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„Menschenfreude“Alfterer Verein und Ärzte-Team wollen Verbrennungsopfern in Äthiopien helfen

Lesezeit 3 Minuten
Jürgen Perteck (rechts, Mitte) steht neben anderen Vereinsmitgliedern, die Kartons packen.

Jürgen Perteck (rechts, Mitte) gründete 2019 den Verein Menschenfreude und organisiert seitdem weltweit Hilfsprojekte.

Ein Verein aus Alfter organisiert den Einsatz eines Ärzteteams in Äthiopien. Dabei soll es um die Versorgung von Verbrennungsopfern gehen.

Normalerweise behandelt Dr. Benedikt Ribitsch am Krankenhaus Köln-Merheim Unfallopfer mit schwersten Hautverbrennungen. Dort gehört er zu dem plastisch-chirurgischen Ärzteteam. Im März werden Ribitsch und seine Freundin Dr. Miriam Dietz gemeinsam mit einem Anästhesisten, einer OP- und einer Anästhesieschwester zu einem besonderen Einsatz aufbrechen: Sie fliegen nach Äthiopien, um dort ehrenamtlich Patienten zu operieren und zu behandeln, die aufgrund von Unfällen, Verbrennungen und Krieg so entstellt sind, dass sie dringend einer plastisch-rekonstruktiven Versorgung benötigen.

Alfterer Verein unterstützt viele Hilfprojekte weltweit

Organisiert wird dieser Einsatz vom Verein „Menschenfreude“, den der Alfterer Pilot Jürgen Perteck gemeinsam mit seinem Sohn Maximilian 2019 gegründet hatte. Seitdem ist der Verein weltweit aktiv, unterstützt Hilfsprojekte in Afrika, Nepal oder der Ukraine, und setzt sich für Obdachlose in Bonn und Köln ein. Auch in Äthiopien waren Jürgen Perteck und seine freiwilligen Mitstreiter schon mehrfach vor Ort, pflanzten dort mit Jugendlichen 1500 Setzlinge für ein Aufforstungsprojekt und installierten Trinkwasser-Filteranlagen. Perteck kennt daher die desolate medizinische Versorgung in den Krankenhäusern in dem von Naturkatastrophen und Unruhen geprägtem afrikanischen Land.

Seit September bereitet sich das Kölner Ärzteteam auf seinen Einsatz vor. Geplant ist der Besuch eines Krankenhauses in der Kleinstadt Lalibela (rund 9000 Einwohner), einem historisch geprägten Pilgerort, der im Nordwesten Äthiopiens in der Region Amhara liegt. Berühmt ist diese Stätte für ihre monolithischen Felsenkirchen, die UNESCO-Weltkulturerbe sind.

Keinen Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung

Die Zustände in den Krankenhäusern in Lalibela in Äthiopien sind katastrophal. Hier wartet ein Mädchen auf eine Operation.

Die Zustände in den Krankenhäusern in Lalibela in Äthiopien sind katastrophal. Hier wartet ein Mädchen auf eine Operation.

In dieser Region herrschen seit August schwere Unruhen. Die Helfer befürchten ein ähnliches Inferno wie in der benachbarten Region Tigray. Dort starben während eines brutalen zweijährigen Bürgerkrieges bis 2022 über 500.000 Menschen. „Die Menschen vor Ort benötigen dringend Hilfe, wir haben vor Ort nicht annähernd Zugang zu einer adäquaten medizinischen Versorgung, wie wir sie aus Deutschland kennen“, schildert Ribitsch der Rundschau. Der 35-jährige Mediziner ist Facharzt für plastische Chirurgie und arbeitet seit neun Jahren in seinem Beruf.

Behandelt werden in dem Merheimer Klinikum Patienten, deren Körperoberfläche stark verbrannt ist, oft zu mehr als 40 Prozent. In den vergangenen 30 Jahren entwickelte sich die medizinische Forschung so weiter, dass Menschen heute gut bei der Wiederherstellung ihrer Haut geholfen werden kann. Ihre Erfahrungen wollen Ärzte und Helfer nun in Äthiopien einsetzen, wohl wissend, dass dort ganz besondere Herausforderungen auf sie zukommen: Viele Patienten sind traumatisiert und leiden unter starken Schmerzen.

Ärzte vor Ort schulen

Dr Benedikt Ribtisch und seine Freundin Dr. Miriam Dietz fliegen im März nach Äthiopien, um dort verwundeten Menschen zu helfen.

Dr Benedikt Ribtisch und seine Freundin Dr. Miriam Dietz fliegen im März nach Äthiopien, um dort verwundeten Menschen zu helfen.

Zwei Wochen wird das Team vor Ort sein: „Wunder können wir dort keine bewirken, uns geht es um die Erstversorgung, den Betroffenen wieder mehr Lebensqualität zu geben und darum, die Ärzte vor Ort zu schulen, damit sie anschließend den Patienten weiterhelfen können“, so Ribitsch. Er spricht von einem „nachhaltigem Projekt“, das im besten Fall jedes Jahr durchgeführt werden solle.

Auch einige medizinische Geräte bringen die Ärzte aus dem Rheinland mit, aber nur das Nötigste. Zum einen sei es schwierig, so viel transportieren, zum anderen möchten die Mediziner vielmehr die Menschen vor Ort unterstützten und das benötigte Material daher lieber im Land einkaufen, erklärt Ribitsch. Und noch eins liegt ihm am Herzen: Bei den zahlreichen Kriegen, vor allem in Nahost und in der Ukraine, wird über andere Krisenregionen kaum in den Medien berichtet. Das möchten sie mit ihrem Aufruf und ihrem Hilfsprojekt ändern.

Für die Kosten der Flüge kommen die Ärzte selbst auf. Zudem nehmen sie für ihre Arbeit zwei Wochen ihres Jahresurlaubs. Benötigt werden dringend Spenden, um das Projekt durchführen zu können. Die Gelder sollen für den Kauf von medizinischer Ausrüstung und für die Bezahlung des einheimischen Personals ausgegeben werden.


Wer dem Ärzteteam helfen möchte, der findet alle notwendigen Kontaktdaten und Informationen im Internet unter www.menschenfreude.org oder über Instagram: instagram.com/menschenfreude_hilfsprojekte/