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Erste Tafel angebrachtAuf den Spuren von Alfter mit dem Geschichtsweg

Lesezeit 5 Minuten
Detlef Nath (links) und Hermann Huckert enthüllten die erste Tafel des Oedekovener Geschichtsweg an der Staffelsgasse.

Detlef Nath (links) und Hermann Huckert enthüllten die erste Tafel des Oedekovener Geschichtsweg an der Staffelsgasse.

Der Förderverein Heimat- und Naturschutz Oedekoven hat einen Geschichtsweg konzipiert. Der Flyer fehlt noch, aber die erste Station ist bereits ausgeschildert.

Als Patrick Beuters mit seinem Ehemann Carlos Pancho vor drei Jahren in den Neubau im unteren Teil der Staffelsgasse 50 einzog, wussten beiden noch nicht, dass sie auf einem geschichtsträchtigen Grundstück leben: „Wir sind an diesem Haus vorbeigekommen, uns gefiel es hier sofort“, schilderte Carlos Pancho. Erst von Nachbarin Roswitha Ross erfuhren die beiden, dass auf dem Areal einmal das Alte Bürgermeisteramt von Oedekoven gestanden hatte. Seit ein paar Tagen erinnert eine Hinweistafel an dem Gebäude daran, um welch historischen Ort es sich handelt.

Detlef Nath, Vorsitzender des Fördervereins Heimat- und Naturschutz Oedekoven, hatte gemeinsam mit Beisitzer Hermann Huckert die Informationstafel enthüllt und damit den Alfterer Geschichtsweg in Oedekoven offiziell eröffnet. Gekommen waren Ortsvorsteherin Brigitte Schächter, zugleich stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins, sowie einige interessierte Anwohner.

Zehn Stationen umfasst der Geschichtsweg. Sukzessive werden die Punkte mit weiteren Informationstafeln versehen, auch ein Flyer ist geplant. Bis in die 1960er Jahre hinein, so Detlef Nath, sei Oedekoven eine Ansammlung von Höfen gewesen. Straßen wie die äußerst schmale, steile Staffelsgasse, der Wegscheid oder die Straße Tempelhof erinnern mit ihrer Bebauung noch ein wenig an diese Zeiten. Geprägt war die Straße von Höfen und Winzerhäusern. Daher stammte auch der Name: Er geht auf das Stapeln der Weinfässer, die dort in der Kommende der Kölner Johanniter gelagert wurden, zurück.

Blick auf die Kapelle St. Mariä Vermählung.

Blick auf die Kapelle St. Mariä Vermählung.

Die größeren Gehöfte lagen gut erreichbar unten an der Staffelsgasse, kleinere bescheidenere Häuser standen weiter oben. So ist es in dem Führer „Natur und Kultur in Alfter“, 2012 vom Kulturkreis Alfter herausgegeben, nachzulesen. Beim kleinen Umtrunk wurden auch Erinnerungen wach.

In Zeiten des Klimawandels kaum mehr vorstellbar, aber noch in den 1950er und 60er Jahren war die Staffelsgasse in den Wintermonaten bei vielen Kindern und Jugendlichen sehr beliebt als Schneepiste. „Wir sind von der Kapelle bis zur Alfterer Straße mit dem Schlitten hinuntergefahren“, schilderte Detlef Nath. Damals sei das allerdings auch noch ungefährlich gewesen, es gab in den engen Dorfstraßen kaum Autoverkehr.

Blick in die Geschichte

Am 9. Juni 795, also vor 1229 Jahren, wurde Oedekoven erstmals urkundlich erwähnt. Ein gewisser Gerberus, der auch Liegenschaften in Lessenich besessen hatte, hatte seinen gesamten Besitz in Oedekoven an die Pfarre St. Remigius in Bonn übertragen. Natürlich war Oedekoven bereits vorher besiedelt, wovon zahlreiche römische Fundstücke zeugen. Es soll auch eine römische Befestigung, ein kleines Kastell, gegeben haben.

Der Rundweg

Zehn Stationen umfasst der geschichtliche Spaziergang durch Oedekoven. Ausgangspunkt ist das Apfeltor am Jungfernpfad gegenüber dem katholischen Pfarrzentrum. Diese naturnahe Ruheoase im Grünen mit Sitzbänken wurde 2020 von dem zwei Jahre zuvor gegründeten Verein Heimat- und Naturschutz angelegt.

Weiter geht es zur Ginggase zum ehemaligen Hof des Klosters Schillingskapellen. Station drei ist der ehemalige Tempelhof an der heutigen Tempelstraße. Der Tempelhof (auch Templer Hof) war der größte zusammenhängende Liegenschaftsbesitz des Johanniter-Ordens im Vorgebirge. Der Templerorden, wie auch der Johanniterorden, wurden während der Kreuzzüge gegründet, um die Pilger auf dem Weg zum Grabe Christi zu schützen. Am 26. Juli 1645 brannten die Hessen Teile des Hofes nieder. Heute ist noch das Herrenhaus erhalten, das als Wohnhaus dient.

Der Altar der ehemaligen Kapelle steht in der Kapelle St. Mariä Vermählung. An der Straße Im Klostergarten wurden römische Funde entdeckt. Der heutige Supermarkt wurde über die Relikte einer Villa rustica gebaut. Die fünfte Station führt zum Standort der ehemaligen Belsmühle (zwischen der Tulpenstraße und der Straße Zur Belsmühle). Bei der Belsmühle handelte sich um eine ehemalige vierflügelige Ölmühle, deren Geschichte bis ins Jahr 1362 zurückgeht. Umgeben war sie von einem Wassergraben.

Danach geht es die Staffelsgasse hinunter zum Alten Bürgermeisteramt. 1794 wurde die Kurkölnische Bürgermeisterei Oedekoven gegründete, die neben Ortschaften der heutigen Gemeinde Alfter auch Lessenich, Messdorf und Buschdorf umfasste. Sowohl während der napoleonischen Besatzung als auch während der Preußenzeit blieb die Bürgermeisterei bestehen. 1934 wurde die Bürgermeisterei Oedekoven mit Duisdorf zusammengeführt und residierte im Rathaus in Duisdorf. Nach der kommunalen Neugliederung 1969 und der Gründung der heutigen Gemeinde Alfter wurde das Gebäude in den späten 70er Jahren abgerissen. Bis dahin wurde es noch als Wohnhaus für sozial benachteiligte Bürger genutzt.

Der Tempelhof in Oedekoven um 1800. Im oberen Bildteil ist die Kapelle zu erkennen.

Der Tempelhof in Oedekoven um 1800. Im oberen Bildteil ist die Kapelle zu erkennen.

Schräg gegenüber der Alten Bürgermeisterei stand der ehemalige Stapelhof des Johanniter-Konvents Köln. Danach führt die Runde weiter zur Alten Schule von Oedekoven und Gielsdorf in die Brunnenstraße. Sie wurde 1844 erbaut, heute ist dort die „Genuss-Schule Alfter“ untergebracht. Von dort aus führt der Rundweg zur Kapelle St. Mariä Vermählung mit ihrer Glocke aus dem 14. Jahrhundert. Das kleine Gotteshaus selbst hatten die Oedekovener 1756/1757 errichtet auf einem Grundstück, das die Äbtissin des Klosters Burbach gestiftet hatte. Ursprünglich wurde dort regelmäßig ein Fest zu Ehren der „Sieben Freuden Mariens“ gefeiert, das später umgewandelt wurde zu Ehren von „Mariä Vermählung.“

Eine historische Postkarte, vermutlich von 1962. Links im Bild ist das alte Bürgermeisteramt zu sehen.

Eine historische Postkarte, vermutlich von 1962.

Der Rokokoaltar und die Marienfigur über dem Eingang stammen aus der ehemaligen Kapelle des Tempelhofs. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde die Kapelle 1971 als Gedächtniskirche wiedereröffnet. Zehnte und letzte Station ist in der Ginggasse der ehemalige Besitz der Familie Wrede, der einst als Weingut des Klosters Burbach gedient hatte.


Kontakt mit dem Förderverein Heimat- und Naturschutz Oedekoven: Detlef Nath, Telefon (0228) 64 47 80, E-Mail: d.nath@heimatverein-oedekoven.de