Pandemie und JubiläumsjahrAlfterer Künstler zeigen Ausstellung „Corona Creativ“
Alfter – Der Gielsdorfer Wasserturm oder die Witterschlicker Moschee aus dem 3-D-Drucker, Comics und Karikaturen zur Corona-Krise und mit Absperrband beklebte Schaufensterpuppen als Mahnmal gegen die Pandemie – drei befreundete Alfterer Künstler haben sich in den vergangenen Wochen zusammengetan und laden zu einer Gemeinschaftsausstellung „Corona Creativ“ ein. Die Werkschau von Irmgard Maria Jansen-Otto, Michael Tillmann aus Oedekoven und Bildhauerstudent Dennis Meseg steht unter dem Motto „Kunst der Kompromisse“; zu sehen ist sie ab morgen im Bonner Kulturzentrum Kult41.
Irmgard Maria Jansen-Otto hatte ursprünglich ein Kulturprogramm mit dem Oedekovener Gitarristen Wojtek Tyc vorbereitet, was aber wegen der Pandemie abgesagt werden musste. „Corona Creativ“ ist nun ein Kompromiss, da aufgrund der Abstandsregelungen zum Infektionsschutz nur wenige Gäste ins Kult41 gleichzeitig hineindürfen. Den Empfang zur Vernissage gibt es ebensowenig wie Livemusik. Dafür trifft in dieser Gemeinschaftsausstellung nun darstellende auf digitale Kunst.
Der gelernte Maschinenbauer Michael Tillmann arbeitete als IT-Spezialist in der Robotik und hat sich künstlerisch auf dreidimensionale Drucke spezialisiert. Er produziert unter anderem Förmchen bekannter Alfterer Wahrzeichen, angefangen vom Gielsdorfer Wasserturm, über die Witterschlicker Moschee bis hin zu den Pfarrkirchen St. Lambertus Alfter oder der Böhm-Kirche in Impekoven. Bevor er mit einer speziellen Software die Kunstoffförmchen ausdruckt, fotografiert er die Originalobjekte, bis zu 60 Fotos entstehen auf diese Weise. Doch das ist längst nicht alles, was sich der 55-Jährige ausgedacht hat. Schutzschilder, die viele derzeit als Spuckschutz tragen, funktionierte er zu Lichtschildern um, beispielsweise mit einem Konterfei Ludwig van Beethovens. So entstehen ausgefallene Dekoobjekte, die man als Leuchten benutzen kann. Seine Hoffnung: „Wenn aus diesen Schutzschildern Lichtschilder werden, ist die Krise vorbei.“
Gartenzwerge mit Mundschutz
Ganz andere künstlerische Pfade beschreitet die ehemalige Erzieherin und Floristin Irmgard Maria Jansen-Otto in ihrem historischen Fachwerkhaus, das die 64-Jährige seit 1991 an der Oedekovener Staffelsgasse mit ihrem Lebensgefährten bewohnt. In ihrem Garten tummeln sich unzählige Gartenzwerge. Einigen dieser Kerlchen hat sie passend zur Krise ein paar Gesichtsmasken verpasst.
Vor allem aber zeichnet sie seit dem Lockdown Mitte März regelmäßig Bleistift-Karikaturen, die von Covid 19 inspiriert sind. So nimmt sie beispielsweise die Hamsterkäufer, die sich fleißig mit Toilettenpapier eindecken, auf die Schippe oder ein possierlicher Nager macht sich an Klopapierrollen zu schaffen. Auf einem anderen Bild hat sie Knoblauchzehen gemalt mit dem Tipp: „In Coronazeiten viel Knoblauch essen, stärkt das Immunsystem und sorgt für den Mindestabstand.“ Hinzu kommen einige Gemälde. Passend zur Krise brachte sie das neuartige Virus zusammen mit dem Konterfei von Ludwig van Beethoven. Hier kombiniert sie geschickt die Pandemie mit dem Beethoven-Jubiläumsjahr.
Irmgard Jansen-Otto schreibt zudem Gedichte und nachdenkliche Kurzgeschichten für Kinder zur Krise.
Und dann ist da noch Dennis Meseg. Der 41-Jährige startete im vergangenen Jahr noch einmal komplett neu und nahm an der Alanus Hochschule Alfter ein Studium der Bildhauerei auf. Derzeit ist er mit seiner Installation „It is like it is“ quer durch Deutschland unterwegs.
Er hat 111 Schaufensterpuppen gekauft und in rot-weißes Absperrband gehüllt um auf diese Weise „das Unfassbare fassbar zu machen“, wie der gelernte Mediengestalter betont. Seine Intention: „Wir müssen derzeit überall eine Beschneidung unserer Freiräume erdulden, um uns nicht zu infizieren, wir gehen auf Distanz zu unseren Freunden und unseren Familien, das möchte ich mit meinen Figuren ausdrücken“, erklärte Dennis Meseg.
Plädoyer für den Stellenwert der Kunst
Sein Ensemble setzt sich zusammen aus großen und kleinen Figuren. „Am Ende sind wir in der Krise alle gleich“, so Meseg. Er zeigt aber nicht nur Einsamkeit und Isolation, er möchte gleichzeitig den hohen Stellenwert der Kunst öffentlich machen: „Schon im Alltag wichtig und wertvoll, ist sie gerade jetzt ein kostbares Element im Überlebenskampf der Gesellschaft. Denn sie verbindet, wo keine Verbindung mehr besteht, und sie stärkt unsere Zuversicht, weil sie sichtbar macht was als gesichtsloser düsterer Spuk durch unsere Gedanken geistert.“
„Corona Creativ – Kunst der Kompromisse: Auf Distanz und ohne Sekt!“, Kult 41, Hochstadenring 41, 53 119 Bonn, 21. Mai, bis 14. Juni.