VorlesungWarum Hitler braune Hosen trug
Köln – Et hät noch immer jot jejange, also trotz der Fährnisse und Widrigkeiten des Lebens gelassen und zuversichtlich bleiben - der Artikel 3 des Kölschen Grundgesetzes fasst die Vorlesung „Witz und Humor des Kölners“ von Professor Wolfgang Baßler im Hörsaal B der Universität am besten zusammen. Der Professor für Philosophie und Psychologie verdeutlichte den Unterschied zwischen Witz und Humor an vielen amüsanten Beispielen. „Der Witz ist geprägt von Intellekt, Scharfsinn und Enttabuisierung“, so der Urkölner vor rund 300 Zuhörern.
Beispiel: Adenauer und de Gaulle unterhalten sich über Glanz und Ruhm der Grande Nation. Der französische Präsident erzählt dem deutschen Kanzler, dass Napoleon in der Schlacht immer rote Hosen getragen habe, damit der Feind sein Blut nicht sieht. Der Feldherr wollte sich so den Nimbus der Unbesiegbarkeit geben. Antwort Adenauer: „Herr de Johl, jetz weiß ich auch, warum der Hitler immer braune Hosen getragen hat.“
Der Witz, so Baßler, ist universal. Der Adenauer-Witz könnte in leicht modifizierter Form auch in London, Oslo oder Rom erzählt werden. Der Witz lasse durch den Dreh- und Angelpunkt der Pointe die Kehrseite der Realität zum Vorschein kommen. Während der Witz einen ausschließenden Charakter habe, wende sich der Humor als positive Lebenseinstellung in seiner verbindlichen und oft auch tröstenden Art dem Menschen zu. „Anders als die Universalität des Witzes ist der Humor auf den Standort bezogen. Eine positive Lebenseinstellung, geprägt von Dialekt und Milieu“, sagte der 1943 im Vringsveedel geborene Philosoph. Typenbezeichnungen wie „Blötschkopp“ oder „Doof Noss“ und Namensgebungen wie „Knubbelfutz“ oder „Speimanes“ seien kaum ins Hochdeutsche zu übertragen.
Als personifizierten kölschen Humor bezeichnete der Professor „Tünnes und Schäl“. Baßler: „Die beiden sind kleine Helden des Alltags, die um die eigenen Schwächen und die ihrer Mitmenschen wissen. Jeck loss Jeck elans. Tünnes und Schäl wissen mit den Widrigkeiten des Lebens unzugehen.“ Beispiel: Tünnes und Schäl gehen über eine Rheinbrücke. Schäl stolpert, seine neue Brille fällt ihm von der Nase und von der Brücke. Schäl: „Jetz ess ming neu Brell in de Donau jefalle.“ Tünnes: „Dat ess doch net dr Donau. Dat ess dr Rhing.“ Schäl: „Do kannste ens sinn wie schläch ich ohne Brell sinn kann.“ Und für das Einkölschen von „Imis“ (Zugezogenen) empfahl der Kölner Philosoph eine bewährte Integrationsformel: „Drenk doch eine met.“