Knapp drei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal mit mindestens 135 Toten hat das Steigenberger Hotel in Bad Neuenahr wiedereröffnet.
Nach der Ahr-FlutSteigenberger Hotel in Bad Neuenahr öffnet wieder seine Türen
In der Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 hatte das Wasser der Ahr im Erdgeschoss fast bis zur Decke gestanden, nachdem zuerst der Keller vollgelaufen war, erinnert sich Constantin Gutzer (22). Der junge Mann war damals noch in der Ausbildung zum Hotelfachmann gewesen und hatte an diesem Tag Spätdienst an der Rezeption. Es waren dramatische Stunden, erinnert sich Gutzer. Gemeinsam mit den Kollegen brachte er nicht nur die 100 Gäste in den oberen Stockwerken in Sicherheit, sondern half noch bei der Rettung mehrerer Menschen, die von der Flut mitgerissen worden waren. Mit zusammengeknoteten Bettlaken zogen sie von einem Gerüst aus die Menschen aus der Strömung.
Über die Geschehnisse jener Nacht spricht der 22-Jährige nicht gerne. Er ist froh, dass damals alle Gäste die Katastrophe mit heiler Haut überstanden haben. Das Hotel aber war auf unbestimmte Zeit geschlossen. Gutzer und die übrigen 54 Mitarbeiter erhielten von ihrem Arbeitgeber damals Jobangebote in anderen Hotels. Gutzer war beispielsweise zwei Jahre als Hotelfachmann auf dem Kreuzfahrtschiff Aida unterwegs. Seit 1. Juni ist er wie fast alle der alten Kollegen zurück an seinem neuen Arbeitsplatz im Steigenberger Hotel in Bad Neuenahr.
„Das zeigt, wie besonders dieses Hotel ist“, sagt der neue Direktor Thomas Swieca. Am Eröffnungstag haben Hunderte Leute vor der Tür gestanden, berichtet der Kölner. Sie wollten die ersten Besucher der umfangreich sanierten und modernisierten Herberge sein, schon in der ersten Woche war das Hotel zu 40 Prozent belegt, eine erste Tagung gab es auch schon und die Musiker der deutschen Band H-Blockx, die beim Festival „Rock am Ring“ auftraten, nächtigten dort, berichtet der 60-Jährige. Hell und freundlich ist die neue Hotellobby geworden. In der Flutnacht hatte das Wasser der Ahr die alte seitliche Rezeption aus der Verankerung gerissen und durch die Hotelbar nach draußen gespült.
Die neue, runde Rezeption ist nun mittig im Foyer platziert. Im Zuge der Sanierung wurden Erdgeschoss und Keller des 1901 errichteten Prachtbaus völlig neu konzipiert. Bodentiefe Fenster lenken den Blick auf das noch eingerüstete Kurhaus, das zum Ende des Jahres wiedereröffnen soll. Die Fenster sorgen für viel Licht und moderne Transparenz, im Kontrast zu den Stuckdecken, Säulen und großen Bögen im Stil des Neobarocks. Im Kurhaus wird neben dem großen Saal und weiteren Tagungsräumen auch der 700 Quadratmeter große Spa-Bereich des Hotels mit Sauna, Dampfbad, Thermalhallenbad, Massage und Kosmetikbehandlungen sein. Das Spielcasino, das seit 1948 im Kurhaus war, ist nach der Flutkatastrophe in den Bahnhof von Bad Neuenahr umgezogen.
Völlig überarbeitet wurde auch das Gastronomiekonzept des Steigenbergers. In der Bar „Telegraf“ gibt es neben regionalen Weinen vor allem Gin in allen Variationen, im Restaurant „1858“ gleich nebenan, die Jahreszahl erinnert an die Gründung des Heilbades in Anwesenheit der späteren deutschen Kaiserin Prinzessin Augusta von Preußen, werden Steakspezialitäten aufgetischt, aber auch vegane und vegetarische Speisen. Und im französischen Bistro „Ora“ mit Blick auf den Kurpark vereinen sich regionale und französische Küche.
Der Name leitet sich vom keltischen Wort „Ora“ für Ahr ab. Hoteldirektor Swieca hofft, dass auch viele Tagesgäste und vor allem junge Leute, dasneue gastronomische Angebot nutzen werden. Groß gefeiert wird die Neueröffnung am kommenden Dienstag, 18. Juni. Dann wird unter vielen geladenen Gästen auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) in Bad Neuenahr erwartet.
Kurhaus mit Spa
189 Zimmer, 22 Suiten und fünf Appartements bietet das Steigenberger Hotel Bad Neuenahr. Hinzu kommen zehn Veranstaltungsräume mit neuester Technik. Die Renovierung des zum Hotel gehörenden neobarocken Kurhauses soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Neben dem großen Saal gibt es dort fünf Veranstaltungsräume und den Spa-Bereich. Zum Gastronomiekonzept gehören das Restaurant „1858“ mit Steak-, aber auch veganen und vegetarischen Gerichten, das französische Bistro „Ora“ und die Bar „Telegraf“.