Prinzessin mit einer Mission
Eigentlich ist dieser Tag für Kenizé Mourad ein ganz besonderer. Heute ist mein Geburtstag, sagt sie und lächelt höflich. Doch mit dem Alter, betont die 66-Jährige, lege sie nicht mehr so viel Wert auf Geburtstage.
Da kommt es Madame Mourad wohl ganz gelegen, dass sie ihren Ehrentag nicht in Paris verbringt. Die Autorin und Journalistin hat ihr neues Buch mitgebracht. Der Duft unserer Erde heißt es und handelt vom israelisch-palästinensischen Konflikt. Die Thematik liegt der zierlichen Frau sehr nahe, haben doch Politik und Kriege ihr Leben geprägt. Mourad ist die Nachfahrin des vorletzten türkischen Sultans, Murad V. - und ist damit eine Prinzessin. In ihrem Pass steht eigentlich Kenizé Hussain de Kotwara - Mourad ist ihr Synonym, abgeleitet aus dem Namen ihres royalen Großvaters. Meine Familie musste fliehen, als das Sultanat nach dem ersten Weltkrieg in der Türkei abgeschafft wurde. Ihre Mutter ging in den Libanon, wo sie Kenizés Vater, den indischen Radschah von Badalpur, traf. Die beiden heirateten. 1939 wurde Kenizé Mourad dann in Paris geboren. Verarbeitet hat sie die Geschichte ihrer Mutter in ihrem Bestseller Im Namen der toten Prinzessin.
Für ihr neues Buch sprach sie mit Palästinensern und Israelis, zeichnete deren Sichtweisen auf. Das Buch ist ihr auch persönlich sehr wichtig. Es ist aber keine politische Analyse, betont sie. Ich lasse die Menschen sprechen. 15 Jahre hatte die Pariserin für das Buch recherchiert - während sie als Kriegsreporterin und Nahost-Expertin für die französische Wochenzeitung Nouvel Observateur schrieb. In der Zeit erlebte sie unter anderem in Teheran die iranische Revolution und berichtete über den Krieg im Libanon - brenzlige Situationen inklusive. Etwa als sie im Iran mit anderen Journalisten beschossen wurde. Oder als ein Kind mit einer Waffe auf sie zielte.
Geplant war die Karriere als Reporterin nicht - eigentlich wollte die selbstbewusste Frau Medizin studieren. Stattdessen belegte sie Soziologie und Psychologie an der Sorbonne und begann danach, für den Nouvel Observateur zu schreiben. Ich bin Journalistin geworden, um zu versuchen, den Menschen die Mentalität und Gewohnheiten der Einwohner des Nahen Ostens zu erklären. Ihre Eltern waren Moslems, die Mutter Sunnitin, der Vater Schiite. Sie haben gezeigt, dass beide Kulturen problemlos zusammenleben können.
Kenizé Mourad, Der Duft unserer Erde. Ares Verlag, Graz, 336 Seiten. 19,90 Euro.