Es ist bereits die 34. Auflage der Veranstaltung, von der viele Teilnehmer sagen, sie bringe sie näher zu sich selbst. Eine Stippvisite.
25 Kurse und 200 TeilnehmerSommerakademie in Alfter begeistert experimentierfreudige Künstler seit über 30 Jahren
Stefanie Gather, freischaffende Künstlerin und Bildhauerin, ist seit der Stunde Null der Akademie dabei. Bei der allerersten Auflage hatte sie einen Bildhauer-Kurs gegeben für 34 Leute über zwei Wochen. Mittlerweile umfasst das Angebot 25 Kurse, verteilt auf vier Wochen, mit rund 200 Teilnehmern.
Heute organisiert sie alles, Sonja Simone Albert steht ihr zur Seite. Die Vorbereitung ist aufwendig: „Nach der Akademie ist vor der Akademie“, sagt Gather. Einen Monat kann man ausschlafen, dann geht es wieder daran, das Dozentenpool anzuschreiben, sich im Team zum Austausch zu treffen, zu schauen, „was für ein Thema in der Luft liegt“.
„Kontur“ haben sie sich für die aktuelle Akademie ausgesucht. „Das hat etwas Prozesshaftes, es passt in alle Fachbereiche vom Kinderatelier bis zum Schauspiel“, sagt Gather, während sie auf der gemütlichen Hollywood-Schaukel im Innenhof Platz nimmt. Davor steht eine Feuerschale, große Gymnastikbälle rollen herum. Es ist schon gemütlich hier.
Was die Leute aus den Kursen mitnehmen? Inspiration, sagt Gather.„ Es ist künstlerisches Arbeiten im Schutzraum, der Alltag bleibt draußen. Für viele ist das wie eine Tankstelle.“ Für sie selbst bleibt es auch nach so vielen Jahren spannend, „es ist nie gleich“, sagt Gather.
Für Experimentierfreudige
Was man mitbringen muss, ist Material, Offenheit und Experimentierfreude. Wer mag, kann auch im Gästehaus wohnen oder auf dem Gelände zelten, je nach Geldbeutel und Geschmack. Verpflegung gibt es in der Mensa. Mittlerweile gibt es sogar Wartelisten, der Portraitkurs ist ausgebucht. Gather versuche immer, zu den bekannten Angeboten auch neue zu finden. Mit den Jahren habe sich auch die Akzeptanz der Hochschule insgesamt und der Akademie im Ort geändert.
„Anfangs haben wir Persormances auf dem Bauernmarkt gezeigt, um uns überhaupt bekannt zu machen“, erinnert sich Gather. Viel mehr Nähe zum Ort habe auch der Campus II an der Villestraße gebracht.
Dabei ist nicht die Hochschule Veranstalterin der Sommerakademie, sondern der Verein Alanus Forum, das Europäische Forum für Interkulturellen Dialog in Verbindung mit der Westfälischen Gesellschaft für Weiterbildung. Das Forum war der Verein, der die Hochschule ursprünglich gegründet hatte. Die Räume werden gemietet, die Hollywood-Schaukel bringt Stefanie Gather selbst mit.
Es sind auch immer wieder Gäste dabei. Der Trompeter Markus Stockhausen beispielsweise bietet Improvisations-Workshops an, er ist im kommenden Jahr wieder dabei. Über Digitalität in der Kunst sprach Anna Carolin Weber aus Düsseldorf. Sie forscht und lehrt als Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Tanzhaus NRW im Spannungsfeld Performativer Künste, Tanz und Medien. „Das befruchtet die Atmosphäre“, weiß Gather.
Die ist ohnehin locker und entspannt. So mag es auch Bettina Vogel aus Bonn. Sie schneidet gerade Bauschaum aus einer Form. Es sieht ein bisschen aus wie Sahne. „Man kann es raspeln, schneiden. Es ist stabil, aber leicht“, sagt Vogel. Seit 24 Jahren ist sie dabei, anfangs als Eurythmiestudentin, dann als Praktikantin, heute als Kursteilnehmerin.
Winterwerkstatt findet Ende Dezember statt
Für textitel Objekte hat sich Elke Hoffman entschieden. „Das hier ist kein Nähkurs“, betont sie. Jeder im großen Kursraum findet seinen eigenen Ausdruck mit Stoff, Nadel, Faden oder Kleister. „Man lernt viele neue Techniken“, so Hoffmann. Iris Möckel bringt es für sich auf den Punkt: „Ein Sommer ohne Akademie ist kein Sommer!“ Zum 30. Mal ist sie mit dabei.
Über einen Bekannten, der einen Schreibkurs belegt hatte, ist Martin Zielinski zur Sommerakademie gekommen. Für den Alfterer ist es ein Heimspiel, er hat sich den Malkurs von Annette Stachs ausgesucht. „Ich wollte mich herausfordern“, sagt Zielinski und malt vorsichtig Lichtreflexe in sein Sommerlandschaftsbild.
Sigrun Eicher aus Bonn hat einen Selenit, auch Marienstein genannt, mitgebracht. Der brach inzwei, und nun überlegt sie, wie sie beide Teile bearbeitet. Klaus Hann, Steinmetz, Dipolm-Bildhauer und Kursleiter, steht ihr gerne bei den ersten Gehversuchen in der Bildhauerei zur Seite.
Er ist gerne hier: „Die Leute wissen zu schätzen, was sie hier haben“, sagt der Künstler. Bei der Winterwerkstatt Ende Dezember wird er wieder hier sein. Die wird übrigens auch von Stefanie Gather organisiert.