndorf. 1919 wurde die Löscheinheit der Honnefer Wehr gegründet, mit einer Ausstellung und einem Festwochenende feiert sie jetzt ihr 100-jähriges Bestehen. Rundschau-Mitarbeiterin Marie Orphal wirft einen Blick zurück.

1883

In Bad Honnef wird eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.

1909

Im Stadtrat gehen erste Anträge auf Gründung eines Rhöndorfer Löschzugs ein. Vorerst kommt es jedoch nicht dazu.

1914

Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges werden fast alle Honnefer Feuerwehrleute zum Wehrdienst eingezogen. Die wenigen Verbliebenen kümmern sich so gut es geht um den Brandschutz in der Stadt.

1919

Nach Kriegsende wird die Honnefer Wehr neu organisiert. Das immer größer werdende Stadtgebiet wird in die Löschbezirke Honnef-Mitte, Rhöndorf und Selhof eingeteilt. Im Rhöndorfer Löschzug sind zunächst zehn Männer aktiv, Löschzugführer ist Peter Schmitz. Als Gerätehaus dient eine Scheune an der Drachenfelsstraße, das Einsatzfahrzeug ist ein Löschkarren auf zwei Rädern.

1927

Peter Schmitz stirbt. Sein Nachfolger wird Peter Profittlich.

Aus dem Jahr 1930 stammt das historische Gruppenbild der Rhöndorfer Feuerwehr. 

1939

Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wird die Honnefer Wehr zu Hilfeleistungen in brennende Großstädte gerufen. Frauen, bisher in der Feuerwehr verboten, übernehmen erste Aufgaben im Feuerwehrdienst. Nach Kriegsende wird Brandbekämpfung vorerst wieder Männersache.

1944

Eins der größten Unglücke in der Region, die Entgleisung der Siebengebirgsbahn in Rhöndorf, hält die Wehr stundenlang in Atem.

1945

Nach Kriegsende bauen Rhöndorfer Feuerwehrleute einen Anhänger der Wehrmacht zum Löschanhänger um, der von Peter Profittlichs Pkw gezogen wird.

1956

Ein VW-Bus mit eingebauter Pumpe wird neues Löschfahrzeug.

1963

Peter Profittlich stirbt. Sein Nachfolger wird Fritz Lohr.

1967

Rhöndorf bekommt ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug. Als Unterkunft dient inzwischen eine Garage an der Rhöndorfer Straße.

1968

Am Südhang des Drachenfels bricht ein Feuer aus. Die Wehren aus Bad Honnef, Königswinter und Rheinbreitbach sind stundenlang im Einsatz.

1970

Der Löschzug ist zur Stelle, als das Rhöndorfer Unterdorf und das Rheinhotel Bellevue durch Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten werden. Fritz Lohr legt sein Amt als Löschzugführer nieder. Sein Nachfolger wird Herbert Krahe.

1978

Bei einem Einsatz zur Entfernung eines Wespennests wird Herbert Krahe gestochen und stirbt. Die Löschzugführung übernimmt Herbert Breutigam. In den nächsten Jahren wird das Aufgabengebiet der Feuerwehr immer größer: Gefährliche Stoffe und Güter kommen ins Blickfeld, der wachsende Straßen- und Schienenverkehr stellt die Wehr vor neue Aufgaben wie das Bergen von Personen oder das Abdichten defekter Waggons.

Festprogramm

Samstag, 4. Mai:

11 Uhr: Eröffnung der Ausstellung „100 Jahre Löschgruppe Rhöndorf“ in der Rhöndorfer Heimatstube, Löwenburgstraße 28. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 2. Juni, jedes Wochenende von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Freitag, 24. Mai:

19 Uhr: Eröffnung des Festwochenendes: 20 Uhr: Jubiläumsfete mit der Partyband „7evenAmped“ im Feuerwehrhaus Rhöndorf; Eintritt frei.

Sonntag, 26. Mai:

9.30 Uhr: Festmesse in der Pfarrkirche St. Marien; 10.15 Uhr: Festzug aller Löscheinheiten, des Rhöndorfer Ortsvereins und des Musikzugs Eudenbach zum Feuerwehrhaus; 10.45 Uhr: Einsegnung des Kommandowagens durch den Wehrleiter; 11 Uhr: Festkommers, Frühschoppen und Spiel und Spaß für Kinder mit der Jugendfeuerwehr; 14 Uhr: Platzkonzert mit „Clax“; 16.30 Uhr: Jubiläumsausklang mit den „Urselhofern“. (mo)

1986

Der Löschzug weiht sein neues Gerätehaus an der Rhöndorfer Straße ein.

1994

In Rhöndorf wird ein Schlauchboot zur Wasserrettung abgestellt.

1996

Hans-Heribert Krahe wird neuer Löschgruppenführer.

2010

Der Löschzug bekommt ein Rettungstransportboot. Vom Rhöndorfer Gerätehaus aus rückt ab sofort ein Einsatzleitwagen zu Einsätzen im ganzen Stadtgebiet aus.

2013

Rhöndorf bekommt ein neues Tanklöschfahrzeug, das 1600 Liter Wasser fasst.

2014

Der Löschzug zieht in ein modernes Gerätehaus an der Rhöndorfer Straße mit Umkleiden, Sanitäranlagen und Schulungsräumen. Auch die Jugendfeuerwehr ist dort untergebracht.

2015

Markus Prinz löst Hans-Heribert Krahe als Löschgruppenführer ab.

2019

Heute sind 21 Männer und eine Frau in der Löschgruppe aktiv. Die Ehrenabteilung umfasst acht Mitglieder. Die Einsatzzahlen sind in den vergangenen 100 Jahren stark gestiegen, im Vorjahr rückte die Löschgruppe zu 116 Einsätzen aus. Neben Übungen und Einsätzen beteiligen die Blauröcke sich am Ortsgeschehen, reinigen einmal im Jahr den Brunnen am Ziepchen und gehen beim Karnevalszug mit.

Alarm per Signalhorn

Drei Fragen an Hauptbrandmeister Peter Profittlich.

Herr Profittlich, Ihre Familie ist seit 100 Jahren in der Löschgruppe aktiv: Ihr Großvater gehörte zu den Gründungsmitgliedern, Ihr Vater war Mitglied, Sie sind seit mehr als 40 Jahren dabei. Was hat sich in den vergangenen 100 Jahren verändert?

Fahrzeuge und Ausrüstung sind natürlich viel moderner geworden. Bevor es eine Sirene oder Funkmelder gab, lief zum Beispiel jemand mit einem Signalhorn durch den Ort und alarmierte die Bevölkerung. Das muss man sich mal vorstellen! Die Aufgaben sind heute auch ganz andere. Früher hat sich die Feuerwehr hauptsächlich um die Brandbekämpfung gekümmert, heute gehören auch technische Hilfeleistungen, Wasserrettung und Absturzsicherung zu unserem Aufgabengebiet.

Die Geschichte des Löschzugs hat mit zehn Mann angefangen. Heute sind 22 Mitglieder in der Wehr aktiv. Ist sie gut aufgestellt für die Zukunft?

Wie viele Wehren haben auch wir Nachwuchssorgen. Es kommen zu wenig junge Leute nach, die auch am Tag verfügbar sind. Auch Seiteneinsteiger sind bei uns willkommen!

Der Klimawandel macht sich auch in Bad Honnef bemerkbar: Im vergangenen Jahr hatte die Feuerwehr mit Hochwasser und Waldbränden zu kämpfen. Wird das in Zukunft zum Problem?

Überschwemmungen und Brände gab es bei uns immer. Ich erinnere an den Drachenfelsbrand von 1968 oder die vielen Hochwasser, bei denen das Wasser auf dem Ziepchensplatz kniehoch stand. Durch die Trockenheit und dadurch, dass viele Leute ihre Abfälle im Wald zurücklassen, steigt das Waldbrandrisiko aber enorm.