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Innovatives NutzungskonzeptKultur- und Sporthalle in Alfter ist fast fertig

Lesezeit 4 Minuten
Die neue Sport- und Kulturhalle in Alfter ist fast fertiggestellt. Hier die Außenansicht.

Die neue Sport- und Kulturhalle in Alfter ist fast fertiggestellt. Hier die Außenansicht.

Auf drei Ebenen werden den Bürgern von Alfter bald dank der neuen Kultur- und Sporthalle viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Noch knirschte es ein wenig unter den Füßen, doch in wenigen Tagen wird der Kiesbelag von einer modernen Kunststoffschicht bedeckt. Dann darf sie die Gemeinde Alfter über ein bislang einzigartigen Bauprojekt freuen: der ersten öffentlichen Nutzung auf einem Holzdach. „Solch eine innovative, aufwendige und ausgeklügelte Konstruktion gibt es in Deutschland bislang noch nicht“, schilderte der Kölner Architekt Ulrich Königs, der mit seiner Frau Ilse Maria seinerzeit den Architektenwettbewerb gewann, um die neue Kultur- und Sporthalle (KSH) am Herrenwingert in Alfter zu bauen.

Mehrmals verzögerte sich die Fertigstellung, jetzt konnte Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU) Pressevertreter und Ratsmitglieder den neuen, fast fertiggestellten Bau erstmals präsentieren. Die Abnahme durch die zuständige Bauaufsicht des Rhein-Sieg-Kreises ist bereits erfolgt. Die schriftliche Freigabe zur Nutzung gebe es kurzfristig, freute sich Schumacher.

Eröffnungsfeier soll es im Herbst geben

Architekt Ulrich Königs (links) und Bürgermeister Rolf Schumacher informieren über die neue Sport- und Kulturhalle in Alfter.

Architekt Ulrich Königs (links) und Bürgermeister Rolf Schumacher informieren über die neue Sport- und Kulturhalle in Alfter.

Noch sind jedoch einige Restarbeiten zu erledigen, etwa die Grundreinigung und das Einräumen der Geräte, danach kann die Halle schrittweise eröffnet werden. „Unser Wunsch ist es, dass die Kultur- und Sporthalle noch vor den Sommerferien genutzt werden kann.“ Erst sollen die Schüler der Anna-Schule sie in Beschlag nehmen, dann sind die Vereine an der Reihe. Für den Herbst ist eine offizielle Eröffnungsfeier angedacht, zu der auch die für Fördermittel zuständige Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung Ina Scharrenbach kommen wird. Nach den Sommerferien sollen in der KSH die neuen Erstklässler begrüßt werden und am 9. November möchte Bürgermeister Schumacher das neue Alfterer Prinzenpaar und das Kinderdreigestirn dort proklamieren.

Und das Gebäude kann sich sehen lassen: Im lichtdurchfluteten Innenraum ist noch der Duft von verarbeitetem Holz zu riechen, der moderne Sportboden kommt nicht in schnödem Grau, sondern im farbenfrohen „Lemongreen“ daher. Das Hallengebäude kann über drei Etagen genutzt werden. Die Event- und Sportfläche ist im unteren Bereich untergebracht, darüber liegt die Foyerebene mit Quartierscafé und Tribünenbereich. Auf der Dachebene befindet sich ein Ballsportfeld mit Fitnessareal und vielen Pflanzen. Die Hallenebene bietet ein Sportfeld mit 17 mal 34 Meter Größe und ist von außen nicht einsehbar. Das Sportfeld kann in der Mitte durch eine mobile Trennwand geteilt werden, sodass zwei Sportarten parallel ausgeübt werden können. Vereine können die Halle auch für ihre Veranstaltungen nutzen und eine Bühne aufbauen. Bis zu 400 Besucher finden dort Platz.

Nachdem Sicherheitsbedenken der Bauaufsicht ausgeräumt werden konnten, konnte auch die Dachebene entwickelt werden, schilderte Ulrich Königs. Der obere Bereich ist frei zugängig und kann unabhängig von der Halle genutzt werden. Zudem wurde der Vorplatz mit Sitzbänken und Bäumen neu gestaltet. Die dort gebaute Sportfläche ersetzt den früheren Bolzplatz, der wegen des Hallenbaus abgerissen werden musste. Die KSH weist viele architektonische Besonderheiten auf. Sie besteht aus einer innovativen Holzkonstruktion, die umlaufend geschosshoch verglast ist und auf einem Sockelgeschoss aus Stahlbeton ruht. Gebaut wurde mit nachhaltigen Materialien. Beheizt wird über eine Fußbodenheizung. Die Energieversorgung erfolgt über eine Sole/Wasserwärmepumpe. Die Fenster sind dreifach verglast.

Gebäude wurde gefördert vom NRW-Bauministerium

In wenigen Tagen soll auf dem Dach der neuen Sport- und Kulturhalle in Alfter, wo sich der Spiel- und Basketballplatz befindet, der Kunststoffbelag aufgebracht werden.

In wenigen Tagen soll auf dem Dach der neuen Sport- und Kulturhalle in Alfter, wo sich der Spiel- und Basketballplatz befindet, der Kunststoffbelag aufgebracht werden.

Eingebettet ist die neue KSH in das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für Alfter-Ort, das durch das NRW-Bauministerium gefördert wird. Dem Förderantrag ging eine intensive Bürgerbeteiligung voraus, die vor knapp zehn Jahren begonnen hatte. Unter anderem gab es eine Bürgerwerkstatt organisiert von Studierenden der Alanus Hochschule. Ursprünglich sollten sukzessive bis etwa 2027 mehrere Projekte im Rahmen des ISEK zur Attraktivitätssteigerung des Ortskernes realisiert werden. Die Grundförderung lag vor, doch die prekäre Haushaltslage auch aufgrund der durch die Pandemie und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges gestiegenen Kosten führte dazu, dass die Gemeinde einige Projekte aufzugeben musste, etwa die Umgestaltung des Schlossparkes.

Umgesetzt wurden bislang der Abriss des ehemaligen Bolzplatzes, der Bau eines Regenrückhaltebeckens und der Neubau der KSH. Dieser wurde erforderlich, da die alte benachbarte marode Turnhalle aus den 1960er Jahren nicht mehr wirtschaftlich energetisch saniert hätte werden können. Diese soll voraussichtlich 2026 abgerissen werden. Planungsstart für die neue Buswendeschleife soll im kommenden Jahr sein. Noch nicht umgesetzt worden sind eine neue öffentliche Spielfläche und die „grüne Mitte“. Diese Bereiche gehören ebenfalls zu den förderfähigen Maßnahmen. Nicht förderfähig ist die Ansiedlung eines geplanten Vollsortimenters auf dem Herrenwingert mit dem Bau von Tiefgaragen. Hierfür werde weiterhin ein Investor gesucht.

Ursprünglich sollte der Bau der KSH inklusive Außenanlagen und Regenrückhaltebecken acht Millionen Euro kosten. Im Zuge der Pandemie sowie der Energiekrisen und deren Auswirkungen verzögerte sich aber nicht nur die Fertigstellung, sondern es summierten sich auch die Gesamtkosten auf nun circa 13,5 Millionen Euro auf. Die bereits bewilligten Fördermittel betrugen 7,3 Millionen Euro. Für die entstandenen Mehrkosten wurden weitere 1,8 Millionen Euro beantragt. Unklar sei derzeit, ob der Antrag genehmigt wird. Der Eigenanteil der Gemeinde liege bei etwa 4,4 Millionen Euro.