Qualvoller Tod durch schimmelige Kastanien
Echte Tierfreunde sind entsetzt. Im Lindenthaler Wildpark wurden dieses Jahr schon sieben Tiere zu Tode gefüttert, darunter fünf Ziegen und zwei Soay-Schafe. Jüngstes Opfer: Ziegenbock Pittermann, der am Montag qualvoll verendete. Als Tierarzt Dr. Stefan Augustiniok den Publikumsliebling obduzierte, traute er seinen Augen nicht: In seinem Pansen fand er unzerkaute, verschimmelte Kastanien vom vergangenen Herbst.
Heribert Resch, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Lindenthaler Tierparks, schließt nicht aus, dass auch die übrigen Tiere die Kastanien gefressen haben und dadurch umgekommen sind. Die fünf Ziegen starben innerhalb von zwei Wochen. Möglicherweise gebe es einen Besucher, der die vergammelten Baum-Früchte immer wieder mitbringe.
Das Personal findet die Vierbeiner meist morgens mit extrem aufgeblähtem Bauch tot auf, oft mit Schaum vor dem Maul: Untrügliches Zeichen, dass sie erstickt sind, weil eine vermehrte Gasbildung den Wiederkäuern die Luft zum Atmen nimmt. Gerade Ziegen und Schafe seien besonders gefährdet, weil sie so gut wie alles fressen, was ihnen angeboten werde, so Resch. Rehe und Hirsche seien dagegen wählerischer. Sieben tote Tiere in einem halben Jahr - so etwas hat es in der fast hundertjährigen Geschichte des beliebten Geheges noch nicht gegeben.
Haushaltsabfälle
und Schokolade
Sie glauben gar nicht, was die Leute den Tieren alles mitbringen, empört sich der Vereinsvorsitzende. Alte Kartoffelschalen und Reste von Spaghetti-Gerichten ebenso wie Schokolade und Kohlabfälle, die wegen der Gasbildung besonders gefährlich sind. Resch: Der Tierarzt findet bei der Untersuchung alle möglichen Haushaltsabfälle, dazu Plastiktüten und Stanniol.
Auf Schildern werden die Besucher eigentlich gebeten, nicht selber zu füttern. Auf dem Gelände wird eigens Nahrung aus dem Automaten angeboten, das Päckchen zu 50 Cent. Resch: Das können alle Tiere vertragen. Das Futter werde auch gekauft, aber eben nicht von jedem. Wir fordern die Besucher zum wiederholten Mal auf, kein eigenes Futter mitzubringen, so Resch. Wenn sie es doch tun, müssen sie es in eine bereitgestellte Kiste geben, damit die Mitarbeiter die Nahrungsmittelreste vorsortieren können.
In den Wildparks Dünnwald, Brück und Leidenhausen bestehe wegen der Haltung anderer Tierarten das Problem weniger, sagt der stellvertretende Leiter der Forstverwaltung, Michael Hundt. Angesichts der Todesfälle sei die Aufsicht jedoch überall angewiesen worden, verstärkt darauf zu achten, dass nichts Mitgebrachtes gefüttert wird. Allerdings: Bei den hohen Besucherfrequenzen zum Beispiel an Wochenenden kann das durchaus schwierig sein. KOMMENTAR S. 31