Vom Bären angefallen
Nach Lachen ist Hans Wallpott gerade nicht zumute. Vier Tage nach der Attacke durch einen 170 Kilogramm schweren und 1,90 Meter großen Bären im eigenen Zoo kann der Ehrenpräsident der Bürgergarde blau-gold zwar schon wieder die Finger und die Hand des verletzten rechten Armes bewegen, aber der Vorfall vom Samstag sitzt ihm immer noch tief in den Knochen. Ausgerechnet am Geburtstag von Ehefrau Annemie (67) war der 80-Jährige in seinem Eifel-Zoo in Lünebach (Kreis Bitburg-Prüm) vom 26 Jahre alten Kragenbären „Mike“ schwer verletzt worden, den er selbst aufgezogen hat.
„Mein Mann hatte dem Tier gerade ein Eimerchen voll mit Erdbeeren ins Gehege geschüttet. Er war auf dem Rückweg und hat den Pfad benutzt, den nur die Pfleger gehen dürfen, als er an einer Stufe stolperte“, berichtete Annemie Wallpott. Bei einem Sturz war dem Zoo-Besitzer vor zwei Jahren ein Knie zertrümmert worden. „Deshalb knickt ihm ab und an das Bein weg. Er hat sich diesmal instinktiv mit einem Arm am Gitter festhalten wollen, und da war sofort der Bär. Er hat den Arm ins Gehege hereingezogen und mehrfach hineingebissen.“
Ein Pfleger verscheuchte den Kragenbären mit einem Spaten, ein Hubschrauber brachte den Schwerstverletzten nach Ludwigshafen. In der dortigen Unfallklinik nähten die Ärzte die durchtrennten Sehnen wieder zusammen und transplantierten von einem Bein Haut auf den zerfleischten Arm. „Erst wollte ich meinen Mann nach Köln in die Uni-Klinik holen, aber die Ärzte in Ludwigshafen kennen sich nun sehr gut mit seinen Verletzungen aus.“
Tochter Isabelle (27) ist gelernte Tierpflegerin. Sie kümmert sich zurzeit mit um den Zoo. Ihr Bruder, der Herrenausstatter Markus Wallpott (40) und auch bekannt als Präsident der Bürgergarde, wollte seinen Urlaub auf Mallorca abbrechen, als er von dem Unfall erfuhr. Erst am Morgen des Unfalltages war er abgeflogen. Nun erkundigt er sich jeden Tag nach dem Zustand seines Vaters.
Dem Bären geben die Wallpotts keine Schuld. Er lebt mit 400 anderen Tieren, darunter Löwen und Panther, auf dem 30 Hektar großen Areal und soll auch dort bleiben. „Mike hat vermutlich nur nach dem Eimer greifen wollen“, sagte Isabelle Wallpott.