In der Hundetagesstätte Hundplus in Alfter werden 40 bis 50 Vierbeiner betreut. Dabei ist für die Inhaberinnen Angela Weber und Regina Pilger Harmonie von zentraler Bedeutung.
Hundetagesstätte in AlfterEin Spielplatz für fellige Vierbeiner
Bunt bemalte Holzhütten mit gemütlicher Einrichtung, verschiedene Liegemöglichkeiten zum Entspannen und viel Platz zum Spielen: In der Hundetagesstätte Hundplus in Alfter können die Vierbeiner in tierischer Gesellschaft den Tag verbringen, während Frauchen oder Herrchen einer anderen Tätigkeit nachgehen.
„Ich bin mit Hunden groß geworden und ich kenne das gar nicht anders“, erzählt Regina Pilger, Mitinhaberin von Hundplus. Ursprünglich wollte sie Tierärztin werden: „Zu dem Zeitpunkt war ich aber der Meinung, ich könnte keine Tiere einschläfern.“ Daher habe sie sich für eine andere Richtung entschieden und Jura studiert. Nach ihrem Studium hat sie als Geschäftsführung beim Tierheim Troisdorf angefangen. „Im juristischen Bereich und im Tierschutz zu arbeiten, fand ich interessant“, erklärt Pilger. Irgendwann hätten sie dort eine neue Leitung gesucht, und Angela Weber, ebenfalls Mitinhaberin von Hundplus, hat sich auf die Stelle beworben - und sie bekommen.
„Ich bin in den Tierbereich durch den eigenen Hund gekommen, der ein bisschen schwierig war. Während meines Informatikstudiums habe ich nebenbei bei ‚Tiere suchen ein Zuhause‘ gearbeitet“, so Angela Weber. Dadurch habe sie Kontakt zum Tierheim Troisdorf bekommen. „Erst habe ich dort ausgeholfen, später folgte die Festanstellung. Ich bin da so reingewachsen. Irgendwann kam das Angebot, dort die Tierheimleitung zu machen.“ Es sei damals jedoch drunter und drüber gegangen im Tierheim. „So sind wir davon weg und waren eigentlich mit den Nerven am Ende“, sagt Pilger.
Suche nach einem passenden Grundstück gestaltete sich schwierig
Nach ihrer Zeit in Troisdorf hätten die beiden Bonnerinnen überlegt, was sie stattdessen gemeinsam machen könnten. „Viele haben uns gefragt, welche Hundepension wir empfehlen können. Und guten Gewissens konnten wir nicht wirklich etwas empfehlen. Aber wir dachten uns, dass das etwas für uns sein könnte, weil es dafür eine Nachfrage gibt“, erklärt Pilger. Dann habe die Suche nach einem passenden Ort begonnen. „Wir hatten in Bornheim elf Grundstücke in der Prüfung. Und es ist immer an irgendetwas gescheitert.“ Das Genehmigungsverfahren sei eine Katastrophe gewesen.
Wegen der Autobahnanbindung, der Nähe zu Bonn und der Tatsache, dass es kaum Angebote in der Region gab, hätten sich die Frauen für einen Standort im Rhein-Sieg-Kreis interessiert. Irgendwann sei ein Grundstück in Alfter unweit der Bahnhaltestelle Alfter Impekoven in den Fokus der beiden gekommen. „Vier Jahre haben wir gesucht und die Zeit mit verschiedenen Jobs überbrückt“, berichtet Pilger. Bei dem Alfterer Grundstück sei ihnen jedoch sofort klar gewesen, dass das keine Hundepension werden kann. „Dann haben wir gedacht: warum nicht eine Tagesstätte?“ So öffneten sich 2009 die Türen für die vierbeinigen Besucher. Pilger: „In Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis waren wir, glaube ich, die einzigen, die das damals in dem Maße angeboten haben.“
Das Konzept sei von Anfang an klar gewesen, sie wollten keinen Hund wegsperren. „Für uns war total wichtig, dass die Hunde gerne kommen und gerne hier sind“, so Pilger. Es handelt sich um eine betreute Gruppe, die Hunde sind also nie alleine. „Harmonisch und ruhig“ soll es sein. Die Vierbeiner sollten verträglich mit der Gruppe sein, weil schon ein auffälliges Tier die ganze Gruppe negativ beeinflussen könne. Weber: „Regelmäßigkeit ist uns außerdem wichtig, wenigstens zweimal in der Woche sollte der Hund zu uns kommen.“
Menschliche Bezugsperson für Tiere wichtig
Von Montag bis Freitag betreuen Pilger und Weber zusammen mit ihren fünf Mitarbeitern mehr als 40 Hunde. „Eigentlich hatten wir drei Gruppen geplant“, sagt Weber. Schnell hätten sie jedoch festgestellt, dass das „Quatsch“ sei: „Die Hunde wollen einen menschlichen Ansprechpartner und so würden sie immer in den Auslauf wollen, wo die Leute sind.“ Es sei den beiden auch wichtig, den Vierbeinern diese menschlichen Bezugspersonen zu bieten: „Jeder kommt irgendwann am Tag mal an und sagt Hallo“, erklärt Weber.
Im Winter könne es auch schon mal kalt werden auf dem Gelände. Die bunten, beheizten Holzhütten böten dann einen warmen Unterschlupf. „Manche Aushilfen haben das unterschätzt, wie es ist, den ganzen Tag an der frischen Luft zu arbeiten“, erklärt Pilger. Sie und Weber seien genauso in die Hundebetreuung integriert wie ihre Mitarbeiter. „Die Hunde gehen vor, das ist das allerwichtigste. Wir sind immer wenigstens zu zweit im Auslauf, wenn nicht zu dritt oder viert“, ergänzt Weber. Es gehe zwar meist sehr harmonisch zu, aber es müsse auch immer wieder moderiert werden. „Bella“, tönt es über das Gelände. Die Hündin war gerade auf dem Weg zu Dackel Rufus, der allerdings nicht den Anschein machte, mit ihr spielen zu wollen. „Wenn man weiß, dass der keinen Bock darauf hat, dann kann man schon vorher sagen: ‚Bella, lass es sein‘.“ Die Spielaufforderung sei zwar nett gemeint, aber von Rufus nicht erwidert.
„Zu wissen, was der eine Hund vorhat, wenn er auf einen anderen zugeht - das muss ich im Prinzip schon an der Körperhaltung sehen. Das kann man aber nur lesen, wenn man sich auskennt“, erklärt Weber. Das allerwichtigste sei es, Spaß und Interesse daran zu haben, zu beobachten.
Kein Beschäftigungsprogramm für die Hunde
Um 7 Uhr geht es in Alfter los, die ersten Zwei- und Vierbeiner stünden dann schon vor der Türe. Pilger: „Bis 10 Uhr werden die Hunde gebracht, und die meisten spielen erstmal.“ Viel sei dabei routiniert, weshalb den Inhaberinnen schnell auffalle, wenn sich ein Tier anders verhält als sonst. Gegen Mittag sei auch für die Hunde ein bisschen Pause, vielen legen sich dann hin. Manche werden in der Zeit gefüttert, andere bekommen Medikamente, so Pilger. Ab 15 Uhr gehe die Abholzeit los. „Wir merken ab dann einen Unterschied im Benehmen, die Hunde sind anders drauf.“ Die meisten könnten schon am Auto erkennen, ob sie abgeholt werden. „So gut gelaunt und gerne sie morgens reinkommen, so freuen sie sich auch wieder, wenn es abends nach Hause geht“, erklärt Pilger. So solle es auch sein, dass sie an beiden Orten gerne sind. „Hunde, die nicht gerne kommen, würden wir auch nicht betreuen“, fügt Weber hinzu.
Hunde haben ein hohes Schlafbedürfnis, daher hätten sie in ihrer Hundetagesstätte bewusst kein Beschäftigungsprogramm für die Tiere. „Sie verpennen circa 17 Stunden ihres Tages, die restlichen Stunden sind Aktivität. Und wenn wir hier so ein richtiges Programm machen würden, wäre das einfach zu viel. Dann wären die Hunde drüber, wenn sie nach Hause kommen“, erläutert Angela Weber.
Zehnerkarten und Monatskarten können bei der Hundetagesstätte gekauft werden. Weber: „Einzeltagesbetreuung machen wir nicht, weil das viel Unruhe reinbringt“. Die meisten ihrer Kunden seien berufstätig, ansonsten sei es ein Querschnitt der Gesellschaft, die ihren Vierbeiner nach Alfter bringen: von der Krankenschwester über Lehrer und Rechtsanwälte. „Das ist wirklich alles dabei. Und wir haben durchaus auch welche, die bereits in Rente sind.“ Die würden trotzdem den Betrag zahlen, damit ihr Hund Kontakt zu Artgenossen hat.
Folgen der Pandemie für die Hundetagesstätte
„Die Corona-Pandemie haben wir hier deutlich gemerkt. Am Anfang waren die Leute noch sehr solidarisch und habe trotzdem weiter gezahlt. Aber dann kamen die Homeoffice-Regelungen“, berichtet Weber. Erst brachen 15, dann 20 Prozent der Kundschaft weg. Trotzdem konnten sie über die Runden kommen.
Für Regina Pilger ist das Schönste an ihrer Tätigkeit: „24 Stunden Hund“. Mehr verdienen können sie wahrscheinlich in einer Kanzlei, ergänzt die Juristin schmunzelnd. „Es ist eine Hundeleidenschaft. Ich kann nicht ohne.“ Auch Kollegin und Mitinhaberin Angela Weber übt ihren Beruf seit 14 Jahren mit viel Freude aus: „Wenn wir einen Hund haben, wo wir merken, dass der von der Gruppe und dem sozialen Miteinander so profitiert, und das mit nach Draußen getragen wird. Das ist für mich das Schönste.“ Oft würden ihre Kunden davon berichten, dass sich ihr Hund anders verhält und selbstsicherer geworden ist. „Da habe ich ein richtig gutes Gefühl und freue mich“, erklärt Weber.