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Hart-aber-fair-Extra„Massenweise Menschen werden ihren Job verlieren“

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„Hart aber fair“-Moderator Frank Plasberg warf gleich zu Beginn die entscheidende Frage auf.

Köln – „Die zweite Woche in einem weitestgehend gelähmten Land hat begonnen“. Es sind düstere Worte, die Frank Plasberg für den Einstieg in das zweistündige Hart-aber-fair-Extra wählt. Die Corona-Pandemie stürzt viele Menschen in Existenznöte. Bei Hart aber fair kamen einige von ihnen zu Wort. Das Thema der Sendung: „Das Virus befällt die Wirtschaft: Wieviel bleibt von unserem Wohlstand?“

Bevor die Expertinnen und Experten zu Wort kommen, zeigt eine halbstündige Reportage „das neue Leben in Deutschland“. Hier wird in einem Rundumschlag nahezu jeder Lebensbereich abgehandelt, der derzeit durch die Corona-Pandemie eingeschränkt wird. Das Ausschließen der Väter von der Geburt, fehlende Schutzkleidung in den Krankenhäusern und sogar der mögliche Ausfall des Abiballs einer Abiturientin wird herzzerreißend geschildert. Es fließen Tränen.

Alles sehr emotional, mit dem Thema der Sendung hatte das aber alles wenig zu tun. Kurz angerissen wird dann aber auch der Einreisestopp für Erntehelferinnen und -helfer, die wegen Kurzarbeit leeren Hallen von Produktionsbetrieben und ein Kölner Süßwarenladen, der sich nur mit Versandhandel über Wasser halten kann. Immerhin – der Bogen wird gespannt.

Ganz untypisch für Corona-Zeiten, finden sich alle Gäste der Sendung im Studio ein. Zwar mit großem Abstand zueinander und ohne Publikum, findet trotzdem ein normales Gespräch in der Runde statt. Eine weitere Besonderheit: die Frauen sind an diesem Abend deutlich in der Überzahl.

Die Gäste des Abends

Der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil möchte keine falschen Versprechungen machen. Dennoch sichert er zu, die Regierung „kümmert sich um die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Gewährleistung von sozialer Sicherheit“. In erster Linie ginge es in dieser Zeit der Unsicherheit nun darum, die Ziele richtig zu sortieren. Die Gesundheit der Menschen stehe ganz klar im Vordergrund. Das Land sei für solch eine Krise finanziell gerüstet. In Deutschland müsse niemand unter dem Existenzminimum leben, allen stünde eine Grundsicherung zu. Er ruft betroffene Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihren Kurzarbeiterlohn aufzustocken – als Erntehelfer oder Regalauffüller.

Für die Unternehmensberaterin Dagmar Schulz sind Kündigungen aus Unternehmersicht die logische Konsequenz in diesen schwierigen Zeiten. Sie glaubt, dass nach der Pandemie massenweise Menschen ihren Job verlieren und auf der Straße stehen werden. Auch ihr Unternehmen ist von der Krise betroffen – sie hat Soforthilfe beantragt.

Auch die Lungenfachärztin und Infektiologin Dr. Susanne Herold kann nicht abschätzen, wann ein Ende der Pandemie in Sicht sein wird. Auch sie muss abwarten. Wer jetzt schon Lockerungen fordere, habe das Ausmaß der Pandemie noch nicht verstanden. Sie glaubt nicht daran, dass Großveranstaltungen noch in diesem Jahr stattfinden werden.

Die Wirtschaftspsychologin Eva Schulte-Austum nannte Vertrauen und Sicherheit als wichtigste Faktoren für das Überstehen dieser Krise. Natürlich sei die Politik hier in der Verantwortung zu handeln. Sie sieht aber auch bei jedem einzelnen die Verpflichtung sich gegenseitig zu helfen. Anderen zu helfen, führe aus psychologischer Sicht zudem zu einem Gefühl der Sicherheit. Sie rief dazu auf, sich den Rückhalt besonders bei Familien und Freunden zu suchen.

Bettina Sieckendiek ist als Unternehmerin selbst stark von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Als Chefin eines Familienunternehmens für Bustransport und Reisen mit 90 Mitarbeitern muss sie hautnah miterleben, wie der Betrieb immer weiter heruntergefahren wird. Sie denkt nicht an den Untergang ihres Unternehmens und will unter allen Umständen weitermachen. Sie fordert Soforthilfen auch für mittelständige Unternehmen.

Victoria da Cruz hat zu Beginn dieses Jahres in Kerpen ein Mutter-Kind-Café eröffnet. Dieses musste sie nun wegen der Corona-Pandemie vorübergehend schließen. Ihre Mitarbeiter musste sie entlassen – sie selbst arbeitet nun vorübergehend in einem Supermarkt und räumt Regale ein. Durch Spenden ist nun die nächste Monatsmiete finanziert. Wie es dann weitergeht weiß sie noch nicht. Bereut hat sie ihre Entscheidung, ihre Festanstellung in einer Werbeagentur aufzugeben und das Café zu eröffnen, aber bisher nicht.

Der Konsens

Diskutiert wird an diesem Abend wenig. Es scheint sehr viel Konsens zu herrschen – keiner weiß so recht, wie mit der derzeitigen Lage umgegangen werden soll. Wirtschaftspsychologin Eva Schulte-Austumn zeigt sich positiv überrascht von der Integrität der Politik. Besonders die demokratischen Parteien hätten in der Krise das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewonnen. Auch die Unternehmerin Bettina Sieckendiek zieht den Hut vor der Arbeit der Regierung.

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Auch der Stopp der Mietzahlungen großer Unternehmen wird thematisiert. Und auch hier ist man sich einig. „Ich bin stinksauer“, ärgert sich Heil über das Vorgehen von Adidas. „Das Gesetz ist für die gemacht, die ihre Mieten nicht zahlen können, nicht für Unternehmen, die Rücklagen haben. Wer Vorteile dieses Landes nutzt, hat auch die Verpflichtungen seine Interessen nicht über alle zu stellen“, so der Minister.

Der Konflikt

Ein Hauch von Diskussion kommt bei der möglichen Kettenreaktion der Mietzahlungen auf. Dagmar Schulz fürchte, dass die Aussetzung von Mietzahlungen schnell zur Belastung der Vermieter werden kann. Viele seien auf die Zahlungen angewiesen. Heil betont, dass man da an Lösungen arbeite und verschiedenste Fälle prüfe.

Die Wirtschaftspsychologin wünscht sich eine bessere und ehrlichere Kommunikation. Es solle nur das versprochen werden, was auch gehalten werden kann. Die Bewilligung von Anträgen liefe noch sehr holprig ab und verunsichere viele Bürger. Bundesarbeitsminister Heil fordert Nachsicht. „Man erlebt derzeit viele Heldinnen und Helden in den Jobcentern“. Man solle sich verständnisvoll zeigen, wenn die Bearbeitung der Anträge derzeit länger dauert.

Neue Erkenntnisse hat diese Ausgabe von „Hart aber fair“ zwar nicht geliefert, trotzdem war die Grundstimmung in der Sendung überraschend positiv. Bundesarbeitsminister Heil überzeugte mit seiner Präsentation der Maßnahmen der Bundesregierung und alle anderen Anwesenden blieben ruhig und taten das, was in der Situation wohl das Beste ist: Abwarten.