Ostern onlineTrotz Distanz enge Verbundenheit geschaffen
Alfter-Oedekoven – In Zeiten von Corona und geschlossenen Kirchen geht auch die Kirche neue Wege, um die Gläubigen gerade an hohen Feiertagen zu erreichen.
Ein Glas Wein, ein paar Stücke Brot, dahinter ist der Laptop aufgebaut. Per Livestream ging es für Sabine von Schmude in diesem Jahr zu den Osterfeierlichkeiten in die Benediktinerabei Kornelimünster, einem Stadtteil von Aachen. Dass Sabine von Schmude per Laptop und Smartphone überhaupt über die Ostertage erreichbar ist, ist der Corona-Krise geschuldet. Denn eigentlich wollte die 43-jährige Bilanzbuchhalterin wie in den Jahren zuvor auch die Tage von Gründonnerstag bis Ostermontag im Kloster verbringen, und das komplett offline. Doch wegen der Pandemie nehmen die Mönche derzeit keine Gäste auf.
Dafür konnte die Oedekovenerin per Stream und per Chat an den Osterfeierlichkeiten der Mönche teilnehmen. Von Schmude ist dieses christliche Ritual seit vielen Jahren sehr wichtig. „Ostern und die Auferstehung Jesu bedeuten für mich den Aufbruch in ein neues Jahr, in ein neues Leben, eine Zeit der Reflexion und Stille“, schildert sie. Sie möchte an Dinge, die sie in den abgelaufenen Monaten belastet und traurig gemacht haben, „einen Haken machen“ und nach vorne blicken. Das war beispielsweise so, als sie sich vor vier Jahren von ihrem langjährigen Partner getrennt hatte. Sie entdeckte die Leidenschaft für das Tanzen wieder. Vor einigen Wochen meldete sie sich an einer Bonner Tanzschule zum „West Coast Swing“ an, einen Tanz, den man zu zweit, aber ohne festen Partner tanzen kann, schildert Sabine von Schmude.
Osterfeuer online
„Ostern ohne Osternacht – das geht nicht!“, befand Pfarrer Dieter Katernberg und setzte alles daran, den Gottesdienst online übertragen zu können. Üblicherweise versammeln sich an die 150 Menschen gegen 5 Uhr nachts rund um das Osterfeuer hinter der Alten Kirche. Diesmal konnten die Gläubigen am Rechner zuschauen, wie ein kleines Feuer entfacht wurde. Die Zuschauer waren gebeten worden, Kerzen bereitzuhalten. Vier Musiker vertraten den Posaunenchor, zwei freiwillige Helfer übernahmen die Technik. Foto: Kehrein
Wie organisiert man eigentlich einen Aufenthalt im Kloster? In der Benediktinerabtei Kornelimünster kann man ganz einfach einen solchen Aufenthalt buchen: „Wir wollen den Menschen einen Raum öffnen, in dem sie zu sich finden können. Dabei kann die fremde Atmosphäre eines Klosters und seines Lebens aus Gott ein Nachdenkanstoß sein“, heißt es auf der Internetseite der Abtei. Pro Nacht zahlt man 50 Euro inklusive Vollverpflegung. Und was ist für Sabine von Schmude das Besondere? „Mir ist es wichtig, positive Gedanken zu entwickeln, durch die Osterbotschaft, die Auferstehung Jesu wird meine Seele gereinigt.“ In diesem Jahr nun musste von Schmude sich den feierlichen Rahmen zu Hause schaffen. Sie baute sich um ihr Laptop herum einen kleinen Altar auf, hielt online Kontakt mit den Mönchen: „Ich bin froh und dankbar, dass sie das angeboten und so stimmungsvoll umgesetzt haben. Dadurch spürte ich die enge Verbundenheit zu den Mönchen“, schildert die 43-Jährige, „allerdings ist es diesmal eine einseitige Verbundenheit, ich kann die Mönche sehen, sie mich aber nicht.“ Daher hat sie auch mit ihnen gechattet, um ihnen mitzuteilen, dass sie an den Feierlichkeiten teilnimmt. „Als ich die Augen geschlossen hatte, habe ich mich so gefühlt, als wäre ich vor Ort.“ Trotzdem blieben eine gewisse Distanz und ein wenig Ernüchterung zurück: „Die erleichternde Freude, das Gefühl von Leichtigkeit hat sich in diesem Jahr bei mir nicht eingestellt, weil die Last durch die Coronakrise ja bleibt.“
In Zeiten sozialer Isolation nutzt Sabine von Schmude die sozialen Medien und Techniken übrigens auch auf andere Weise um Kontakt zu Freunden und zu ihrer Familie zu halten. So arbeitet sie derzeit nicht nur im Homeoffice, sie trifft sich auch via Skype zum gemeinsamen Abendessen am Laptop mit ihren Verwandten um nicht einsam zu sein.