SATZVEY. Trotz einiger Querelen im Vorfeld fanden sowohl Besucher als auch Beschicker zahlreich den Weg zur historischen Burgkirmes auf der Burg Satzvey. Wir wollen uns nicht mit den negativen Dingen aufhalten, erklärte Jakob Schleifer von der mitorganisierenden gleichnamigen Firma. Wir sind Schausteller. Die weite Welt ist unser Feld und da lassen wir uns nicht von Dr. Faber auf den Bereich Kommern einschränken. Wie berichtet, hatte Faber den Schaustellern der Kirmes im Freilichtmuseum gedroht, sie nicht mehr einzuladen, wenn sie in Satzvey teilnehmen. Wirkungslos seien die Anschreiben Fabers an die einzelnen Beschicker dennoch nicht gewesen. Von den Leuten die bedroht wurden, ist keiner hier außer mir, aber ich habe ja auch keinen Brief bekommen, erklärte der Unternehmer, der sich auf der Burgkirmes um das so genannte Blinker-Spiel kümmerte. Der Einsatz dabei beträgt 20 Cent. Man braucht acht Mitspieler, die jeweils auf eine Zahl setzen. Die Zahl, die am Ende leuchtet, hat gewonnen und der Mitspieler darf sich einen der Preise aussuchen.
In Satzvey waren dies hauptsächlich Stofftiere, Schleifer erinnert sich aber auch an ganz andere Zeiten: Früher gab es dieses Spiel auf fast jeder Kirmes. Wir haben es seit 1948 in unserem Besitz, aber es existiert sicher schon fünfzig Jahre länger, und damals gab es keine Tierchen zu gewinnen, da wurden ganze Aussteuern ausgespielt, lacht er. Gegründet wurde das Schausteller-Unternehmen Schleifer aber bereits im Jahre 1880. Mein Großvater hat damals mit einem Kettenkarussell angefangen, erinnert sich Jakob Schleifer, der sich heute gemeinsam mit Sohn Toni um den Familienbetrieb kümmert. Das war die Sensation, dass ein Füssenicher mit einem Karussell bis nach Hamburg fährt. Da kam natürlich auch die Presse. Das Kettenkarussell haben die Schleifers heute noch, auf dem Jahrmarkt darf es aber aus Sicherheitsgründen nicht mehr betrieben werden.
Anders das ebenfalls 1880 erworbene Pferdekarussell, auf dem die Kinder bei der Satzveyer Kirmes ohne Bedenken die eine oder andere Runde drehen durften. Weitere historische Karussell-Höhepunkte waren das Riesenrad aus dem Jahre 1902 und der Kettenflieger von 1929. Vervollständigt wurde das umfangreiche Nostalgie-Angebot durch alte Drehorgeln, Schiffschaukeln, Hau-den-Lukas sowie verschiedene Wurf-, Schieß- und Schaubuden.
Eine weitere Attraktion war die Greifvogelschau mit Burgfalkner Markus Hammer. Für zwei Euro (ermäßigt einen Euro) konnten die Besucher dem Falkner eine halbe Stunde lang über die Schulter schauen. Anfassen durften sie die schönen Tiere zwar nicht, dafür merkten sie schnell, wie es sich anfühlt, wenn Falken und Bussarde nur wenige Zentimeter über den eigenen Kopf hinweg auf das Rohfleisch in der Hand des Falkners zujagen.
Diese Vögel können im Steilstoß eine Geschwindigkeit von über 200 Stundenkilometern erreichen, erklärte Hammer. Zur Stärkung konnten diese sich danach beispielsweise einen der original Eifeler Rahmflecken gönnen oder einen kurzen Spaziergang in den - mit den Ritterspielen verglichen - ziemlich leer erscheinenden Innenhof machen, um sich dort von Karikaturist Peter Puszta für nur 2,50 Euro zeichnen zu lassen.
Alternativ konnte man auch einen der vielen Liköre, Weine und Met-Spezialitäten probieren und sich auf das Königsschießen der St. Sebastianusbruderschaft Gymnich vorbereiten, die mit ihrem Gründungsdatum von 1136 als älteste Bruderschaft der Welt gilt. Die Kolibris setzten gestern Nachmittag dem Ganzen die Krone auf. Ihr Super-Hit Hände zum Himmel sorgten - wegen des Regens im Saal - für Stimmung.