Berufskolleg-Schüler sammelten SpendenNeue Stolpersteine erinnern an NS-Opfer
- In Leverkusen wurden gleich drei neue Stolpersteine verlegt, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern.
- Ein Literaturkurs des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung hat einen Stein gespendet.
- Ein halbes Jahr beschäftigte sich die Klasse mit dem Schicksal von Max Benjamin.
- Mehr zu den Lebensgeschichten hinter den Stolpersteinen lesen Sie hier.
Leverkusen – „Hier wohnte Max Benjamin“ steht auf dem goldenen Stein vor dem Haus mit der Nummer 56 in der Bebelstraße geschrieben. Am vergangenen Sonntag wurde dieser und zwei weitere Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Leverkusen verlegt. Schülerinnen und Schüler des Städtischen Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung hatten den Stolperstein für Max Benjamin gestiftet.
Etwa ein halbes Jahr lang hat sich der Literaturkurs intensiv mit den Akten von Benjamin beschäftigt. Durch einen Kuchenverkauf am Tag der offenen Tür konnten die Schülerinnen und Schüler das Geld für den Stolperstein sammeln. „Eventuell haben wir sogar noch genug Geld für einen weiteren Stolperstein“, sagt Lehrer Maximilian Wolfarth.
Der Gießereiarbeiter Max Benjamin wurde 1878 in Posen geboren und lebte seit 1905 in Küppersteg. Bereits 1906 heiratete er Theresia Steinberg aus Schlebusch und konvertierte vom Judentum zum Christentum über. Trotz seiner Taufe wurde Benjamin im Jahr 1944 verhaftet und zunächst im Konzentrationslager Sachsenhausen festgehalten; später wurde er in einem Sammellager in Berlin zur Arbeit gezwungen. „Nach dem Krieg ist er zu Fuß von Berlin zurück nach Leverkusen gelaufen“, erzählt Dina Kolleker, Schülerin des Berufskollegs.
„Besonders erschütternd war für mich die polizeiliche Vorladung für die verordnete Namensänderung“, erzählt Carlina Nieder, Schülerin des Literaturkurses. Vom Januar 1939 an mussten alle jüdischen Deutsche den Vornamen „Israel“ oder „Sara“ annehmen, sofern sie nicht bereits einen jüdischen Vornamen trugen.
Auch die Familie von Max Benjamin war bei der Verlegung des Stolpersteins anwesend. „Es ist wichtig, dass durch solche Gedenksteine an die Vergangenheit erinnert wird“, sagt Urenkelin Darja Benjamin. Vor der Verlegung des Stolpersteins hatte sie den Unterricht des Literaturkurses besucht, um mit den Schülerinnen und Schüler über die Geschichte ihres Großvaters zu sprechen. „Es ist toll, dass sich die Schüler für die Vergangenheit interessieren und sich dafür einsetzen, dass sie nicht in Vergessenheit gerät.“
Neben einem Stolperstein für Max Benjamin wurden zwei weitere Steine in Leverkusen verlegt. Am Bürgerbuschweg 16 in Quettingen erinnert ein Gedenkstein an Wilhelmine Hülstrunk, die als Kind in Leverkusen lebte. Sie wurde in einer Anstalt in Hadamar ermordet, welche als eine von sechs „Euthanasie“-Tötungsanstalten bekannt war. Im Rahmen der sogenannten „Aktion T4“ wurden Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen ermordet.
Ein weiterer Stolperstein erinnert an der Lützenkirchener Straße 16 an Fritz Vollerthun, der nach dem ersten Weltkrieg mit seinem Vater nach Leverkusen kam. Als Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands war er ab Januar 1933 in der Opladener Stadtverordnetenversammlung vertreten. Vollerthun wurde 1942 wegen „staatsfeindlicher und wehrkraftzersetzender Propaganda“ und „Hören feindlicher Rundfunksender“ verhaftet und denunziert. 1943 wurde er zusammen mit seinem Schwager wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Insgesamt 37 Stolpersteine lassen sich in den Leverkusener Straßen finden. Die Gedenksteine wurden von dem Künstler Gunter Demnig im Rahmen seines Kunstprojekts verlegt. Weitere Informationen zum Projekt gibt es im Internet unterwww.stolpersteine.eu.