Müller setzt gegen Barça auf „Extra-PS” - Sabitzer startet
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München – Thomas Müller war schon wieder bester Laune und hatte zum Wiedersehen mit Robert Lewandowski auch gleich einen Witz parat.
„Der Sadio (Mané) hat mir die letzten zehn Tage immer als Scherz gesagt, ich soll nicht aus Versehen einen Pass zu Lewy spielen”, erzählte Müller und sorgte damit für einige Lacher im Plenum, als er in der Allianz Arena über die prickelnde Champions-League-Kraftprobe des FC Bayern München mit dem FC Barcelona und seinem langjährigen Fußball-Kumpel Lewy sprach.
Die Bayern fühlen sich bereit für einen großen Abend auf Europas Bühne, daran ändern auch drei ärgerliche Liga-Unentschieden nichts. „Es gibt diesen Effekt, dass man große Spiele in der Bundesliga und Champions League auch als Profi als größeren Höhepunkt betrachtet. Da ist schon ein Extra-Reiz da, die Extra-PS auf die Straße zu bringen, bekannte Müller, der nach dem 2:2 am Wochenende gegen Stuttgart noch erstmals in dieser Saison richtig „sauer” gewesen war.
Am Dienstag wird Müller 33 - und sein Wunsch ist klar. Er mag sich seine Geburtstagsparty am Abend (21.00 Uhr/Amazon Prime Video) mit über 70.000 Gästen im Stadion auf keinen Fall von „Mr. Lewangoalski” verderben lassen, wie er den Weltfußballer gerne nennt. Barça-Schreck Müller (acht Tore in sieben Duellen) hat für Lewandowski diese Rolle vorgesehen: Die des Gratulanten - und nicht die als Party-Crasher.
„Es wird noch dauern, bis dieser überragende Stürmer Vergangenheit ist”, sagte Müller zu Lewandowskis achtjährigem Wirken in München. Das Spiel ist auch ein wichtiges Duell für Bayerns neuen Topstürmer Mané, der Lewandowski vergessen machen soll. „Sadio fehlt so ein Dosenöffner”, sagte Trainer Julian Nagelsmann zum 30-Millionen-Import aus Liverpool, der nach einem Traumstart gerade nicht mehr trifft.
Nun kommt Lewandowski in die Arena zurück - und muss gestoppt werden. Müller weiß, wie's geht - zumindest theoretisch: „Wann ist ein Topstürmer gefährlich? Wenn er in und um den Strafraum den Ball bekommt.” Trainer Julian Nagelsmann verriet, wie genau das verhindert werden soll: „Wir müssen viele Pässe und Flanken auf ihn unterbinden. Dann kann auch der torgefährlichste Spieler keine Tore machen.”
Sabitzer wieder in Startelf
Nagelsmann grübelte noch, ob er den Lewy-Kenner Dayot Upamecano oder den neuen Abwehrchef Matthijs de Ligt neben Lucas Hernández im Zentrum aufbieten wird. Im Mittelfeld legte er sich bereits fest: Marcel Sabitzer beginnt neben Joshua Kimmich.
Nagelsmann erwartet für seine gerade sehr wechselhafte Mannschaft „eine schöne Standortbestimmung gegen ein Topteam in Europa, das aufgerüstet hat und angreifen will”. Die Bayern waren zuletzt Barças Angstgegner: 8:2, 3:0, 3:0 lauteten die noch frischen Demütigungen für die stolzen Katalanen. Nagelsmann kassierte diese Statistik: „Sie haben einen ganz anderen Geist. Die Eindrücke der letzten zwei, drei, vier Duelle gegen Barcelona kann man von der Festplatte löschen.”
Als Lewandowski um die Mittagszeit mit seinen neuen Kollegen um Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen im Teamhotel am Englischen Garten ankam, winkte er kurz ein paar wartenden Fans zu. Wie wird er in der ausverkauften Arena aufgenommen? „Ich freue mich, wenn unsere Fans ihn gut empfangen. Er war ein wichtiger Teil der Bayern-Familie”, sagte Nagelsmann. Lewandowski hat in München alles gewonnen, er ist als Bayern-Profi zum Weltfußballer emporgestiegen.
Mit dem in diesem Sommer erzwungen Wechsel nach Barcelona hat der nie nahbare Weltklassespieler aber auch viele Sympathien eingebüßt, ungeachtet der 45-Millionen-Euro-Ablöse, die es für ihn gab.
Lewandowski auch in Barcelona treffsicher
Seine aktuelle Tor-Produktion drosseln will der 34-Jährige gegen seinen Ex-Club garantiert nicht. Lewy macht im Barcelona-Trikot einfach da weiter, wo er in München aufhörte: Er trifft am Fließband. Sechs Tore sind es nach fünf Ligaspielen in Spanien, drei waren es beim 5:1 gegen Viktoria Pilsen zum Königsklassen-Start. Sein Trainer Xavi stimmte erste Lobeshymnen auf ihn an: „Lewandowski würde ich für keinen Spieler der Welt eintauschen. Mit seiner Siegermentalität steckt er uns alle an”, sagte die Barcelona-Ikone Xavi.
Auch als Gegner hat Lewandowski die Bayern schon geärgert - und zwar während seiner Dortmunder Zeit: Beim triumphalen 5:2 der Borussia im DFB-Pokal-Finale 2012 etwa erzielte Lewandowski gleich drei Tore gegen Manuel Neuer, der vorm Wiedersehen bemerkte: „Wir alle kennen den Lewy aus dem Training. Wir wissen, welche Fähigkeiten er hat. Aber er weiß auch, dass es nicht einfach ist, gegen uns zu spielen.”