So lange der liebe Gott es will
So lange der liebe Gott, das Bistum und die Kirchengemeinde es wollen, mache ich weiter, erklärt der Pescher Josef Dederichs sachlich-sympathisch, ohne Schnick-Schnack. Der 71-jährige Musiker schaut bescheiden nach vorn, hat allerdings auch allen Grund, mal ganz bewusst zurückzublicken.
Geschrieben wurde das Jahr 1944, als der zu dieser Zeit in Pesch tätige Organist in den Ruhestand wechselte und dessen Enkel den Job übernehmen sollte. Doch der Enkel des alten Küsters und Organisten musste zum Arbeitsdienst, erinnert sich Josef Dederichs, und ich war dabei. Als Messdiener versah der damals Elfjährige Kirchendienst, und plötzlich fand er sich in der Rolle eines Küsters wieder. Gedacht war das Ganze übergangsweise, so Dederichs. Die Sache mit dem Dienst an der Orgel hatte zudem einen bemerkenswerten Haken: Josef Dederichs hatte das Instrument bis dato noch gar nicht im Griff.
Das Spiel eines richtigen Kirchenlieds wurde erst dadurch möglich, dass seine Patentante Agnes Latz aus Weiler am Berge ihm den regulären Orgelunterricht beim ehemaligen Holzheimer Pfarrer JosefKoch finanzierte.
Maria zu lieben war das erste Lied, das von Jugendhand gespielt von der Orgelempore herunter in Pesch erklang. Noch heute gehört dieses Stück neben dem Bachchoral Wohl mir, dass ich Jesum habe zu den Lieblingsstücken des erfahrenen Musikers.
Josef Dederichs blieb nicht nur übergangsweise, sondern ein Leben lang dem Kirchendienst treu. Er sah insgesamt neun Pfarrer kommen und gehen, half allen in das passende Gewand und unterstützte jeden, wie er nur konnte. Vierzig Jahre lang leitete Josef Dederichs den Pescher Kirchenchor, den 1996 sein Sohn DieterDederichs übernahm. Noch heute singt er als Tenor im Chor. 36 Jahre lang übernahm der Vater von insgesamt drei musikalischen Kindern und Großvater von fünf Enkeln zudem das Amt des Kirchenrendanten.
Am vergangenen Sonntag feierte die gesamte Gemeinde mit Pfarrer Werner Klinkhammer an der Spitze das 60-jährige Jubiläum eines sehr wertvollen Bausteins der Kirchengemeinde: das diamantene Dienstjubiläum von Josef Dederichs. Zwei Stücke spielte ein ganz besonderer Organist: der siebenjährige Enkel des amtierenden Hauptorganisten Josef Dederichs, ChristophDederichs . Bereits seit zwei Jahren erhält das Nachwuchstalent professionellen Unterricht. Zu einem der schönsten Erlebnisse Josef Dederichs während seiner bisherigen Tätigkeit gehört, dass die Restaurierung der 1875 gebauten Orgel in seine Amtszeit fiel. 1994 richtete die Hellenthaler Orgelbaufirma Weimbs das Instrument wieder her. Vorher war die Orgel kaum noch spielbar, erzählt der Tastenmann. Der Holzwurm hatte manche Teile des Instruments so zerlegt, das stellenweise ganze Tasten fehlten.
Irgendwie hat sich der findige, erfahrene Musiker dann die Stücke immer derart zurechtgelegt, dass er auch mit den noch funktionsfähigen Tasten des einmanualigen Instruments zurecht kam.
Regelmäßig zur Seite steht seit 1961 Gisela Dederichs ihrem Ehemann. Immer ist sie für den Blumenschmuck und die Sauberkeit in der Kirche verantwortlich.
Mit dem Titel Nun danket alle Gott, kräftig unterstützt durch das volltönende Trompetenregister der Königin der Instrumente, zog Josef Dederichs am Sonntag einen musikalischen Schlussstrich unter seine ersten 60 Dienstjahre. Mal sehen, was noch alles so kommt.