Tina TurnerDie Röhre rockt Köln

Sie ist wieder da: Tina Turner (Bild: dpa)
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KÖLN - Mit fast 70 Jahren hat Tina Turner am Mittwochabendin Köln ihre Europatournee begonnen. Das hat auch etwas Anklagendes.Jetzt weiß Oma, wie sie aussehen könnte, wenn sie sich bessergepflegt hätte. "Aber die hat ja persönliche Trainer und so was",tröstete sich Konzertbesucherin Jutta (62). "Das kann man nichtvergleichen." Und das stimmt natürlich, an Tina Turner (69) kann mannicht die gleichen Maßstäbe anlegen wie an gewöhnliche Sterbliche.
Wobei die richtigen Fans unter den 15 000 Zuschauern in derausverkauften Lanxess Arena (ehemals Kölnarena) durchaus ein paarUnterschiede zu vorangegangenen Abschiedstourneen ausmachen konnten.Tina vollführt nicht mehr gar so große akrobatische Leistungen wiefrüher, lässt auch schon mal ihren kleinen Background-Chor nach vorneund gönnt sich mehr Zeit zum Umkleiden, was dann jeweils mit einerHeeres- und Leistungsschau moderner Bühnentechnik überbrückt wird.
Aber selbstverständlich bleibt es ein Phänomen, wie sie in ihremAlter glitzernde Miniröcke und schwarze Leggins trägt, auf hohenAbsätzen herumstöckelt und mit ihrer rauchig-röhrenden Stimme dieHalle beherrscht. Vom ersten Lied an war sie umjubelt, nach der Pausehielt es die Leute nicht mehr auf ihren Plätzen. Es gab "The Best","Better Be Good To Me", "Goldeneye" und all die anderen großen Hitsaus fünf Jahrzehnten. Zu "We Don't Need Another Hero" hüllte sie sichin das kuriose Science-Fiction-Kostüm aus ihrem "Mad Max"-Film mitüberdimensionierter blonder Perücke.
Köln war natürlich auch ein Heimspiel, Tina Turner hat mit ihremdeutschen Lebenspartner jahrelang dort gewohnt. Man muss Kölner sein,um das nicht verwunderlich zu finden. Viele Geschichten ranken sichum ihre Zeit in der Domstadt, erstaunlich viele Leute wollen siegekannt haben. So war an diesem Abend auch ihr früherer Friseur indie Arena gekommen. Er gehe am nächsten Tag mit ihr essen, erzählteer einem Radioreporter.
Alfred Biolek (74) wiederum berichtete der dpa, er sei frühermehrmals mit ihr essen gewesen. Eine ganz Nette übrigens. "Sounkompliziert. Wenn auch immer mit ein bisschen Distanz, aber dasmuss so sein, wenn man ein Weltstar ist." Einmal saß er bei einerParty rechts neben ihr, und immer wenn er aufstand, um mal kurz zurToilette zu gehen, hat sich schnell ein anderer Kölner Prominenterauf seinen Platz gesetzt.
Es versteht sich von selbst, dass an diesem Abend in der Kölnarenadie älteren Semester in der Überzahl waren. Aber vereinzelt traf manauch Menschen, deren Geburtsjahr ungefähr mit Tinas ersterAbschiedstournee zusammengefallen sein muss. Der 17 Jahre alteSebastian Franz aus Essen war so einer. Der Junge erschien eingerahmtvon seiner Mutter Birgit und seiner Großmutter Uschi - dreiGenerationen im selben Konzert. Wie findet er die Musik? "Na ja..."Bevor er noch etwas sagen konnte, hatte seine Mutter schonklargestellt: "Er ist bekennender Fan."
Die Radioassistentin Monika aus St. Augustin besucht bereits seitdrei Jahrzehnten Tina-Turner-Konzerte. Sie ist 48, aber an diesemAbend fühlte sie sich wieder wie 30. Eines steht für sie fest: "Zurnächsten Abschiedstournee gehe ich wieder." (dpa)