20 Kilometer lange Genussradeltour „Alfter bewegt“ führte zu Höfen und durch Plantagen.
Süßes und Deftiges am Wegesrand„Alfter bewegt“ mit Gewerbeschau
„Ich bin schon bewegt, da das Wetter heute so gut ist und Sie so zahlreich gekommen sind“, freute sich Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher. Gerade erst hatte er die 15. Frühlingsaktion „Alfter bewegt“ gemeinsam mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Oliver Krauß, Vertretern der Ratsfraktionen, der Alfter-Bornheimer Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und dem Verein Rhein-Voreifel-Touristik (RVT) eröffnet.
Der Start erfolgte diesmal nicht, wie sonst, vor der Alfterer Bücherei am Hertersplatz, sondern am Apfeltor des Heimat- und Naturschutzfördervereins Oedekoven am Jungfernpfad: „Mit unserer Aktion wollen wir allen zeigen, wie schön unsere Gemeinde ist. Sie führt an interessanten Punkten vorbei, auch an Neubauvorhaben und Sie können sehen, wie grün unsere Gemeinde ist und wie vielfältig sich die Bürger in den Ortschaften engagieren“, betonte Schumacher.
Geschichtsweg quer durch Oedekoven
Das konnten die Teilnehmer bereits am Apfeltor erleben, der Ruheoase zwischen Pfarrkirche und Gymnasium, angelegt und initiiert von dem 2018 gegründeten Heimatverein. Voraussichtlich noch in diesem Jahr möchten die Heimatliebhaber einen Geschichtsweg quer durch Oedekoven eröffnen, schilderte der Vereinsvorsitzende Detlef Nath.
An rund zehn Orten sollen dafür Informationstafeln angebracht werden. Drei stellten Nath und Vorstandsmitglied Hermann Huckert am Sonntag schon einmal exemplarisch vor: die frühere Bürgermeisterei Oedekoven, den Tempelhof und die Kapelle St. Vermählung. Gemeinsam mit der Biologielehrerin des Gymnasiums Alfter soll zudem ein Beet mit bedrohten heimischen Pflanzen angelegt werden, erklärte Nath. Derzeit beschäftigen sich einige Schüler bereits damit und erarbeiten ein Konzept. Zu den bedrohten Gewächsen der rheinisch-bergisch Region zählen beispielsweise die Heidenelke oder der Bergklee, erklärte Vereinsmitglied Sabina Glasmacher.
Hagelschutz für die Apfelplantage
Bedroht war Ende April auch die heimische Apfelernte auf dem Naturhof Wolfsberg in Impekoven: durch einige Kältenächte. Große Teile der Plantagen des Bioobsthofes waren glücklicherweise durch eine Frostschutzberieselungsanlage geschützt, erläuterte Hofchef Andreas Mager bei einer Traktorrundfahrt durch die Plantagen. Mehr als 80 Prozent der Blüten hätten dadurch gerettet werden können. Wichtig seien auch die Hagelschutznetze, die über den Bäumen gespannt seien: „Trifft ein Hagelkorn einen Apfel, hat er eine Blötsch. Die wächst mit, und die Frucht kann dann nicht mehr verkauft werden“, schilderte Mager.
Apropos Verkauf: Der Familienbetrieb setzt künftig verstärkt auf den eigenen Hofladen, um weniger vom Lebensmitteleinzelhandel abhängig zu sein, schilderte Magers Tochter, Christiane Niemeyer. Daher werde derzeit der Hofladen in Witterschlick erweitert und im Herbst neu eröffnet. Lohn-, Pacht- und Energiekosten seien zu hoch. Da funktioniere es besser, die Produkte selbst zu verkaufen.
Begeistert von der Traktorfahrt durch die Plantagen war auch Angela Kruspe mit ihren beiden Neffen: „Auch uns Städter zieht es aufs Land. Wir sind extra mit dem Fahrrad aus Bonn hierhergekommen, wie auch schon im vergangenen Jahr.“ Für die beiden Jungs sei das ein tolles Erlebnis. Es gebe etwas zu entdecken und was Süßes zu naschen.
Süßes und Deftiges zu probieren gaben es auch andernorts: an den insgesamt zwölf Stationen der gut 20 Kilometer langen Genussradeltour etwa bei der traditionellen „Schulspeisung“ an der Genuss-Schule Alfter in Gielsdorf, im Alanus-Café auf dem Johannishof mit Panoramablick bis ins Rheintal oder beim Stellwerkmuseum am Bahnhof Witterschlick. In Alfter-Ort informierte der Förderverein „Buchstützen“ über sein Angebot, und wer sich für historische Themen interessierte, der war im Haus der Alfterer Geschichte bei der Sonderausstellung zur 400-jährigen Geschichte der Pfarrei St. Matthäus oder im Haus Kessenich in Witterschlick beim Verein Heimatkultur gut aufgehoben. Dort gab es die neue Ausstellung „Unter- und Übertage“ über den Witterschlicker Tonbergbau zu sehen.
Gewerbeschau mit zehn Ausstellern
Mit dabei waren zudem mehrere Gewerbetreibende. Parallel zu „Alfter bewegt“ hatte der Gewerbeverein zum zweiten Mal nach 2023 auf dem Dorfplatz in Witterschlick zur „Regional-Alfter“ eingeladen, einer „kleinen Gewerbeschau“ mit diesmal zehn Ausstellern vom Fitnessstudio über den Energieberater bis zum Supermarkt oder Physiotherapeuten. Für den Gewerbevereinsvorsitzenden Daniel Faßbender hat sich das Angebot bewährt und soll auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.
Ob es irgendwann wieder eine große Gewerbeschau rund um das Rathaus in Oedekoven geben wird, glaubt Faßbender allerdings nicht. Dafür seien mindestens 60 Aussteller notwendig. Für viele sei das mit enormem Aufwand verbunden: „Außerdem sind die Kosten durch die Decke gegangen. Das gilt für die Veranstaltungsorganisation, die Gagen für Künstler und vor allem für Energie und Löhne“, schilderte Faßbender. Den Verein mit aktuell rund 90 Mitgliedern sieht er gut aufgestellt. In den vergangenen Monaten kamen zehn neue Mitglieder hinzu, von denen sich einige auch aktiv engagieren würden.
Auffällig war, dass sich der Verein an der Diskussion über die Steuererhöhungen in der Gemeinde Alfter öffentlich nicht beteiligt hatte. Das bedeute aber nicht, dass sich der Verein nicht für die Interessen der Mitglieder einsetze: „Wir tragen das nur nicht an die Öffentlichkeit. Wir führen lösungsorientierte Gespräche im Hintergrund – zusammen mit der Gemeinde. Wir reden miteinander und nicht übereinander. So bekommen wir das direkte Feedback, was geht und was nicht“, erklärte Faßbender. Natürlich belaste auch die Unternehmer die steigende Grundsteuer. Froh allerdings seien die Geschäftsleute, dass in den Haushaltsjahren 2024 und 2025 die Gewerbesteuer nicht erhöht werde: „Ehrlich gesagt, hätte ich damit nicht gerechnet.“ Dies sei aber wichtig, da die Abgabe sonst höher geworden wäre als in Bonn.