Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Feuerwehrübung der Löschgruppe WitterschlickWissen, was im Ernstfall zu tun ist

Lesezeit 4 Minuten
Alfter-Witterschlick. Bei der Einsatzübung war auch ein Fahrzeug mit einem Fass beteiligt, aus dem eine Substanz auslief. Die Einsatzkräfte mussten erste Dekontaminationsmaßnahmen einleiten. Foto: Frank Engel-Strebel

Bei der Einsatzübung war auch ein Fahrzeug mit einem Fass beteiligt, aus dem eine Substanz auslief. Die Einsatzkräfte mussten erste Dekontaminationsmaßnahmen einleiten. 

Bei der Einsatzübung der Löschgruppe Witterschlick waren die Kameraden nicht nur mit einer zu bergenden Person, sondern auch mit einer möglichen Gefahrenquelle konfrontiert. 

Ein dramatisches Bild bot sich den Einsatzkräften der Löschgruppe Witterschlick, als sie die schmale Allee zwischen Volmershoven-Heidgen und Witterschlick erreichten. Was sich zunächst nach einem Routineeinsatz anhörte, stellte sich vor Ort als wesentlich komplizierter dar. Zwei Transporter waren zusammengestoßen, es gab mehrere Verletzte, einer der Unfallbeteiligten war unter die Reifen eines der Fahrzeuge geraten. Seine Füße waren eingequetscht worden.

Glücklicherweise handelte es sich bei diesem Szenario lediglich um eine vorab gestellte Einsatzübung. Die „verwundete“ Person war ein Dummy. Regelmäßig proben die Kameraden der Alfterer Löscheinheiten den Ernstfall, um entsprechend gewappnet zu sein, wenn es wirklich drauf ankommt.

Wie bei realen Einsätzen, wussten die Feuerwehrleute vorab nicht, was sie am Ort des Geschehens erwartet. Ihr Ziel ist immer, in Stresssituationen rasch die Situation korrekt einzuschätzen und adäquate Maßnahmen einzuleiten. So auch bei der Übung. 

ABC- und Dekontaminationsalarm wurde ausgelöst

Die rund 25 beteiligten Einsatzkräfte um Einsatzleiter Michael Hesse mussten nicht nur die verletzte „Person“ bergen, es kam auch noch eine potenzielle Gefahrenquelle hinzu: Das zweite Unfallfahrzeug, ein Transporter mit einer Pritsche, hatte einen Behälter mit einer Flüssigkeit geladen, der bei dem Zusammenstoß beschädigt wurde und die Flüssigkeit auslief. Unklar war, ob es sich bei dem Inhalt um einen gefährlichen Stoff handelte.

Deshalb löste der Einsatzleiter vorsichtshalber einen ABC- und Dekontaminationsalarm aus. Dieser Alarm wird ausgelöst, wenn von den Stoffen möglicherweise eine Gefahr für die Einsatzkräfte, die Bevölkerung oder die Umwelt ausgeht, etwa bei austretenden radioaktiven, chemischen oder biologischen Substanzen.

„Glücklicherweise kommen solche Ereignisse bei unseren Einsätzen eher selten vor“, schilderte Wehrleiter Thorsten Ohm, der sich das Übungsszenario ausgedacht hatte. Doch umso wichtiger sei es, diese zu trainieren. So wüssten die Kameraden, was vor Ort zu tun ist, wenn sich solch eine Situation doch einmal ergebe.

Im Ernstfall hätten sie nicht nur spezielle Schutzkleidung benötigt, es hätte auch ein Dekontaminationsbereich aufgebaut werden müssen, ein sogenannter Schwarz-Weiß-Bereich, erklärte Ohm. Im Schwarz-Bereich dürfen sich nur Einsatzkräfte aufhalten, die mit dem möglichen Gefahrstoff in Berührung gekommen sind. Der Weiß-Bereich ist für diejenigen, die nicht mit dem Stoff in Kontakt gekommen sind oder davon befreit wurden. 

Erstmaßnahmen bei der Gemeindefeuerwehr im Fokus

Über eine eigene Dekontaminationseinheit verfügt die Gemeindefeuerwehr nicht, erläuterte Thorsten Ohm. Eine dafür speziell ausgebildete und ausgestattete Gruppe gibt es nur auf Kreisebene: „Bei uns geht es um die Erstmaßnahmen, die aber unter anderem auch eine Notdekontamination beinhaltet, das heißt, wir müssen in der Lage sein, die ersten eingesetzten Trupps notdürftig zu dekontaminieren, sodass wir eine Gefährdung für die Einsatzkräfte ausschließen können.“

Die Bestimmung der Stoffe laufe dann je nach Situation, die vor Ort vorgefunden wird, entweder mündlich oder im Idealfall über eine entsprechende Kennzeichnung der Gebinde oder der Fahrzeuge. So können die Wehrleute die Substanzen anhand der entsprechenden Nummern identifizieren und dadurch ableiten, welche Gefahren von ihnen ausgehen und was die passenden Maßnahmen sind.

Mit der Übung wurden zudem die neu beschafften Atemschutz- und Funkgeräte ausprobiert. Derzeit befindet sich die Alfterer Wehr laut Ohm in der Umstellungsphase vom analogen auf digitalen Funk. Damit sind im Rhein-Sieg-Kreis mittlerweile die meisten Wehren ausgerüstet, weil diese Funkvariante als abhörsicher gilt. Es gibt aber einen entscheidenden Nachteil: Bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 ist der Digitalfunk ausgefallen. Daraus haben die Kommunen eine Lehre gezogen und halten für entsprechende Krisensituationen die Analogtechnik weiterhin bereit.


Schuppenbrand in Witterschlick

Durch ihr schnelles Eingreifen konnte die Freiwillige Feuerwehr Alfter am Donnerstagnachmittag ein größeres Feuer verhindern. Gegen 16.40 Uhr wurden drei Löschgruppen in den Klausenweg in Witterschlick gerufen. Wie Pressesprecher Michael Hesse berichtete, brannte dort ein Schuppen, in dem auch zwei Gasflaschen gelagert wurden. Bei Eintreffen der Wehrleute drohten die Flammen auf das benachbarte Wohnhaus überzugreifen. Einsatzleiter Michael Fuhs ließ umgehend die Alarmstufe erhöhen, weitere Feuerwehr-Einheiten eilten herbei.

Der Löschangriff der 30 Wehrleute zeigte schnell Wirkung. Die Kameraden konnten so das Übergreifen des Feuers auf das Wohnhaus verhindern. Der Schuppen brannte jedoch vollständig aus. Die Gasflaschen hatten die Einsatzkräfte noch rechtzeitig aus dem Schuppen holen können, sagte Hesse. Zwei Bewohner wurden leicht verletzt, sie mussten wegen einer Rauchgasvergiftung behandelt werden. Ins Krankenhaus mussten sie aber nicht. Die Brandursache ist unklar, die Polizei ermittelt. (mfu)