AboAbonnieren

Neues Kölner Restaurant „Ginti & More“Unerwartetes Ambiente in der Fleischmengergasse

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Weltküche im "Ginti & More"

Köln – Wenn man in Köln einen Ort sucht, um ein großes, schickes Restaurant mit moderner Weltküche zu eröffnen, scheint die Fleischmengergasse südlich vom Neumarkt nicht die allererste Wahl zu sein: zu schlecht der Ruf der Gegend, zu offen die tägliche Präsenz der Drogenszene, zu heruntergekommen oft der bauliche Eindruck des Veedels.

Sterneköchin Julia Komp in der Nachbarschaft

Andererseits steht vis-a-vis des neu eröffneten „Ginti & More“ die hochfrequentierte beste Stadtbücherei Deutschlands, die bald komplett generalüberholt wird. Die Einkaufsstraßen liegen um die Ecke, es gibt Museen und Parkhäuser vor der Tür, indische und afrikanische Shops verbreiten internationales Flair. Wenn in absehbarer Zeit auch die ehemalige Kaufhof-Zentrale wieder bespielt wird, ist die Perspektive an Möglichkeiten sehr gut. Das haben auch andere erkannt: Einen Block weiter am Agrippabad wird im November Sterneköchin Julia Komp ihr neues Doppelrestaurant eröffnen.

Neuer Inhalt (2)

Modernes Ambiente und eine offen Küche im "Ginti & More"

Betritt man das „Ginti & More“ – in den Räumen war vor dem Umbau ein asiatischer Lebensmittelmarkt – empfängt den Gast eine gemütliche Bar mit einigen Sitzplätzen, ehe sich, vorbei an der sehr geräumigen offenen Küche, die Gasträume anschließen. „Urban Food Club“ steht in riesigen Lettern wie ein Statement an der Wand. Der Industrie-Look ist durchgestylt: Fliesen in Metall-Optik an der Bar, Holztische und Holzböden treffen auf stoffbespannte Stühle im Retro-Design und Lampen, die an alte Gaslaternen erinnern.

Neuer Inhalt (2)

Das indische Naanbrot kommt frisch aus dem Tandoor-Ofen.

Minimalistische Mustertapeten in Schwarz-Gold kontrastieren mit der großflächigen Glasfassade zur Außenterrasse. Dezent eingesetzte Blumen wie Lilien, Orchideen und mit Gräsern bestückte Raumteiler tragen zur Atmosphäre bei. Hier nimmt man gerne Platz, das Ambiente lässt Raum für die Küche, mit schönen Tellern zu glänzen.

Neuer Inhalt (2)

Alles selbst gestaltet: Die Gastgeber Ajay  Gawdi und seine Frau Ginti im Barbereich

Die Gastgeber sind Ajay Gawdi und seine Frau Ginti, nach deren Vornamen schon ihr indisches Restaurant in der Händelstraße, übrigens eines der Besten der Stadt, benannt wurde. Ginti bedeutet „zählen“, wie er erklärt, „für Europäer klingt das indisch, man überlegt, was das wohl bedeutet und wird neugierig“. Im „Ginti & More“ will er den nächsten Schritt gehen: „Wir wollen Großstadtflair verbreiten“, sagt der Vater dreier Kinder, der mit der Familie in Rondorf lebt, selbstbewusst. Für ein Restaurant dieser Größe – es gibt etwa 180 Plätze innen sowie 70 draußen, ein „VIP-Raum“ ist für Veranstaltungen abtrennbar – sei es nötig, „hochwertige Angebote für jedermann“ auf der Karte zu haben. Ein gutes Steak sei wichtig auf der Karte, aber man wolle auch nachhaltig sein und der gesteigerten Nachfrage nach veganer und vegetarischer Küche gerecht werden.

Kein Alkohol, Steaks und viele vegane Gerichte

Der Verzicht auf den Ausschank von Alkohol ist aus seiner Sicht da nur konsequent. „Der traditionelle indische Gruß Namaste, der mit »Ich verbeuge mich vor Dir« wiedergegeben werden kann, steht für die Philosophie unseres Restaurants“, sagt Gawdi. „Wir verwöhnen unsere Gäste mit indischem Gaumenschmaus, australischem Wagyu Blackmore, veganen und vegetarischen Köstlichkeiten und einer urbanen Streetfood-Auswahl.“

Vorspeisen schon ab 4,90 Euro

Als Vorspeisen werden Samosas (gefüllte Teigtaschen, ab 4,90 Euro) angeboten, Bhindi Kurkuri (gebratene Okras, 5,90 Euro), aber auch Gambas aglio olio (12,50 Euro), Gemüse-Antipasti (9,50 Euro) oder Salate in fünf Variationen (ab 6 Euro), darunter Cesar oder Afghan. Suppen kosten 4,90 Euro (Linsen oder Tomaten), außerdem gibt es, quasi als Hommage an den Nachbarn „Puszta-Hütte“, eine Gulaschsuppe mit Lammeinlage (8,90 Euro). Indische Brote aus dem Tandoor – der Teig wird zum Backen an die Innenseite der Tonöfen geklebt – gibt es ab 3,90 Euro.

Als Kind aus Afghanistan geflüchtet und seitdem in Köln

Ajay Gawdi ist afghanischer Hindu. Als Mitglied einer religiösen und ethnischen Minderheit musste er im Alter von neun Jahren mit seinen Eltern über Indien flüchten, landete in Erftstadt, wo er zum Gymnasium ging. Er machte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei C&A. „Mode und das äußere Erscheinungsbild sind mir sehr wichtig“, sagt der ehrgeizige 39-Jährige, der viel Sport macht und keinen Alkohol trinkt. Er jobbte parallel zur Lehre in diversen Gastronomie-Betrieben – als Spüler, Eisverkäufer, Pastakoch, Barkeeper. „Mir ist keine Arbeit fremd“, sagt Gawdi, „und ohne Verzicht geht nichts.“ Das Kochen hat es ihm besonders angetan, schon als Kind half er der Mutter in der Küche. Das nützt ihm heute, denn so kann er im Zweifelsfall neuen Köchen aus Indien vormachen, wie er ein Gericht genau haben möchte. Und er weiß: „Mit einer erfolgreichen Gastronomie kann man viel Geld verdienen.“

Neuer Inhalt (2)

In der mor´dern eingerichteten Küche arbeiten Köche aus Indien

Nach den Modekaufhaus-Erfahrungen drängte es ihn zur Selbstständigkeit. Ein Büdchen in Zollstock und ein Lottoladen mit Post waren Zwischenstationen, 2007 eröffnete er sein erstes Restaurant: das „Bombay“ gegenüber dem Finanzamt Köln-Süd, das wegen des Corona-Lockdowns aber geschlossen wurde. Seit 2012 gibt es das „Ginti“, in dem nur indische Köche arbeiten. Auch im „Ginti & More“ soll das so sein, Gawdi „importiert“ diplomierte Köche für jeweils vier Jahre.

Original indisch ist daher das im „Ginti & More“ angebotene Streetfood: etwa Papri Chaat (Brotstücke mit Joghurt, Kichererbsen und Chutneys, 9 Euro), Gobi (frittierter Blumenkohl, 9 Euro), Aloo Tikki (Kartoffelküchlein, 7,50 Euro) oder Chicken Lollopops (9 Euro). Hausspezialitäten sind Tikka Masala (18,90 Euro) mit Lamm oder Hühnchen, Shola (Hackbällchen afghanischer Art, 22,90 Euro) oder gebackenes Lammkarree aus dem Tandoor-Ofen (21,90 Euro). Es gibt vegane Burger und Currys (je 12 Euro). Hochpreisig die Steaks: „Wagyu Tri Tip“ (250 Gramm) vom Bürgermeisterstück kostet 42 Euro, Beilagen wie Wasabi-Kartoffelstampf (5,90 Euro) oder Trüffelpommes (4,90 Euro) gehen extra.

Süße Weltreise

Zum Dessert geht es noch mal auf süße Weltreise: japanisches Mochi-Eis, orientalisches Baklava, indisches Kulfi, französische Crème Brulée (alle zwischen 4,50 bis 6 Euro). Oder doch lieber einen bretonischen Crêpe? Hier sollte jeder etwas finden.

Ginti & More, Fleischmengergasse 37, 50676 Köln, Tel. 0221/2019 7850. Das Restaurant ist behindertengerecht. U-Bahn-Station Neumarkt. Veranstaltungen, Show-Cooking und Catering auf Nachfrage.Geöffnet Di – So jeweils von 11 bis 23.30 Uhr.