Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Probeversetzung statt Sitzenbleiben

Lesezeit 3 Minuten

Rosige Zeiten für Sitzenbleiber kündigen sich an.

DÜSSELDORF. Mit einer „Versetzung auf Probe" will NRW die Zahl der Sitzenbleiber an Schulen verringern und Nachprüfungen abschaffen. Schulministerin Ute Schäfer (SPD) will ihren Vorschlag zur Probeversetzung in Kürze mit den Lehrer- und Elternverbänden beraten.

Danach sollen Sitzenbleiber, die wegen nicht ausreichender Leistungen in zwei Fächern bisher eine Nachprüfung machen konnten, künftig für drei Monate in die nächste Klasse versetzt werden. Anschließend entscheidet die Schule, ob der Schüler zurückgestuft wird oder nicht. An Rhein und Ruhr gibt es jährlich 60 000 Sitzenbleiber - das sind 2,8 Prozent aller Schüler.

Eine endgültige Entscheidung über die Versetzung auf Probe sei bisher nicht gefallen, betonte Schäfer auf der Schuljahrespressekonferenz. Fast drei Prozent Wiederholer seien aber im internationalen Vergleich zu viel. Die Wiederholung eines ganzes Schuljahres, obwohl die Leistungen in nur zwei Fächern mangelhaft seien, sei eine Verschwendung von Lebenszeit sowie finanzieller und personeller Ressourcen. Schäfer verwies aber darauf, dass die „Versetzung auf Probe" keinesfalls zur Absenkung des Niveaus führen dürfe. CDU-Schulexperte Bernhard Recker kritisierte die Pläne. Sinnvoller wäre es, gefährdete Schüler bereits drei Monate vor Zeugnisvergabe besonders zu fördern, um Sitzenbleiben zu vermeiden.

Demnächst werden landesweit 400 000 Schüler der Klassen vier und neun an einem Leistungsvergleich in den Fächern Deutsch und Mathematik teilnehmen. Schüler der Klasse neun sollen auch im Fach Englisch einen Vergleichstest ablegen. Die nicht benoteten „Lernstandserhebungen" sollen Eltern und Lehren Aufschlüsse über Stärken und Schwächen - auch der Schulen - geben. Ministerin Schäfer plant allerdings keine Veröffentlichung einer „Bestenliste" der Schulen vor Ort wie in Großbritannien. Eltern sollen aber über die Ergebnisse der Schule informiert werden. Schüler der Klasse vier werden am 28. und 30. September einen Test in Mathematik und Deutsch ablegen. Schüler in Klasse neun werden am 9., 17. und 25. November in Mathematik, Deutsch und Englisch getestet.

Insgesamt werden im neuen Schuljahr mehr als 2,92 Millionen Schüler in NRW die Schulbank drücken. Zwar sinkt die Zahl der Schulanfänger um ein Prozent auf 200 000. Während die Schülerzahlen an den Berufsschulen (580 000), Gymnasien (550 000), Grundschulen (780 000) und Gesamtschulen (227 000) steigt, sinkt sie an Hauptschulen (288 000) und Realschulen (345 000). Insgesamt steigen die Schülerzahlen bis 2005 / 6 weiter, bevor ein deutlicher Rückgang einsetzen wird.

Die Klassengrößen bleiben mit 28,1 (Gesamtschule), 28 (Gymnasium, Realschule) 23,1 (Hauptschule), 23,4 (Grundschule) und 13,5 Schülern (Lernbehinderte) stabil.

CDU und FDP kritisierten den hohen Unterrichtsausfall, der nach Angaben des Ministeriums bis zu 7,4 Prozent der Stunden beträgt. Die Ministerin verwies darauf, dass NRW in diesem Jahr 5600 neue Lehrer einstellt - damit erhöht sich die Zahl der Planstellen um 1000 auf 145 000. Die Werbung für den Lehrerberuf zeigt Erfolg: Weil NRW in den nächsten Jahren durch Ausweitung des Unterrichtsangebots und Pensionierungszahlen hohen Einstellungsbedarf hat, sollen mehr als die geplanten 12 587 Lehramtsanwärter ausgebildet werden.