Neue SchuleSo lief das erste Jahr am Gymnasium Alfter

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Schulleiter Sebastian Muders blickt auf das erste Schuljahr am neuen Gymnasium zurück.

Schulleiter Sebastian Muders blickt auf das erste Schuljahr am neuen Gymnasium zurück.

Für die Schüler, Lehrkräfte und die Schulleitung neigt sich nun das erste Schuljahr am neu gegründeten Gymnasium in Alfter dem Ende zu.

Es war ein besonderes Schuljahr für die Schüler, Lehrkräfte und die Leitung: Sie alle erlebten das erste Jahr an einer zuvor neu gegründeten Schule - dem Gymnasium Alfter. Ende Januar 2023 stand fest, dass die Mindestanzahl an nötigen Anmeldungen erreicht ist. Damit endete das vorgezogene Verfahren und das Gymnasium konnte gegründet werden.

Von den Ideen zu Konzepten

Das Gymnasium Alfter nach dem ersten Schuljahr.

Das Gymnasium Alfter nach dem ersten Schuljahr.

„Der erste Schritt war, dass Henning Tetz und ich eine Idee hatten, wie wir die Schule gerne gestalten möchten. Dann haben wir im Juni letztes Jahr die neuen Kolleginnen und Kollegen langsam hier an Bord geholt“, schildert der Schulleiter Sebastian Muders die Anfangszeit.

Gemeinsam mit den neuen Kollegen habe er angefangen, die Ideen in die Tat umzusetzen: „Vom ersten Kennenlerntag über den ersten Schultag, aber auch das Umsetzen der Lehrpläne.“ Es sei ihm und seinem Stellvertreter Tetz immer wichtig gewesen, dass die Kolleginnen und Kollegen sich einbringen können. „Und das hat gut funktioniert, weil sie sich aus meiner Wahrnehmung sehr schnell mit der Schule identifiziert haben.“ Alle seien froh darüber gewesen, hier auch etwas mitgestalten zu können. „Ich habe es ein paar Mal am Anfang gesagt und das ist auch immer noch der Fall: Der Gründergeist schwebt hier noch so durch die Schule. Das ist schön“, erklärt Muders.

Es habe im vergangenen Jahr aber auch hin und wieder Momente gegeben, die Fragen aufwarfen. Zum Beispiel im Zuge der ersten Regelverstöße. Hier sei schnell klar gewesen, dass ein gemeinsames Konzept für den Umgang damit benötigt werde. „Natürlich hat jeder eine Idee und bringt Erfahrungen aus den alten Schulen mit. Aber wir haben schnell gemerkt, dass wir da gemeinsam etwas vereinbaren müssen, dann hat es eine klarere Konsequenz und eine höhere Wirksamkeit“, so Muders.

Allerdings sei das für ihn auch das Schöne, dass der Entwicklungsprozess nicht aufhöre: „Wir sind gerade am Anfang. Wir hatten jetzt den Kennenlerntag für die kommenden Fünfer, das heißt, da geht es jetzt direkt weiter. Die Klassen sind wieder voll, die nächsten Kollegen kommen, das ist ein fortlaufender Prozess.“ Mit zwölf Lehrkräften hätten sie im vergangenen Sommer losgelegt. „Im neuen Schuljahr starten wir mit knapp 20 Lehrkräften und wir sind wieder voll ausgebucht. Das heißt, die Gemeinde hat wieder eine Mehrklasse beantragt. Wir sind ja eigentlich ein dreizügiges Gymnasium.“ Auch in dem nun zu Ende gehenden Schuljahr hätten sie eine solche Mehrklasse benötigt. Mit über 100 neuen Kindern werden sie Muders zufolge an den Start gehen. 

Begeisterung und Einsatzbereitschaft der Elternschaft

Der Schulleiter freut sich auch über die hohe Begeisterung und Einsatzbereitschaft von der Elternschaft für das Gymnasium. „Wir haben ganz schnell einen Förderverein gegründet und die Kommunikation funktioniert aus meiner Sicht wirklich sehr gut“, erläutert er. Auch die Schüler identifizierten sich stark mit der Schule. Die müssten bald auch Verantwortung übernehmen, als älterer Jahrgang für die neuen Fünfer. „Sie waren jetzt immer hier exklusiv, quasi mehr oder weniger alleine in der Schule. Jetzt kommen die Neuen dazu, das ist natürlich auch ganz spannend zu sehen.“ Für Muders sei es insgesamt eine sehr spannende und aber auch durchaus herausfordernde Aufgabe, weil es etwas Neues sei und es keine klare Blaupause gebe. 

Spannend bleibt auch die Frage, ob Muders fest als Schulleiter weiterarbeiten wird. Sowohl Muders als auch Tetz wurden zunächst als kommissarische Schulleitung eingesetzt. „Bei Herrn Tetz ist jetzt seit kurzem klar, dass er wirklich die feste Stelle als Stellvertreter hat. Bei mir dauert es noch ein bisschen, aber die Signale sind sehr positiv. Mit den entsprechenden Verfahren, mit denen wir zu tun hatten, war das auch aus dieser Sicht ein spannendes Jahr.“ Diese Unklarheit sei für ihn immer noch ein Unsicherheitsfaktor. Langsam trete allerdings auch für Muders eine gewisse Beruhigung ein, wie er sagt. So ist er positiv gestimmt, im kommenden Schuljahr als fester Leiter zu beginnen.

Rückblick auf das Schuljahr

17.06.2024 Alfter: Statt Tafeln befinden sich in den Klassenräumen des Gymnasiums Alfter digitale Boards.

17.06.2024 Alfter: Statt Tafeln befinden sich in den Klassenräumen des Gymnasiums Alfter digitale Boards.

Erste Höhepunkte seien für Sebastian Muders, der in Alfter-Witterschlick wohnt, sowohl der Kennenlerntag als auch der erste Schultag gewesen, „als Leben in die Bude kam“. Am ersten Schultag ging es mit einem feierlichen Gottesdienst los. „Wir haben dann gemeinsam mit den Eltern hier gefeiert. Das war mit Sicherheit ein großes Highlight.“ In den ersten Wochen habe vieles gut funktioniert, aber es seien auch die ersten Punkte aufgekommen - ob erzieherische Maßnahmen oder ganz normale Fragen des Alltags - bei denen sie manchmal ziemlich spontan hätten reagieren müssen. „An vielen Schulen sind diese Sachen geregelt und hier sind sie halt noch nicht geregelt. Das heißt, dann kommt natürlich mal eine Kollegin oder ein Kollege ins Büro und sagt: ‚Das und das ist passiert. Wie gehen wir jetzt damit um?‘“ So hätten sich nach und nach Konzepte etabliert.

Auch viele Aktionen haben laut Muders das Schuljahr positiv geprägt: „Das Neujahrskonzert, der Besuch bei der Telekom, bei dem es um Robotik ging, die Klassenfahrt, die Probenfahrt von Chor- und Band-AG, der Besuch am Lesetag in der Bücherei, der gemeinsame Theaterbesuch im Jungen Theater Bonn oder auch eine Basketballaktion in Godesberg.“

Breit aufgestelltes Angebot

Im Foyer des Gymnasiums Alfter sind Arbeiten der Schüler ausgestellt.

Im Foyer des Gymnasiums Alfter sind Arbeiten der Schüler ausgestellt.

„Wir sind relativ breit aufgestellt, was die Profilschwerpunkte angeht. Das hat auch den Hintergrund, dass wir als Gymnasium Alfter mehr oder weniger alle Alfterer Gymnasiasten aufnehmen“, sagt Muders. Anders als andere Gymnasien in der Region besteche die Alfterer Schule nicht durch einen besonders ausgeprägten Zweig, sondern durch die Vielfalt an Angeboten: „Das ist für uns schon auch die Herausforderung, uns breiter aufzustellen.“ 

Der normale Unterricht sei erstmal das Wichtigste und nehme 95 oder 90 Prozent der Zeit in Anspruch. Aber im Zuge der anderen zehn Prozent könnten die Kinder über die Projektkurse unter anderem in Robotik oder in Musik reinschnuppern, und Biologie oder gesellschaftliche Verantwortung kennenlernen. „Vielleicht gibt es das eine Kind, das überhaupt nicht aus einer Familie kommt, in der Sport eine Rolle spielt. Aber es hat vielleicht ein Talent oder ein Interesse dafür. Es muss ja auch gar nicht immer sein, dass man das super gut kann, sondern manchmal macht es einfach nur Spaß“ führt Muders an. 

Die vier Profilschwerpunkte des Gymnasiums bestehen aus dem Bereich kulturelle und ästhetische Bildung, gesellschaftliche Verantwortung, Bildung in der digitalen Welt und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Hier zeigen sich auch im wahrsten Sinne des Wortes bereits einige Früchte des ersten Schuljahres: „Ich habe vor kurzem den ersten Salat gegessen, den die Kinder angebaut haben“, so Muders. Schüler, die im MINT-Bereich aktiv sind, haben draußen auf dem Gelände der Schule ein paar Hochbeete angelegt und konnten davon nun etwas ernten.

„Wir starten jetzt mit dem Verein Heimat und Naturschutz Oedekoven eine Kooperation. Da haben wir bald ein nächstes Treffen, wo es um ein gemeinsames Projekt zu bedrohten Pflanzen geht.“ Das Versprechen, dass sich das Gymnasium und dessen Schüler und Lehrkräfte hier vor Ort mit Vereinen und Organisationen vernetzen werden, nehme also immer mehr Gestalt an, wie der Schulleiter erklärt.

So hätten die Projektkurse „gesellschaftliche Verantwortung“ mit dem Seniorenheim kooperiert, wobei alte Spiele im Fokus standen. „Dann haben wir eine Aktion mit der Grundschule gehabt, bei der es um Vorleseaktionen ging. Damit haben wir uns zum einen vernetzt, aber wir haben auch das Vorhaben, dass unsere Kinder Verantwortung für kleine Bereiche übernehmen sollen, umsetzen können“, zeigt sich Muders erfreut.

Ausblick auf das kommende Schuljahr

Das Kollegium am Gymnasium Alfter wächst.

Das Kollegium am Gymnasium Alfter wächst.

Ab dem neuen Schuljahr 2024/25 verdoppelt sich die Anzahl der Schüler auf dem Gymnasium und die jetzigen Fünftklässler sind nicht mehr alleine auf den Gängen in Oedekoven unterwegs. „Da sind wir auch gespannt, wie das dann wird. Ja, es gibt neue Konflikte. Der Fußballplatz ist immer hoch begehrt und ein Konfliktfeld, aber da wird es dann Regelungen geben“, erklärt Muders schmunzelnd.

Für die Zukunft wolle der Schulleiter die ersten Schritte, die sie gegangen sind, kontinuierlich weiter verfolgen, genau wie die Ideen, die sie haben. „Wir möchten unsere Schülerinnen und Schüler stark machen, sich auch gesellschaftlich einzubringen. Dass sie neben dem Wissen, was wir ihnen vermitteln, hier zu Persönlichkeiten werden. Und sie eine eigene Wertehaltung haben, dass sie für Demokratie einstehen, dass sie in der Welt, die durchaus komplex ist, Standpunkte entwickeln können und dass wir sie selbstbewusst machen, ihren eigenen Weg zu gehen“, sagt Muders.


Sommer, Sonne, Lyrik

Am Montag, 24. Juni, präsentieren Projektkurse und AGs des Alfterer Gymnasiums in verschiedenen Besetzungen Vertonungen unter dem Motto: Sommer, Sonne, Lyrik. Interessierte sind ab 15.30 Uhr in die Aula der Schule eingeladen. Der Eintritt ist frei. 

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