AboAbonnieren

An der Infrastuktur hapert esWie es dem Tourismus im Ahrtal nach der Flut inzwischen geht

Lesezeit 3 Minuten
Der Ahr-Radweg ist auf mehreren Teilstücken wieder befahrbar. An der Mittelbar schreitet der Wiederaufbau des Weges parallel zur Bahnlinie voran. (Foto: Max Harris/Ahrtal-Tourismus)

Der Ahr-Radweg ist teilweise wieder befahrbar. An der Mittelahr schreitet der Wiederaufbau des Weges voran.

Obwohl der Tourismus im Ahrtal immer noch mit den Folgen der Juli-Flut 2021 kämpft, ist ein Anstieg der Übernachtungszahlen erkennbar. Doch es hapert noch an einigem.

Der Tourismus im Ahrtal kämpft immer noch mit den Folgen der Flut vom Juli 2021. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass das Gastgewerbe weit entfernt ist von den Übernachtungszahlen vor Corona und dem Hochwasser. Wurden 2019 nach Angaben des Vereins Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e. V. 1,4 Millionen Übernachtungen gezählt, waren es 2022 nur 434.000 und im vergangenen Jahr 624.000. Diese Steigerung von 40 Prozent liegt laut Meike Carll, Referentin Tourismus, daran, dass mehr Hotels und Gasthöfe wieder geöffnet hätten und mehr Leute für einen Besuch im Ahrtal hätten gewonnen werden können.

Um die Zahlen von 2019 zu erreichen, müssen laut Carll weitere Bettenkapazitäten geschaffen werden; hier liege das Ahrtal erst bei 5600 von zuvor 8400. Das führe dazu, dass Touristen, die im Herbst zum Wandern oder zu den Weinfesten kämen, oft keine Pension mehr fänden. Folge: Diese Besucher fehlten dann auch in den Weinstuben und Restaurants. Umsatz, der dann auch der Gastronomie fehlt. Große Hoffnungen setzen die Touristikexperten auf das Steigenberger Hotel in Bad Neuenahr, das in diesem Frühjahr wiedereröffnet werden soll und dann 200 Zimmer für 300 Gäste bietet. Das Kurhaus soll im November, das historische Badehaus Anfang 2025 wieder in Betrieb gehen.

Es geht voran, aber zu langsam.
Christian Lindner, Vorsitzender Ahrtal-Tourismus

„Es geht voran, aber zu langsam“, sagt Christian Lindner, Vorsitzender von Ahrtal-Tourismus und selbst Hotelier. Manche Häuser hätten immer noch keine adäquate Internetverbindung; das sei ein Beispiel für die Probleme, mit denen die Gastgeber auch knapp drei Jahre nach der Katastrophe vom Juli 2021 mit 135 Toten und zahlreichen zerstörten Häusern und Straßen zu kämpfen hätten.

Die meisten Gäste kämen vor allem an den Wochenenden und buchten Aufenthalte nur mit maximal vier bis fünf Übernachtungen. Hier sehen die Vermarkter der Region noch Potenzial: Leuchtturmprojekte sollen das Ahrtal für längere Urlaube attraktiv machen. Auf der Wunschliste ganz oben stehen eine Hängebrücke zwischen dem Rotweinwanderweg und dem Ahrsteig bei Walporzheim, ein „Skywalk“ oberhalb des ehemaligen Regierungsbunkers in Ahrweiler und ein Flutmuseum, das laut einer Machbarkeitsstudie 10 bis 20 Millionen Euro kosten könnte. Das große Ziel: Das Ahrtal will „die innovative und nachhaltige Weinregion“ in Deutschland werden.

Ahrtal: Noch ist einiges zu tun

Dafür ist noch viel zu tun. So müssen die Besucher Einschränkungen in der Infrastruktur hinnehmen: Zwischen Walporzheim und Ahrbrück sind die Bahnstrecke und der parallel verlaufende Ahr-Radweg zerstört. Beides soll im Frühjahr 2026 fertiggestellt sein. Ein weiteres Problem: Nach Mitteilung des Vereins fehlen Parkmöglichkeiten, da Parkplätze und Tiefgaragen bisher nicht wiederhergerichtet seien.

Vorerst freuen sich die Marketingfachleute an einer größeren Nachfrage von Tagestouristen, die Gästeführungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler buchen. Veranstaltungen und Events wie der Weinfrühling samstags und sonntags von Ende April bis Ende Mai, der beliebte Wander- und Weinevent AhrWeinWalk über Christi Himmelfahrt vom 9. bis 12. Mai, der Weinmarkt an Pfingsten oder das Ahrtal-Gipfelfest am Fronleichnams-Wochenende sollen weitere Zubringer für den Tourismus sein.


Ahr-Radweg

Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 starben in Rheinland-Pfalz mindestens 136 Menschen. Straßen, Gebäude und Infrastruktur wurden zerstört. Darunter war auch der für den Tourismus sehr wichtige, fast 80 Kilometer lange Ahr-Radweg. 18 Millionen Euro zahlt der Bund für den Wiederaufbau und damit rund die Hälfte der Radwegkosten.