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Alfterer Jugendtreff „JumP“Mädchen schreiben eine eigene weihnachtliche Geschichte

Lesezeit 5 Minuten
Im Workshop des Kinder- und Jugendtreffs „JumP“ in Alfter-Witterschlick schreiben Mädchen eine eigene weihnachtlichen Geschichte. Handlung und Figuren entwerfen sie selbst.

Im Workshop des Kinder- und Jugendtreffs „JumP“ in Alfter-Witterschlick schreiben Mädchen eine eigene weihnachtlichen Geschichte. Handlung und Figuren entwerfen sie selbst.

Im Workshop vom Kinder- und Jugendtreff „JumP“ in Alfter-Witterschlick schreiben Mädchen eine eigene weihnachtliche Geschichte. Sie bringen ihre Themen ein, lernen Medienkompetenz und wie Literatur entsteht.

Lena hat Streit mit ihren Eltern, und dann auch noch mit den Mädchen in ihrer Schule. Wie biegt sie das nur wieder gerade? Dann ist da auch noch die Nachbarin Frau Meier, die an Krücken geht und Hilfe braucht. Was kann Lena für sie tun? Den Mädchen, die im Workshop des Kinder- und Jugendtreffs „JumP“ in Alfter-Witterschlick gemeinsam an einer weihnachtlichen Geschichte arbeiten, war schnell klar, wie sie ihrer Hauptfigur Lena aus dem Schlamassel helfen: Sie stellen ihr einen Weihnachtswichtel an die Seite, und mit dessen Unterstützung meistert Lena jede Hürde.

„Ich habe Lena und den Wichtel Arec so gemalt, wie ihr sie beschrieben habt“, sagt Katrin Brüsselbach und zeigt die beiden Bilder im Stuhlkreis herum. „Stimmt alles? Habt ihr euch die Figuren so vorgestellt?“, fragt sie. Das sieht richtig gut aus, sind sich die Mädchen einig. „Erkennt man die Details später im Buch noch, wenn die Bilder kleiner sind?“, fragt eine der Teilnehmerinnen. Da müsse sie sich keine Sorgen machen, erwidert Brüsselbach, die eigentlich Kreative- und Lebensgeschichten für Erwachsene schreibt.

Ein Raum für Mädchen

Im Workshop lernen die Mädchen, wie Literatur entsteht. Sie denken sich die Handlung und die Figuren selbst aus. Ganz nebenbei lernen sie Medienkompetenz. „Ich male die Figuren selbst, damit wir kein Problem mit dem Urheberrecht bekommen“, erklärt Brüsselbach.

Der Workshop ist in diesem Jahr bereits der dritte, den die 32-Jährige im Kinder- und Jugendtreff „JumP“ anbietet. Jeden Mittwoch im November treffen sie sich und arbeiten an ihrer Geschichte. Beim letzten Termin ist diese fertig und liegt als gedrucktes Buch vor. Jede Teilnehmerin bekommt ein Exemplar. „ Ich will das Buch dann mit meiner Oma lesen“, plant Greta (9) und Neele (9) freut isch schon darauf, das fertige Buch in den Händen zu halten und es beim letzten Treffen gemeinsam zu lesen.

Der Workshop ist diesmal nur für Mädchen. In den 3. und 4. Klassen der Gemeinschaftsgrundschule Witterschlick, die alle Teilnehmerinnen besuchen, gibt es mehr Jungen als Mädchen. „Wir wollen mit dem Workshop einen Raum für die Mädchen schaffen“, erklärt Udo Brüsselbach, Leiter des Jugendtreffs. „Die Mädchen haben sich das explizit gewünscht“, fügt dessen Tochter Katrin Brüsselbach hinzu. Zusammen waren sie durch die Schulklassen gegangen und hatten die Idee des Workshops vorgestellt.

„Um eine Weihnachtsgeschichte vorzulesen, braucht man Kakao und Plätzchen!“, hatten die Mädchen bereits beim ersten Treffen beschlossen. Brüsselbach wird das organisieren. Den Vorlese-Termin können alle kaum erwarten. Bevor es so weit ist, müssen sie aber noch die Handlung besprechen. Was in der Geschichte in etwa passieren soll, steht bereits fest, aber die Übergänge fehlen noch. Katrin Brüsselbach malt die Stationen der Geschichte auf ein Plakat. Das werden später auch die Kapitel. Die Mädchen können all ihre Ideen einbringen, blöde Vorschläge gibt es nicht.

Teilnehmerinnen bringen die eigenen Themen ein

Wie soll Lena den Wichtel treffen? An einem verschneiten Winterabend, vielleicht im Baumhaus im Garten, steht schnell fest. Darüber, wie Lena die Nachbarin Frau Maier trifft, grübeln sie dann etwas länger. Wie die Geschichte endet, ist bereits entschieden: mit einem gemeinsam Weihnachtsfest. Greta stellt fest: „Der Wichtel nimmt Lena an die Hand und kitzelt aus ihr heraus, was sowieso schon in ihr steckt.“ Manchmal haben die Mädchen wohl selbst das Gefühl, dass sie einen Wichtel an ihrer Seite bräuchten. Streit mit den Eltern oder mit den Freundinnen hatten auch alle schon einmal. Kein Wunder also, dass sich die Mädchen plötzlich alle einen eigenen Wichtel ausmalen. „Meiner hat mir letztens nachts die Socken ausgezogen“, beschwert sich eines der Mädchen.

„In der Geschichte steckt ganz viel von den Mädchen, ihre eigenen Erfahrungen. Sie alle sind unsere Hauptfigur Lena“, sagt Brüsselbach: „Aus der fertigen Geschichte können sie dann auch wieder etwas mit herausnehmen.“ Zuletzt war Katrin Brüsselbach und den Workshop-Teilnehmerinnen aufgefallen, dass ihrer Geschichte männliche Charaktere fehlen, also erfanden sie einen Jungen. „Wie soll der Junge heißen?“, fragt Brüsselbach in die Runde. Es folgt eine hitzige Abstimmung. Gut, dass die Wahlleiterin Greta aufpasst, dass alles korrekt abläuft. Demokratisch entscheiden die Mädchen, dass der Junge Mats heißen soll. „Wir entscheiden alles gemeinsam. Das gefällt mir besonders gut“, stellt die neunjährige Amelie fest.

Aber wie kommen sie jetzt von Lena und dem Wichtel zu Mats? „Vielleicht hat Mats auch einen Wichtel und der kennt Lenas Wichtel“, lautet ein Vorschlag. „Der Wichtel von Mats ist eine Wichtelin!“, ruft ein Mädchen aufgeregt in die Runde. Während Brüsselbach eigentlich gerne noch weiter besprochen hätte, wie die Figuren sich kennenlernen, beschäftigt die Mädchen eine andere Frage: Wie soll die Wichtelin heißen? Brüsselbach gibt sich geschlagen und sammelt erneut Namensvorschläge. Das Plakat füllt sich schnell. „Wir schreiben ein Kinderbuch. Da ist es wichtig, dass die Namen kurz und leicht vorzulesen sind“, erinnert Brüsselbach. „Die Namen auszusuchen, macht am meisten Spaß“, finden gleich mehrere Mädchen.

Dann wird abgestimmt. Bekommt ein Vorschlag gar keine Stimme, quittieren die Mädchen das mit einem lauten „Mööp“. „Aber nicht vorschnell. Das könnte andere davon abschrecken, für den Namen abzustimmen“, gibt Brüsselbach zu bedenken. Am Ende fällt die Wahl auf Eleen. „Das ist mein Name rückwärts“, freut sich Neele (9) von der der Vorschlag stammt.

Zurück zur Handlung: „Bei uns in der Schule ist es so, dass ältere Kinder für die jüngeren eine Patenschaft übernehmen. So könnte Lena Mats kennenlernen: als seine Patin“, wirft eine der Workshop-Teilnehmerinnen ein.

Die Figuren müssen wachsen

„Habt ihr jetzt noch Ideen?“, fragt Brüsselbach am Ende der Stunde: „Weil ich nach heute mit dem Schreiben anfange.“ Die Ideen sprudeln nur so aus den Mädchen heraus und es nicht das erste Mal, dass Brüsselbach die Kinder ausbremsen muss. Bis zum Vorlese-Termin macht sie die Geschichte nun schlüssig. Ungefähr 40 Seiten werden es.

Für die Teilnehmerinnen ist es nicht die erste Geschichte, die sie schreiben, auch zu Hause schreiben sie. Manchmal sogar zwei Geschichten gleichzeitig. Christina (9) bastelt für ihre Mama einen Adventskalender mit Geschichten. Für Greta ist es bereits der zweite Workshop mit Katrin Brüsselbach.

Obwohl es ihre Geschichte ist, wartet auf die Mädchen beim Vorlesen noch die eine oder andere Überraschung. „Bisher sind die Figuren Hüllen, die noch wachsen müssen“, sagt Katrin Brüsselbach: „Ich weiß jetzt, wie die Mädchen sich die Geschichte vorstellen und werde sie dementsprechend schreiben.“