Eine neue Sonderausstellung lockt ins Haus der Alfterer Geschichte. Darin wird die Pfarrei St. Matthäus Alfter in den Fokus gerückt.
Haus der Alfterer GeschichteDas bietet die Sonderausstellung „400 Jahre Pfarrei St. Matthäus“
18. Oktober 1628: Die kleine Anna, ihr Nachname konnte nicht entziffert werden, ist der erste Täufling, dessen Name offiziell in den Dokumenten der heutigen Pfarrgemeinde St. Matthäus Alfter auftaucht. Der erste Eintrag ins Kirchenbuch ist in der neuen Sonderausstellung im Haus der Alfterer Geschichte nachzulesen, organisiert vom gleichnamigen Förderverein. Der Anlass: 400 Jahre alt wird die Pfarrei in Alfter in diesem Jahr. Für die Bonner Rundschau gaben die Vorsitzende des Vereins, Bärbel Steinkemper, und ihr Stellvertreter Robin Huth schon einmal einen Einblick in die Ausstellung, die den Namen „400 Jahre Pfarrei St. Matthäus in Alfter – die heiligen Öle sind vor Ort!“ trägt.
Reliquien des Pfarrpatrons
Die spannende Zeitreise startet nicht erst im Jahr 1624, im Gründungsjahr der Pfarrei, sondern führt viel weiter zurück, denn vermutlich schon im Mittelalter existierte eine Kapelle auf dem Kirchberg, bevor im Jahre 1116 der Ritter Herimannus de Halechtre vom Kölner Erzbischof „Land und Leute von Alfter“ als Lehen übertragen bekam. Damit war er auch verpflichtet, sich um das kirchliche Wohl der Bürger zu sorgen. Zeugnisse aus dieser Zeit sind die heute noch vorhandenen Reliquien das Pfarrpatrons Matthäus, die vermutlich Ritter Herrmann von Alfter bereits 1218 auf dem Rückweg von einem Kreuzzug aus dem italienischen Salerno mitgebracht hatte.
Auf die erste folgte im 12. Jahrhundert eine zweite, etwa 100 Quadratmeter große Kapelle, bevor im 14. Jahrhundert eine gut 300 Quadratmeter große Kirche errichtet wurde, die jedoch 1587 dem Truchseß'schen Krieg zum Opfer fiel. Danach wurde eine vierte, nun dreischiffige Kirche erbaut, die wiederum 1791 durch einen spätbarocken Saalbau ersetzt wurde, der das Grundgerüst des heutigen Gotteshauses bildet, also der fünften Kirche. Diese wurde um 1900/1901 um einen neugotischen Chor erweitertet, der den Sakralbau bis heute noch prägt.
Sanierung nach dem zweiten Vatikanischen Konzil
Eine grundlegende Sanierung und „Purifizierung“ erfuhr die St. Matthäus-Kirche 1964/65 nach dem II. Vatikanischen Konzil. Die innere Gestaltung der Kirche sollte sich auf das Wesentliche beschränken. Der künstlerisch wertvolle neugotische Hochaltar mit seiner Christusfigur und den Engeln wurden ebenso beseitigt wie die prunkvoll bemalten Decken und Wände. Sie wichen einem weiß-grauen Anstrich. Die heutige Bemalung erhielt die Kirche bei der Renovierung 1994/95. Erhalten geblieben sind aber die aus Lindenholz geschnitzten Figuren des heiligen Josef und des heiligen Antonius sowie ein altes Sakristeifenster. Die drei Exponate sind in der Ausstellung zu sehen.
Doch zurück ins Jahr 1628, als der erste Pfarrer Hilger Düren (1624– 1643) das erste Kirchenbuch anlegte. Neben den Täuflingen sind auch die Eltern und Paten verzeichnet, aber auch, welche Kinder „ex fornicatione“, also unehelich geboren wurden, das war sowohl aus kirchlich-konservativer, aber auch aus erbrechtlicher Sicht von Bedeutung, meint Robin Huth: „Diese Liste ist daher etwas ganz Besonderes. Sie ist die wichtigste Quelle darüber, welche Menschen damals in Alfter existiert haben.“
Doch wie kam es zur Gründung einer eigenständigen Pfarrei? Wurden heilige Öle, etwa zur Krankensalbung, benötigt, musste der für Alfter zuständige Geistliche diese in der Mutterkirche in Lessenich abholen. Oft kam er mit den Ölen zu spät nach Alfter, der Betroffene war dann bereits verstorben, schilderte Huth. Nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit den Geistlichen und den Gläubigen in Alfter mit der Mutterkirche gelang es schließlich 1624, die Eigenständigkeit zu erreichen. Erster regulärer Pfarrer wurde dann Hilger Düren aus Godesberg. Damit waren auch die heiligen Öle und Salben für die Sakramente (Taufe, Firmung, Krankensalbung) vor Ort und durften in Alfter aufbewahrt werden.
Viele Dokumente, Fotos und Exponate bei der Ausstellung zu sehen
Zu sehen sind zahlreiche sehenswerte weitere Exponate, Dokumente und Fotos aus den vergangenen Jahrhunderten. Das älteste Fundstück, eine Reliquie aus dem ehemaligen Anna-Kloster von 1403, die 1899 bei der Kirchenerweiterung gefunden wurde: eine Zinkplatte mit Zähnen und Zehengliedern. Um 2008 wurde die heutige Orgel, die aus dem Jahr 1941 stammt, reorganisiert und restauriert. Der kürzlich verstorbene Politiker der Alfterer Grünen, Robert de la Haye, hatte ein Stück der Stahlhut-Orgel aus den 1940er Jahren bei einer Versteigerung erworben und kurz vor seinem Tod dem Museum geschenkt.
Teile der Ausstellung sind auch den Geistlichen gewidmet, von Hilger Düren bis hin zu Rainer Ollig, der 2020 verstarb. Fördervereinsmitglied Antja Schäfer führte mit Monsignore Bernhard Auel (1977 bis 1986) und Franz Albert Düren (1986 bis 1994) Zeitzeugengespräche, die die Besucher nachlesen können. Hertha Braun vom Förderverein hat extra für die Ausstellung die Modelle im Maßstab 1:100 von der ersten Kapelle bis zum heutigen Zustand gebaut. Auch die Entwicklung des ehemaligen Pfarr- und Jugendheims, in dem heute das Haus der Geschichte untergebracht ist, wird nachgezeichnet. Eine weitere Schautafel präsentiert zudem das aktuelle Kirchenleben über die Pfarrfeste und Prozessionen bis hin zu den Aktivitäten der Messdiener.
Bis 25. Juni zu sehen
Die Ausstellung wird am Sonntag, 28. April, um 10.30 Uhr eröffnet und ist bis zum 25. Juni zu sehen. Besucher können sich die Schau jeweils donnerstags von 17 bis 19 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt ansehen. In den Sommerferien ist die Ausstellung geschlossen.
Sie wird wieder geöffnet am 24. August mit einem Weinfest im Garten des Hauses anlässlich des Jubiläums, das gemeinsam organisiert wird vom Förderverein mit der Gemeinschaft katholischer Frauen von St. Matthäus. Mit dabei sein werden auch die Messdiener und der Partnerschaftsverein Alfter-Châteauneuf. Das Haus der Alfterer Geschichte befindet sich zwischen der Pfarrkirche St. Matthäus und dem Alfterer Schloss. www.hdag.info. (fes)