Warum mögen Nazis die Zahl 18?
KERPEN-HORREM. „Was sind die Erkennungsmerkmale eines Rechtsextremisten?“, fragt Peter Nillius. Wie aus der Pistole geschossen kommen die Antworten aus den Schülerreihen der Aula in der Willy-Brandt-Gesamtschule. „Weiße Schnürsenkel an Springerstiefeln“; „Glatze“; „Hosenträger, die nach unten hängen“; „die Zahl 88“; „sie tragen die Marken Lonsdale, Pitbull“, „Ja, aber auch Consdaple oder New Balance tragen sie.“ Viel blieb dem Staatsschutzbeamten des Kölner Polizeipräsidiums nicht zu ergänzen übrig.
Die 250 Schüler aus der zehnten und elften Klasse sowie die Schüler des Sozialwissenschaftskurs der Stufe 13, kannten die Erscheinungsmerkmale sehr genau. Peter Nillius erklärte kurz, warum ausgerechnet diese genannten Marken von Rechtsextremisten benutzt werden. Leise flüstert eine Schülerin im Hintergrund: „Weil im Wort „Lonsdale“ die Buchstaben „ns“ und in „Consdaple“ die Buchstaben „nsdap“ versteckt sind.“
Viel Aufklärungsbedarf schien es am Montagnachmittag auf der Informationsveranstaltung zum Thema „Rechtsextremismus und islamischer Extremismus“ nicht zu geben. Dennoch staunten einige Schüler, als sie die Bedeutung der Zahlen 88 und 18 für Rechtsextremisten erfuhren. „Die Zahlen stehen für die Buchstaben im Alphabet. 88 bedeutet „Heil Hitler“ und 18 steht für „Adolf Hitler“ “, bemerkt Nillius.
Den Schülern wurden einige Musikstücke aus CDs von rechtsextremen Gruppen kurz vorgespielt mit dem Nachwort: „Wer so eine CD in die Schule bringt oder im Freundeskreis verbreitet, der hat ein Strafverfahren am Hintern. Vorausgesetzt die Polizei bekommt davon Wind“, drückt Nillius drastisch die Folgen aus.
In einem vor Jahren beschlagnahmten Video präsentierte Nillius unter anderem einen 20- jährigen Rechtsextremisten aus dem Erftkreis. Das Band zeigt, wie der Jugendliche auf diversen „rechten Veranstaltungen“ Reden hält. Mit dem Hitlergruß beendet er seine Vorträge. Für den Hitlergrüße habe er schon mehrere Strafverfahren erhalten. Neugierig fragt Karuna Chrowdry aus der elften Stufe, wie hoch so eine Strafe ausfallen würde. Auf eine bestimmtes Strafmaß wollte sich Nillius nicht festlegen, da es von der Härte der Straftaten im Einzelfall abhängen würde.
Nach einer dreiviertel Stunde ergriff Nillius’ Kollege Jürgen Vetten das Wort. „Ihr seid die erste Schülerschaft, die in unseren Aufklärungsgesprächen mit dem Thema Islamismus konfrontiert wird“, sagt Vetten. In seinem Vortrag stand in erster Linie die Vorstellung des Islams im einzelnen im Vordergrund. Embleme, wie das Hakenkreuz gebe es im Islamismus nicht. Somit könne man nur sehr mühsam den religiösen Extremismus erkennen, so Vetten. Auf die Frage von Helga Rohe, didaktische Leiterin der Schule, inwieweit der islamische Extremismus im Erftkreis vorzufinden sei, konnte Vetten nicht eindeutig antworten. „Das Thema ist noch zu neu. Wir sind, was dies anbetrifft, mit unseren Arbeiten noch nicht weit.“ Das Aufklärungsgespräch an den Schulen sei als ein Puzzlestück im großen Thema Gewaltprävention.