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Hilfsprojekt aus Alfter„Die Schicksale der Brandverletzten werden uns noch lange begleiten“

Lesezeit 3 Minuten
Ärzte entfernten erste Verbände nach der Operation von Kalkidan.

Dr. Benedikt Schneider und Dr. Miriam Dietz entfernten erste Verbände nach der Operation von Kalkidan.

Außergewöhnliches Hilfsprojekt des Vereins „Menschenfreude“ aus Alfter: Chirurgen aus Köln operieren Bürgerkriegsopfer in Äthiopien.

„Die Schicksale der Brandverletzten werden uns noch lange begleiten“, schildern es die drei plastischen Chirurgen Dr. Miriam Dietz, Dr. Benedikt Ribitsch und Dr. Benedikt Schneider, die gemeinsam mit einem Team des Alfterer Vereins „Menschenfreude“ ein ganz besonderes Pilotprojekt auf die Beine gestellt haben. Aufgerüttelt durch das Schicksal schwerst verbrannter Mädchen und Jungen in der Bürgerkriegsregion im äthiopischen Lalibela machten sich die drei Mediziner aus Köln vor einigen Wochen auf, um ehrenamtlich vor Ort zu helfen – mit großem Erfolg.

Rund 130 große und kleine Patienten waren ans General Hospital Lalilbela im Norden Äthiopiens gekommen, um sich von den Chirurgen behandeln zu lassen. Während des zweiwöchigen Aufenthalts konnten unter den oft erschwerten lokalen Gegebenheiten 32 Eingriffe durchgeführt werden. Die Betroffenen kamen meist mit schwersten Brandverletzungen. Die Ärzte konnten Kontrakturen lösen, aber auch Tumore entfernen und Fehlstellungen von Händen und Füßen korrigieren.

Ganz besonders bewegt war das Ärztetrio von dem Schicksal ihrer ersten Patientin, der 16-jährigen Kalkidan. Sie überlebte vor zwei Jahren nur knapp einen schlimmen Brandanschlag, bei dem sie ihre Familie verloren und schwerste Verletzungen erlitten hatte: Mehr als 40 Prozent ihrer Hautoberfläche sind dabei verbrannt. Jürgen Perteck aus Gielsdorf hatte gemeinsam mit seinem Kollegen Feseha Ayanna, der selbst aus Lalibela stammt, während eines Äthiopienaufenthalts vom Schicksal des Mädchens erfahren.

Großes Netzwerk

Perteck gründete vor sechs Jahren gemeinsam mit seinem Sohn den Verein „Menschenfreude“ und stellt seitdem mit einem großen Netzwerk an ehrenamtlichen Experten, Medizinern, Freunden und Bekannten weltweit Hilfsprojekte auf die Beine. Der Gielsdorfer und sein Kollege hatten die damals 14-Jährige ins örtliche Hospital gebracht und in Deutschland nach Möglichkeiten gesucht, ihr zu helfen. Nun kam vor Ort in Äthiopien eine neunköpfige Gruppe rund um die drei plastischen Chirurgen zusammen. Während einer gut zweistündigen Operation konnten deutsche und äthiopische Ärzte bei dem Teenager einige wichtige Hautplastiken vornehmen, Narbenstränge lösen und das verletzte Augenlid refixieren.

Dr. Benedikt Schneider, Dr. Miriam Dietz und Dr. Benedikt Ribitsch (von links) mit der brandverletzten Kalkidan im Krankenhaus Lalibela.

Dr. Benedikt Schneider, Dr. Miriam Dietz und Dr. Benedikt Ribitsch (von links) mit der kleinen Kalkidan im Krankenhaus Lalibela.

In den Folgetagen operierte das Team weitere 31 Mal: „Wir hätten noch wochenlang weitermachen können“, fasste Miriam Dietz zusammen. Es sei ein Geschenk gewesen, helfen zu können – da sind sich die drei Ärzte einig. Doch sie konnten nicht immer helfen. Mal lag dies an den gegebenen Bedingungen, mal war der Befund an Verletzungen so komplex, dass die Mediziner überfordert waren: „Es war sehr hart, den Patienten schweren Herzens mitteilen zu müssen, dass wir ihnen nicht helfen konnten, wissend, dass wir vielleicht ihre einzige Chance und Hoffnung waren“, schilderte es Benedikt Ribtisch.

Keine einmalige Aktion

Für die Ärztegruppe aus Köln ist klar, dass dies keine einmalige Aktion gewesen ist. Sie sicherten zu, dass sie 2025 wieder ins General Hospital Lalibela kommen, um dort zu helfen. Bis dahin wird das Team weitere Planungen anstellen, und erörtern, was gut funktioniert, was gefehlt hat und was noch besser gemacht werden könnte. Projektmanager Michael Zeitler vom Verein „Menschenfreude“ wird sich bis zum kommenden Einsatz verstärkt um die Infrastruktur vor Ort kümmern. So ist die Stromversorgung sehr lückenhaft: „Auch die Ausstattung und teilweise Instandsetzung wichtiger Gerätschaften werden wir in den Fokus nehmen und entsprechende Spendenkampagnen planen.“

Während des zweiwöchigen Aufenthaltes war auch die Zahnärztin Dr. Daniela Bogena vor Ort, die bereits für den Verein „Menschenfreude“ im afrikanischen Inselstaat Madagaskar ehrenamtlich im Einsatz war. Gemeinsam mit ihrer Tochter Jana führte sie am Hospital Lalibela zahnmedizinische Behandlungen durch, ebenfalls unter erschwerten Bedingungen. In einem improvisierten Behandlungszimmer versorgte das Dentalteam Patienten im Minutentakt und schulte dabei zwei Allgemeinmediziner, damit diese in Zukunft Zähne ziehen können. Auch diese Zusammenarbeit soll intensiviert werden.