AboAbonnieren

Neues Restaurant am Fischmarkt„feinfein" soll Kölner wieder in die Altstadt locken

Lesezeit 3 Minuten
feinfeinvonoben

Nicht nur die spektakuläre Wendeltreppe macht das „feinfein“ zu einem Schmuckstück. 

Köln – Es gibt etliche Dinge, die man sich in dieser Stadt schwer vorstellen kann. Ein fertiges Opernhaus. Einen fahrradfreundlichen Barbarossaplatz. Oder eine Rückkehr der Kölner in die Altstadt. Für Nadja Mahér und ihren Mann Thomas Wippenbeck ist Letzteres indes nicht nur denkbar, sondern klar definiertes Ziel. Aus Sicht des Gastronomen-Paars wird es nämlich dringend Zeit, diesen Bereich der Stadt mit neuen Assoziationspunkten zu verketten und den Blick ein wenig von Junggesellenhorden und Billig-Gastronomie wegzuleiten.

Neuer Inhalt

Nadja Mahér und Thomas Wippenbeck möchten einen Ort für Kölner in der Altstadt erschaffen. 

Das könnte gelingen, denn die beiden haben in den zurückliegenden Monaten am Fischmarkt ein Schmuckkästchen geschaffen, dessen Charme man sich kaum entziehen kann. Das Restaurant befindet sich in einem der ältesten Häuser der Stadt, die Grundmauern bestehen seit 1235. Allein die Decke „in der großen Halle des Volkes“ ist einen Blick wert, die Tapete im Seerosenzimmer sowieso und die uralte Wendeltreppe erst recht. Man hat als Gast die Qual der Wahl zwischen einem Platz in der hübschen Schänke, oben auf der Galerie mit Blick auf den Rhein oder im kleinen Saal.

Namensvorschlag von Thomas Schätzing

Sie seien reingekommen, hätten die alte Holzvertäfelung gesehen und gedacht: „Boah, ist das schön!“, sagt Wippenbeck. Der Name „feinfein“, ein Vorschlag des Kölner Autors Frank Schätzing, passt nicht nur zur Äußerlichkeit, sondern auch zur Karte. Das ist die eigentliche gute Nachricht: Wer kulinarisch etwas anspruchsvoller unterwegs ist, hat ab sofort neben dem Sterne-Restaurant „Maibeck“ und dem Traditionslokal „Em Krützche“ eine neue Anlaufstelle in der Altstadt, wo garantiert keine Brauhauspfanne aufgetischt wird.

feinfeintapete

Im Seerosenzimmer entzückt eine blumige Tapete.

Die Gäste erwartet eine sogar ziemlich einzigartige Karte – nicht nur für dieses Terrain. Zumindest spricht Peter Humann von einer Fusion-Küche, die „man in der Qualität sonst nirgendwo in Köln“ finden wird. Humann ist Küchenchef des Südstadt-Restaurant „Frau Mahér“, wo seit Februar vergangenen Jahres nachhaltig und umweltbewusst gekocht wird. In den nächsten Wochen wird Humann die Startphase vom „feinfein“ begleiten und Küchenchef Jonathan Vollmer unterstützen, den Thomas Wippenbeck jetzt schon als „Glücksgriff“ bezeichnet.

Das könnte Sie auch interessieren:

Von südostasiatischer Küche geprägt

Der 36-Jährige ist in Südostasien aufgewachsen, kennt die Küche in Laos, Sambia und Brunei und ist in der Zubereitung japanischer Teigtaschen (Gyoza) genauso versiert wie hiesige Bäcker mit Brötchen. Vollmer wird seinen Gästen sowohl Fisch – etwa zitrusgebeizten Lachs mit Daikon-Rettich und Matcha (12 Euro) – als auch Fleisch wie den Bauch vom Lübchiner Strohschwein mit Jakobsmuschel und Sellerie-Bananenpüree (14 Euro) und „untypisch Kölsches“ kredenzen und damit auf andere Weise Heimatgefühle wecken, als man es in Köln sonst kennt: So zaubert er zum Beispiel Sauerbraten-Maultaschen mit Rosinen und Apfel (9 Euro) oder sein persönliches „Himmel un Ääd“ bestehend aus Flönzkroketten mit Kartoffeldressing und Brombeerchutney (8 Euro).

feinfeinatstadt

Die bunten Häuser in der Altstadt.

Zur Kalkulation der Preise muss man wissen, dass Mahér und Wippenbeck sich bei ihrem Konzept vom üblichen „Tellerdreierlei mit Sättigungsbeilage“ lösen wollten und statt dessen „sehr hochwertige kleine Gerichte – alle handgemacht“ anbieten.

„Ein Ort, wo der Kölner gerne hingeht"

„Es wird am Anfang sicher so sein, dass Leute hier kopfschüttelnd rausgehen, weil sie Schnitzel für 9,90 erwarten“, vermutet Nadja Mahér, die bereits festgestellt hat, dass man sie – anders als in der Südstadt – skeptisch beäugt und auch gerne wissen lässt: „Das hat hier noch keiner geschafft!“

feinfeintreppe

Die uralte Wendeltreppe ist einen Blick wert.

Sie und ihr Mann sind jedoch überzeugt, dass es durchaus gelingen kann, „hier einen Ort zu schaffen, wo der Kölner gerne hingeht“. Immerhin sei das „Kleine Stapelhäuschen“, in dem sie sich befinden, früher mal eine gute Adresse gewesen. Da auch sie vom Problem der Personalnot betroffen sind, werden sie ihr „feinfein“ vorerst nur abends öffnen. Es gibt übrigens ausschließlich biozertifizierte Weine (ab 7 Euro/0,2l) und Gaffelkölsch für zwei Euro.

Feinfein, Fischmarkt 1-3, Altstadt, 50667 KölnÖffnungszeiten: Dienstags bis sonntags ab 17 UhrMehr Infos: feinfeinsein.de