„Spiegel“-BerichtRussische Soldaten besprachen Gräueltaten von Butscha über Funk
Köln – Die Bilder aus Butscha schockierten in den letzten Tagen die Welt. Nach dem Abzug der russischen Streitkräfte wurden in dem Ort nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew Dutzende Leichen von Zivilisten gefunden. Informationen des „Spiegel“ zufolge, hat der Bundesnachrichtendienst (BND) nun neue Erkenntnisse zu den Gräueltaten vorliegen. Der Auslandsgeheimdienst habe einzelne Funksprüche russischer Militärs abgefangen, berichtet das Nachrichtenmagazin am Donnerstag.
Die russische Regierung hatte in den letzten Tagen vehement dementiert, für die Kriegsverbrechen in Butscha verantwortlich zu sein. Allerdings deuteten bereits Satellitenaufnahmen, ausgewertet von der „New York Times“, zuletzt daraufhin, dass die Darstellung des Kremls nicht der Wahrheit entspricht. So konnte nachgewiesen werden, dass viele der Leichen bereits weit vor Abzug der russischen Truppen an ihren späteren Fundorten sichtbar waren.
BND-Aufnahmen entkräften russisches Dementi
Die Abhöraufnahmen des BND könnten das russische Dementi nun weiterhin entkräften. „Spiegel“-Informationen zufolge unterrichtete der Geheimdienst im parlamentarischen Raum am Mittwoch über seine Erkenntnisse. Es sollen Funksprüche dazugehören, die zu den Fundorten der Leichen entlang der Hauptstraße in Butscha passen.
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In einem der Funksprüche soll ein Soldat einem anderen erzählt haben, er und seine Kollegen hätten eine Person vom Fahrrad geschossen. Ein entsprechendes Bild ging zu Wochenbeginn um die Welt. Diese Zeitung verzichtet an dieser Stelle darauf, das Bild zu zeigen. Weitere abgefangene Gespräche sollen in eine ähnliche Richtung deuten, heißt es beim „Spiegel“.
Morde an Zivilisten könnten zu russischer Strategie gehören
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und auch der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, hatten Russland in ihrer Reaktion auf die Gräueltaten in Butscha Kriegsverbrechen und einen Genozid vorgeworfen. Die Erkenntnisse des BND könnten nun darauf hindeuten, dass die Morde an Zivilisten zur russischen Strategie gehörten und keine Zufallstaten gewesen seien, berichtet der „Spiegel“. Zudem soll es weitere Tonaufnahmen geben, deren Lokalisierung schwierig sei, die aber auf weitere Gräueltaten an anderen Orten schließen ließen. (das)