Haft für den HaupttäterMaskierter Raubüberfall auf Apotheke in Oedekoven

Die Justitia (Symbolbild)
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Bonn/Alfter – Sechs Stunden lang wurde gestern hinter verschlossenen Türen verhandelt, am Ende hat das Bonner Jugendschöffengericht einen 16-jährigen Apothekenräuber zu zwei Jahren Jugendstrafe ohne Bewährung verurteilt.
Wie Amtsgerichtsdirektorin Birgit Niepmann mitteilte, muss der geständige Haupttäter wegen gemeinschaftlicher schwerer räuberischer Erpressung hinter Gitter. Eine positive Sozialprognose habe die Jugendrichterin dem vorbestraften Angeklagten nicht mehr attestieren können.
Unter Druck gesetzt gefühlt
Ein 15-Jähriger kam mit einem halbjährigen sozialen Trainingskurs davon; er habe sich unter Druck gesetzt gefühlt, hatte er erklärt. Der Jüngste im angeklagten Trio wurde freigesprochen: Dem 14-Jährigen, der den Überfall mitgeplant haben soll und auch an der Beute teilhaben sollte, war ein Tatbeitrag nicht nachzuweisen.
In dem Prozess waren gestern zahlreiche Zeugen gehört worden, vor allem Kumpels aus der Clique, aber auch die Apothekerin und ihre Mitarbeiterin, die den Raubüberfall am 25. Mai 2019 hautnah erlebt hatten. Demnach standen plötzlich zwei junge, maskierte Menschen in der Apotheke. Der eine trug ein schwarzes Dreieckstuch vor dem Gesicht, der andere eine Sturmhaube und dunkle Kleidung. Für die 44-jährige Inhaberin war sofort klar, dass die Räuber höchstens Teenies sein konnten. Mit fast kindlicher Stimme forderte der eine die Apothekerin auf, ihnen Geld aus der Kasse zu geben, während der andere ihr eine Gasdruckpistole vorhielt. Mit 475 Euro Beute verschwanden sie. Die alarmierte Polizei hatte damals sofort eine Fahndung eingeleitet und beobachtet, wie drei Jugendliche unweit des Tatorts in einen Hauseingang liefen. In einem Garten trafen die Beamten 13 Jugendliche an, die eine Geburtstagsparty feierten, darunter offenbar auch die gesuchten Apothekenräuber. Im Treppenhaus hatten die Ermittler einen Rucksack gesichert, in dem eine Schreckschusswaffe sowie Sturmhaube und Dreieckstuch verstaut waren. In einem Schuh war ein Teil der Beute versteckt. Der Rest wurde nie gefunden.
Der 16-Jährige will sich gegen den gestrigen Richterspruch wehren. Sein Verteidiger Michael Hakner erklärte nach dem Urteil: „Gefängnis hat noch nie als Erziehung geholfen.“