AboAbonnieren

KaritativAuf dem Martini Markt in Bad Honnef wird auch für soziale Zwecke  gearbeitet

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau zeigt ein Blumengesteck.

Zugunsten des ambulanten Kinderhospizes in Koblenz: Ellen Grünewald an ihrem Stand auf dem Martini Markt.

Unter den Standbetreibern auf dem Martini Markt in Bad Honnef sind auch Ehrenamtler, die soziale Zwecke verfolgen.

Knobibrot und Wein, Punsch-Bar und Flammlachs, Dekoartikel und Schmuck oder auch Kunst und Handwerk – doch dazwischen gibt es beim Martini Markt in Bad Honnef auch ein paar Stände der, wenn man so will, karitativen Art.

Zugunsten des Baby-Hospitals in Betlehem, dem ambulanten Kinderhospiz in Koblenz oder für Bauern und Landwirte in Schwellen- und Entwicklungsländern engagieren sich im Markttrubel, der schon am Starttag am Mittwoch unglaublich groß war, Ehrenamtler für ihre Anliegen .

Bad Honnefer Verein fördert Baby-Hospital in Bethlehem

„Alles hier ist selbst gemacht“, sagt eine Mitstreiterin des „Vereins der Freunde und Förderer des Caritas-Baby-Hospitals in Bethlehem“, der seinen Stand direkt neben der Pfarrkirche St. Johann Baptist hat. Da gibt es Kekse oder Marmeladen, Weihnachtskarten oder Geschenktüten, Wollsocken oder gehäkelte Topfreiniger. Zugekauft sind etwa kleine Weihnachtsfiguren aus Olivenholz oder Krippen.

Er habe beim Einkochen der Marmelade mitgeholfen und zuvor Pflaumen in Aegidienberg und im eigenen Garten gepflückt, sagt ein Vereinsmitglied, das gerade „Dienst“ hat und seinen Namen ebenso wie seine Mitstreiterin aus Zurückhaltung lieber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Seit 30 Jahren sind die Bad Honnefer für die Kinderklinik aktiv

Sehr speziell sind „Vogelfutterhäuschen“, die aus altem Geschirr konstruiert wurden: Der umgedrehte Kuchenteller bildet das Dach, darunter enthält die Tasse die Körner und die Untertasse schließt das Gebilde ab, das durch einen Metallstab verbunden ist und an ihm aufgehängt werden kann. Das Porzellan wird dafür mittig durchbohrt.

Seit mehr als 30 Jahren engagieren sich Bad Honnefer und Bad Honneferinnen für das Baby-Hospital in Bethlehem, dem einzigen Kinderkrankenhaus in Palästina mit jährlich mehr als 40 000 Behandlungen.

Die damals als Projektgruppe in der Kirchengemeinde gestartete Initiative firmiert seit dem Sommer als eingetragener Verein. Vorsitzende ist Claudia Dillmann. „Mit der Vereinsgründung wollen wir den Kreis der Unterstützer noch größer ziehen“ und noch mehr Menschen für ein Projekt gewinnen, das nicht nur der Kirchengemeinde, sondern auch der Stadt Bad Honnef „gut zu Gesicht steht“, wird der stellvertretende Vorsitzende Philipp Herzog in den Pfarrnachrichten vom Oktober zitiert.

Die beiden Vereinsmitglieder, die am Mittwochnachmittag für zwei bis drei Stunden Dienst am Stand neben der Kirche haben, bis andere Mitstreiter sie ablösen, berichten erfreut, dass es vor allem die jüngeren Leute gewesen seien, die beim Aufbau der Bude geholfen haben.

Fair-Trade-Laden der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Honnef

Der Krieg im Nahen Osten hat natürlich auch Folgen für das einzige Kinderkrankenhaus im Westjordanland. Eine Rakete sei in nur 20 Kilometern Entfernung eingeschlagen, und die Menschen hätten vor allem auch Schwierigkeiten, das Hospital überhaupt zu erreichen, berichten die Vereinsmitglieder.

Fair gehandelt geht es am Stand des Eine-Welt-Ladens der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Honnef zu, der in der Fußgängerzone schräg gegenüber vom Vogelbrunnen aufgebaut wurde. Ute Bade und Anne Abel haben gerade Dienst; auch die etwa zehn Mitstreiter dieser ehrenamtlichen Gruppe haben eine Art Dienstplan für den Martini Markt erstellt.

Aufbauf Martini Markt 2040 Bad Honnef

Petra Schlüter (l.) und Gisela Börgmann mit selbst gemachten Marmeladen im Stand des Baby-Hospital-Vereins.

Schokolade, Tee, Kaffee, Honig oder auch kleine Lederwaren und Schmuck können die Besucher an diesem Stand kaufen. Die Sachen kommen beispielsweise aus Mexiko, Kolumbien oder Uruguay. Der schon vor mehr als 40 Jahren gegründete Fair-Trade-Laden setzt sich nicht nur für eine faire Bezahlung, sondern auch für faire Arbeitsbedingungen in den Ländern des Globalen Südens ein. Alle zwei Wochen, betonen Ute Baden und Anne Abel, sind die Ehrenamtler auch auf dem Bad Honnefer Wochenmarkt präsent.

Mit Familie und Freunden sind Volker und Ellen Grünewald auf dem Martini Markt, die Geschirr – vorzugsweise Tassen – und Servietten an ihrem Stand verkaufen, der am unteren Markt steht, gleich neben dem „Knobibrot und Wein“-Anbieter.

Ehrenamtler in Bad Honnef nehmen extra Urlaub, um zu helfen

Er und seine Mitstreiter bekämen die Waren vom Hersteller mit einem großzügigen Rabatt, berichtet der pensionierte Arzt, und könnten sie so günstig verkaufen. Der Erlös gehe komplett an das „Ambulante Kinder- und Jugendhospiz“ in Koblenz, das seit 2006 Teil des Koblenzer Hospizvereins ist.

Er habe fünf Jahre in Afrika gearbeitet und auch viele Kinder sterben sehen, erklärt Volker Grünewald seine Motivation, gerade das Kinderhospiz zu unterstützen. Er und seine Frau seien auch auf dem Herbst- und dem Weihnachtsmarkt in Troisdorf präsent. Freunde, die ihr Engagement unterstützten, würden extra Urlaub nehmen, um helfen zu können.


Ersthelfer sind vor Ort

Auch das ist Ehrenamt: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Bad Honnef und der Malteser Hilfsdienst (MHD) Bad Honnef stehen an allen Markttagen an der Ecke Rommersdorfer Straße bereit, um sich notfalls um Besucher zu kümmern. Laut DRK-Bereitschaftsleiter Jens Koelzer machen die beiden Organisationen im jährlichen Wechsel an zwei beziehungsweise drei Tagen Dienst. Insgesamt seien rund 20 Helfer aktiv.

In der Vergangenheit habe es nur kleinere Dinge gegeben, etwa Blutdruckprobleme oder ein Kind mit aufgeschürftem Knie, das ein Pflaster brauchte. Koelzer spricht von einem „friedlichen Volksfest“. Je nachdem, wie voll es ist, würden die Einsatzkräfte spontan entscheiden, ob sie bis 24 Uhr bleiben. Erstmals können die Essensstände am Freitag und Samstag bis Mitternacht offen bleiben. (csc)