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WeltkulturerbeZwei dicke Risse im Aachener Dom

Lesezeit 3 Minuten

Der Aachener Dom und links das Rathaus der Stadt. (Bild: dpa)

AACHEN - Böse Überraschung im Aachener Dom: Bei derInnensanierung haben Restauratoren zwei dicke Risse entdeckt. Sieziehen sich vom Gewölbe des Kernbaus bis ins Fundament, bestätigteDombaumeister Helmut Maintz am Donnerstag Medienberichte. Diefingerdicken Risse seien bis zu 80 Zentimeter tief. Das 1200 Jahrealte Bauwerk sei aber nicht gefährdet. "Es ist nicht so, dass manAngst haben muss, dass der Dom zusammenfällt", sagte Maintz. DieSchadstellen werden aufwendig repariert. Für Maintz spricht vielesdafür, dass der Schaden durch frühere Erdbeben entstanden ist.

Entdeckt wurden die Risse ganz oben im Gewölbe des 16-eckigenUmgangs des karolingischen Zentralbaus, dort wo sonst niemand sogenau hingucken kann. Zur Zeit ist das anders. Die vom Ruß der Jahredunkel gewordenen Mosaike im Gewölbe werden gereinigt undrestauriert. Auf den jetzt aufgebauten Gerüsten kommen dieSpezialisten ganz nah heran - und sahen das Dilemma: Ganz feineRisse, die sich durch die Steinchen zogen.

Maintz ahnte Schlimmes und ließ die etwa ein Zentimeter kleinenSteinchen in luftiger Höhe abnehmen. Darunter klafften zwei hässlicheRisse im Mauerwerk, die sich über 25 Meter hinunter bis ins Fundamentzogen. Maintz (50) ist nach zwölf Amtsjahren mit vielen Wasserngewaschen. Aber diese Hiobsbotschaft raubte ihm einige Nächte langden Schlaf - nicht etwa, weil der Dom gefährdet wäre. "Wir brauchenden Dom nicht sperren", verneint er ein Horrorszenario. Das großeProblem ist das Geld: "Ich sah die Kosten weglaufen." Aus diesemGrund werden die Arbeiten jetzt zeitlich gestreckt

Reparatur ist Geduldsarbeit

Die Reparatur ist zumindest im Mosaikgewölbe enorme Geduldsarbeit.24 000 Mosaiksteinchen müssen abgenommen und eins zu eins - wie beieinem Puzzle - auf eine Negativschablone aufgeklebt werden. Damit dieSteinchen später mit Wasser leicht wieder abgehen, wird mit echtemrheinischen Rübenkraut und Roggenmehl geklebt. Die klaffende "Wunde"wird von unten mit Mörtel zugespritzt. Auf der Dachseite wollen dieExperten den Dom mit einer Art High-Tech-Klammerpflaster verarzten,das den Riss zusammenhält. Diese ganzen Maßnahmen werden die Domkassemit zusätzlichen 250 000 Euro belasten.

Der 1200 Jahre alte Dom hat eine Art Krankenakte, in die alleDombaumeister ihre Diagnosen, Entdeckungen und Maßnahmen eingetragenhaben. Maintz kennt diese Akte gut. Doch bisher hatte niemand dieRisse erwähnt. "Ich denke dass das viel mit Erdbeben zu tun hat",meint Maintz. Die Aachener Region gehört zu den aktivstenErdbebengebieten nördlich der Alpen. Das Beben von 829 war so heftig,dass dabei sogar das Bleidach des Aachener Doms beschädigt wurde.Beim jüngsten Beben 1992 bröselten Steinchen in den Dom.

Maintz will aber auch nicht ausschließen, dass der Schaden mit denvielen Anbauten an den Kernbau zu tun hat. Möglicherweise spieltenauch Temperaturschwankungen eine Rolle. Aufschluss darüber erwarteter durch angebrachte Sensoren, die jede kleinste Veränderung in denRissen aufzeichnen.(dpa)